12.11.2018
Nach 8 Wochen „stehen“, 2 Spritzen Hyaluronsäure und einer Flasche „Power Joint“ heute die Kontrolle durch den Tierarzt. Ich habe Tammi im Schritt etwas aufgewärmt und dann musste sie gefühlt ziemlich lange an der Longe traben. Nicht einfach, sie flott laufen zu lassen, ohne dass sie bockt oder rast, ging aber einigermaßen. Sie ist einmal vorne gestolpert und einmal hinten weggerutscht, aber Dr. Bey meint, das ist ok, ihr fehlt halt jetzt die Stützmuskulatur. Ansonsten war er sehr zufrieden und wir dürfen mit dem Aufbautraining beginnen. Der Bewegungsplan sieht folgendermaßen aus:
Wir können reiten und longieren, reiten auch gerne im Gelände. Steigung und Gefälle ist nicht ideal aber ok. Sie soll am Besten täglich bewegt werden. Schritt können wir „ohne Limit“ und täglich reiten. Trab 3-4x pro Woche jeweils 10 Minuten, nach 4 Wochen auf 20 Minuten Trab steigern, nach 8 Wochen auf 30 Minuten. Das ist nach Dr. Bey nur die Bewegungstherapie und noch keine Arbeit. Puh, da haben wir was zu tun und das Pony ordentlich was zu laufen (ob sie weiß, dass das noch keine Arbeit ist 😳).
Sie bekommt 8 Wochen ein Gelenkpräparat, das ist ein Pulver und kommt ins Futter.
In acht Wochen ist dann noch mal Kontrolle mit Ultraschall.
Ponykummer
Zwischenstandsmeldung
Kleine Zwischenstandsmeldung zu Taminas Knie:
Anhand sehr schöner, dicker und zum Glück geliehener (weil sehr teuer) Anatomiebücher habe ich gelernt: der Meniskus ist gar kein Band, sondern eine Art Bandscheibe im Knie, die zwischen den Knochen sitzt und etwa die Form eines Halbmondes hat.
Und man schreibt das Ding mit „e“, nicht mit „i“. Also schon mal was gelernt. Ich bitte, die Fehler im vorangegangenen Beitrag zu entschuldigen 😬
Eine Tierheilpraktikerin hat versucht, mir zu zeigen, woran man erkennt, dass ein Pferd lahmt. Seitdem schaue ich allen Pferden intensiv auf Beine, Po und Rücken, studiere alte Videofilme vom Pony, lasse Trab-Sequenzen Bild für Bild ablaufen… Ich sehe es einfach nicht 😫 Mal habe ich den Eindruck, dass sie alle lahm sind, dann wieder kann ich nichts entdecken. Es ist zum verrückt werden.
Tammis Laune ist so lala. Ich füttere PerNaturam Balsama, gebe 4 Tropfen Bachblüten über das Futter und versuche, mich so viel wie möglich mit ihr zu beschäftigen. Ich habe den Eindruck, es hilft ein wenig.
Relativ intensiv kommen die TTouches und Körperbänder von Linda Tellington-Jones zum Einsatz. Etwas, womit ich mich schon lange beschäftigen wollte und nie genug Zeit hatte. Jetzt nutze ich eben die Zeit, in der ich sonst geritten wäre.
Außerdem habe ich 1/3 der Heuration durch Stroh ersetzt. Auch das stand schon länger auf der To-Do Liste und hat jetzt eine Initialzündung bekommen. Immer schön auf das Positive gucken.
Meine Laune ist mehr so Achterbahn, mein armer Mann schaut schon ganz leidend. Zum Glück kann er mich immer wieder aufmuntern und mir die schlimmsten Ängste nehmen.
Vor Weihnachten steht noch eine Untersuchung an, dann können wir hoffentlich mit dem Aufbautraining starten.
Diagnose
Der Tierarzt war eine gute Stunde da und hat sich Tammi im Schritt und Trab auf beiden Händen angesehen und eine Lahmheit hinten rechts gesehen. Er meint, das ist ganz normal, dass wir das nicht gesehen haben, dafür wäre er ja da.
Danach haben wir das rechte Hinterbein komplett geröntgt, sowie beide Vorderhufe.
Am Schluss noch Ultraschall am rechten Knie.
Diagnose:
im Röntgenbild ist das rechte Hinterbein völlig in Ordnung. Am linken Vorderhuf war etwas zu sehen, dass auf eine leicht höhere Belastung hinweist. Die beiden Vorderhufe stehen leicht unterschiedlich, der Hufschmied bekommt die Bilder und soll beim nächsten Beschlag vorne links etwas flacher stellen eine Luvex Einlage mit Polster rein machen.
Im Knie hat Der Tierarzt eine Verletzung am Innenminiskus gesehen und das Kniegelenk ist gefüllt, was auf eine Entzündung hinweist. Außerdem Verwachsungen am Miniskus. Damit haben wir einen chronischen Bandschaden 😕
Er meint, das kommt von einer zu schnellen, engen Wendung, bei der sich das Knie verdreht hat, vielleicht auch von einem Sturz. Das kann sowohl auf der Koppel, als auch beim Reiten passiert sein. Er vermutet aber eher Koppel. Genau lässt sich das wohl nie herausfinden. Jedenfalls liegt das schon einige Wochen bis Monate zurück. Das Stolpern rührt seiner Meinung nach daher, dass ihr das rechte Knie weh tut und sie dadurch versucht, die Hinterhand nicht zu belasten. Das führt zur Überlastung der Vorhand und damit zum Stolpern.
Therapie:
Der Bandschaden lässt sich leider nicht heilen, aber therapieren. Beim Sportpferd käme jetzt MRT, dann OP, dann Aquatraining. MRT und OP bleiben Tammi erspart, Aquatraining kann ich mir nicht leisten. Daher gibt es die etwas einfachere Variante:
Tammi bekommt in den nächsten Wochen zwei Injektionen mit Hyaluronsäure ins Kniegelenk, dazu ein Nahrungsergänzunspräparat.
In den nächsten 6 Wochen soll das Knie geschont werden. Das heißt: auf die Koppel und zurück führen, damit sie auf dem Weg keine Faxen macht. Maximal 1 Stunde am Tag im Schritt bewegen (führen oder reiten). Keine engen Wendungen, keine Seitengänge, kein Trab, kein Galopp.
Ob und wie es uns gelingt, das Pony ruhig zu halten und das Knie zu schonen, ob und wie die Sehne sich erholt, ob das Knie wirklich Ursache für die Stürze war, das werden wir sehen.
Auf die Fresse geflogen
Tammi stolpert immer wieder. Sie knickt mit dem Vorderbein beim Laufen am Fesselgelenk nach hinten weg und muss das dann mit dem anderen Bein abfangen. Das hat sie schon lange, bisher war das kein Problem, weil sie sich immer noch gut abfangen konnte und es auch nicht häufig vorkam. Aber jetzt ist sie schon zwei Mal richtig gestürzt. Einmal während der Reitstunde auf dem Reitplatz im Galopp. Meiner Reitbeteiligung ist zum Glück nichts passiert und Tammi auch nicht. Aber letzte Woche ist sie schon wieder gestürzt, auf einem ebenen Waldweg im Trab mit meiner anderen Reitbeteiligung 😕 Zum Glück auch nicht viel passiert aber trotzdem schlimm.
Über das Stolpern habe ich mir schon oft Gedanken gemacht und jetzt bin ich an dem Punkt, an dem ich die klassischen möglichen Ursachen abgearbeitet habe: Ausrüstung passt, Hufe werden alle 8 Wochen von einem guten Hufschmied beschlagen, Zähne 1x im Jahr vom Pferdezahnarzt gemacht. In der Ausbildung sind wir auch auf einem guten Weg mit einer tollen Reitlehrerin und ich habe regelmäßig Stangenarbeit gemacht.
Ich denke wirklich, dass was körperliches die Ursache ist, weil sie in den Situationen, in denen sie stolpert nicht träumend vor sich hin schlurft, sondern konzentriert gearbeitet hat. Und auch nicht nur bei einem Reiter, sondern bei unterschiedlichen.
Ich habe Tammis Züchtern geschrieben, ob es einen ähnlichen Fall bei Verwandten von Tammi gab, weil ich mir die Suche nach der Ursache leichter vorstelle, wenn man weiß, wonach man suchen soll. Die herzensguten Züchter haben mir noch am gleichen Abend geantwortet. Ich war zutiefst gerührt, 5 Jahre nachdem ich Tammi gekauft habe, kümmern sie sich immer noch rührend und nehmen Anteil. Das nenne ich mal richtig tolle Züchter!
Danach bin ich dem Rat meines Mannes gefolgt und habe einen Tierarzt gerufen. Wir kennen den Tierarzt schon länger und er ist Spezialist für den Bewegungsapparat. Was er gesagt hat, folgt im nächsten Beitrag.
Eine positive Schmied-Erfahrung
Heute haben wir unter Idealbedingungen entspannt vier Eisen an Tammis Hufe bekommen.
Idealbedingungen heißt: Tammi war satt, zufrieden und müde nach der Nacht auf der Weide, alle Pferde waren im Stall, es war noch angenehm kühl und noch keine Bremsen und nur wenig Fliegen unterwegs. Ich bin mittlerweile entspannter und mein Mann war zum Aufhalten da. Außerdem konnten wir an gewohnten Putzplatz beschlagen, da der inzwischen gepflastert ist. Und natürlich gehört ein ausreichender Vorrat an Bananen zu den Idealbedingungen. Sehr empfehlen kann ich auch die TTouches an den Ohren, ich habe den Eindruck, das hilft wirklich.
Entspannt heißt, dass ich wirklich keine Anzeichen von Stress an Tammi bemerkt habe. Ich hatte zwar keinen Pulsmessgerät im Einsatz, aber ich bilde mir ein, mein Pony inzwischen so weit zu kennen, dass ich das korrekt beurteilen kann. Bei den letzten Schmied-Terminen, auch wenn Tammi brav war, war deutlich Stress erkennbar.
Wir haben eine positive Schmied-Erfahrung erreicht, ich hoffe, es folgen noch viele weitere!
Hufschmied – vierter Teil
Im neuen Zuhause konnte Tammi barhuf gehen und die Hufbearbeitung hat mein Mann gemacht. So hatte ich jederzeit die Kontrolle darüber, was wann warum wie lange gemacht wird. Trotzdem sind wir dran geblieben und haben geübt: Hufe auf den Hufbock stellen und möglichst lange oben lassen. Ausbalanciert auf drei Beinen stehen. Angebunden länger stehen am Beschlagsplatz. Balance- und Dehnungsübungen nach einem uralten Artikel von Linda Tellington-Jones. Das alles hoch frequentiert positiv verstärkt.
Warum?
Weil ein Beschlag immer medizinisch notwendig werden kann und ich mich als Mensch in der Verantwortung sehe, mein Pferd auf diese Situation vorzubereiten. Ich finde es unfair, sowohl dem Pferd, wie auch dem Schmied gegenüber, wenn sie im „Notfall“ zusehen müssen, wie sie miteinander klar kommen. Eine Erfogsgeschichte wird das leider trotzdem nicht.
Als ich schwanger wurde, habe ich beschlossen, Tammi für die Zeit der Schwangerschaft beschlagen zu lassen. Einfach damit ich sie bewegen kann, ohne mit dickem Bauch Hufschuhe dranfummeln zu müssen.
Mein Mann ist sehr souverän und erfahren, so dass ich den eigentlichen Hufschmiedtermin ihm überlassen habe. Ich wollte Tammi nicht wieder mit meiner Unsicherheit verunsichern. Der erste Termin lief gut, der zweite so lala, beim dritten gingen zwei Halfter drauf. Also wieder zurück auf Start.
Ich habe unseren Schmied darum gebeten, dass beim nächsten Mal jeweils nur zwei Hufe beschlagen werden und wir zwei getrennte Termine für Vorder- und Hinterhufe machen. Begeistert war er nicht, aber ich habe mich durchgesetzt und bin froh darüber. In meinem Umfeld hörte ich mehrmals den Satz: wenn sie brav ist, können wir ja doch gleich alle vier Hufe machen. Lernpsychologisch totaler Käse. Wenn sie brav ist hören wir erst recht auf. Es ist nicht immer einfach, in so einer Situation seinen Standpunkt zu behalten, aber es lohnt sich.
Und noch ein paar Kleinigkeiten haben wir verändert: Tammi wurde nicht angebunden, sondern meine Reitbeteiligung und ich haben Tammi gehalten, am Kopf gekrault und (ganz wichtig) uns unterhalten. So kamen wir gar nicht erst in Stress.
Ja, es war deutlich mehr Aufwand, auch finanziell. Ja, ich kam mir zeitweise albern vor, so einen Aufriss zu machen. Aber Tammi war bei beiden Terminen super brav. Und das, obwohl ich das Gefühl hatte, sie hat innerlich Stress.
Es ist immer gut, sich Hilfe zu holen und sich Ratschläge anzuhören, aber am Ende muss man sich doch selbst Gedanken machen und auf sein Pferd hören. Denn nicht dein Trainer, Stallbetreiber, Stallkollege, Lieblingsbuchautor, Reitlehrer, Schmied muss am nächsten Tag deinem Pferd in die Augen schauen und sagen: ich habe richtig für dich entschieden. Das musst du allein.
Hufschmied, dritter Teil
Wieder Hufschmied, diesmal mit dem guten Gefühl, die richtige Entscheidung getroffen zu haben: ich habe um Hilfe gebeten.
Tammis Züchter, die sie vom ersten Tag an kennen und schon hunderte von Pferden haben beschlagen lassen, waren da. Meine Aufgabe war es, quasi nicht da zu sein. Tammi bekam zusätzlich etwas Beruhigungsmittel und alles lief ruhig, entspannt und gelassen ab.
Ein schöner Erfolg. Mein Pony geht mit der Erfahrung, dass Schmied kein Stress sein muss, aus der Situation heraus.
Ich war dennoch ein paar Tage traurig. Weil deutlich geworden ist, wie unsicher und nervös ich in der Situation bin. Wie wenig ich mich selbst beruhigen kann. Weil ich meinem Pony bei den Malen zuvor nicht der Fels in der Brandung war, den sie gebraucht hätte (ich war leider eher der Sturm, der die Wellen erst hat anschwellen lassen).
Ich wünsche mir mehr Vertrauen. Mehr Vertrauen im mich und mein Bauchgefühl. Mehr Vertrauen in mein Pony, das mir offen und zugewandt entgegentritt. Mehr Vertrauen, dass zwischen uns eine wertvolle Partnerschaft wächst.
Ich bin dankbar, dass es Menschen gibt, die für uns da sind. Menschen, die nicht auf mich herabschauen, weil ich Schwäche zeige, sondern uns helfen, aus der Situation zu lernen und sie später allein bewältigen zu können. Danke!
Frau Tamina und der Carrot-Stick
Bereits sehr früh in unserer gemeinsamen Zeit bemerkte ich, dass Tamina Angst vor dem Carrot-Stick hat. Vielmehr vor einer ganz bestimmten Bewegung des Stick mit der entsprechenden Flugbahn des Seilchens: von schräg hinten oben kommend.
Etwas ratlos beschloss ich, die Zeit für mich arbeiten zu lassen und den Stick zu nutzen, ohne dass dabei etwas für Tammi unangenehmes geschieht. Unbewusst habe ich in der folgenden Zeit wohl genau diese Bewegung vermieden und über die vielen anderen kleinen „Baustellen“ geriet das Thema offen gestanden in Vergessenheit.
Bis mich vor kurzem eine Freundin besuchte und eben diese Bewegung mit dem Stöckchen machte, ohne sich etwas dabei zu denken. Als Tammi mit schreckgeweiteten Augen rückwärts durch die halbe Reithalle floh wurde mir klar, dass wir an diesem Thema arbeiten müssen.
Meine Freundin kam gerade von einem Honza Bláha Kurs und bemühte sich, mir dessen Konzept zu vermitteln. Ich habe dann mal irgendwas gemacht was sich grob so beschreiben lässt: ich schwinge mit reichlich Abstand zum Pony den Carrot-Stick und höre damit auf, sobald Pony zu mir kommt. Frei nach dem Motto „Komm zu mir und alles wird gut“ – klingt doch nach einem plausiblen Konzept. Pony hat das auch ziemlich schnell verstanden.
Dass dieses Konzept so seine Tücken hat, bemerkte ich beim nächsten Longieren. Sobald ich das Stöckchen auch nur leicht erhob, drehte Frau Tamina sich zu mir und kam in die Mitte. Hatte ich ihr ja so beigebracht. Und da bei mir in der Mitte stehen sowieso ihre Lieblingsbeschäftigung ist, ist ihr das natürlich die liebere Variante, als weiter auf dem Zirkel zu marschieren. Schlaues Pony…
Ich brauchte eine Weile, um zu kapieren, was hier gerade schief läuft und warum. Wir beendeten diese Einheit recht schnell und beiderseitig frustriert.
Nach viel Nachdenken ziehe ich für mich daraus die Lehre, mir in Zukunft sehr genau zu überlegen, was ich tue, wie ich es tue und warum ich es tue. Ganz besonders dann, wenn es eine neue Idee ist. Denn oft liegt die Tücke im Detail und mit „irgendwas“ überzeugt man Pferd sicher nicht von seiner Führungskompetenz…
Und so sind wir weiter auf der Suche nach einem ausgewogenen Verhältnis zum Carrot-Stick.
Und dann kam der Schmied…
Was macht man mit einem so jungen Pferd? Sehr viele sehr kleine Schritte! Wir lassen uns mit allem viel Zeit, es drängt uns keiner und wir haben noch viele gemeinsame Jahre vor uns. Tammi darf sich an ihre neue Umgebung, ihre neuen Freundinnen und ihre neuen Menschen gewöhnen. Ich arbeite kurz, konzentriert und spielerisch mit ihr. Zerlege Stress und Aufgaben in viele kleine Teile, die wir einzeln angehen und dann wieder zusammenfügen. So sammeln wir viele kleine Erfolgserlebnisse und schaffen eine positive Grundstimmung. Die Idee geht auf und schon bald schenkt Tammi mir die ersten Königinnenmomente.
Und dann kam der Schmied…
Ihre weidegewöhnten Barhufe kamen nicht mit dem Betonuntergrund unter der Heuraufe zurecht. Ich merkte es zu spät, sie ging klamm, musste auf einem kleinen Extrasandpaddock stehen und letztendlich beschlagen werden. Die Woche auf dem Extrapaddock nutzte ich, um ihre Beine in alle nur erdenklichen Richtungen zu heben und zu ziehen und mit Hufratzer und vielem mehr gegen ihr Hufe zu klopfen und zu hämmern. Das alles mit vielen Pausen, viel kuscheln und viel loben und zuletzt auch recht problemlos. Dass Hufe heben nicht gerade Tammis Lieblingsübung ist, möchte ich an dieser Stelle nicht verschweigen, aber wir hatten passable Fortschritte gemacht. Der Tag des Hufschmieds war da, Tammis Laune miserabel und ich furchtbar aufgeregt und angespannt. Der Schmied leider auch. „Ich habe keine Angst, ein junges Pferd zu beschlagen“ warf er sich in die Brust und unter viel Schimpfen, Schreien und einigen ziemlich kräftigen Knuffen in Tammis Bauch waren nach ca 45 Minuten vier Eisen drauf. Ich fühlte mich grauenvoll und unsere Beziehung hat ihre ersten Schrammen.
Mittlerweile ist die tägliche Hufpflege dank eines kleinen Tricks völlig unproblematisch: wenn sie wegzieht oder hampelt bleibt der Huf oben, erst wenn sie sich entspannt, dann aber sofort, wird abgesetzt. Und auch die Eigenheit, mit den Hinterbeinen beim Absetzten genervt zu kicken, haben wir so gelöst: das Bein muss dann leider noch mal aufgenommen und „anständig“, d. h. selbstständig und langsam abgesetzt werden. Das Pony ist schlau, schon nach kurzer Zeit hat sie gemerkt, dass es viel schneller geht, wenn sie mitmacht.
Zweite Runde
Einigermaßen optimistisch ging es also in die zweite Runde: mit einem neuen Schmied, der als besonders geduldig gilt und auch immer eine kompetente Hilfe dabei hat. Zunächst war auch alles in Ordnung, Tammi besah sich neugierig die „fahrende Werkstatt“ und die zwei neuen Menschen, hob brav alle vier Füße und ich fing schon an, erleichtert aufzuatmen. Da kam der Faktor Zeit ins Spiel: nach einer Weile war mein Pony der Ansicht, dass es jetzt genug ist und begann wieder, die Hufe weg zu ziehen. Der Schmied arbeitete ruhig und ohne großes Schimpfen weiter mit ihr. Noch eine Weile später sagte uns das Pony, dass es nun wirklich genug ist und begann wieder zu kicken. Mir wurde mulmig und ich betete innständig, der Schmied möge sich beeilen. Das tat er nicht und mein Pony beschloss, da sie ja offensichtlich nicht verstanden wurde, noch deutlicher zu werden und trat beherzt nach dem hinter ihr vorbeigehenden Schmied. Es war ein eindeutiges: der soll weg, mir reichts. Dass an dieser Stelle dem gutmütigsten Schmied der Geduldsfaden reißt, ist nicht verwunderlich. Es gab eine kurze, sehr deutliche Zurechtweisung. Nun lagen bei allen Beteiligten die Nerven blank, dennoch kam auch dieser Termin irgendwie zu einem Ende. Nach 1 1/2 Stunden mit vier Eisen an den Füßen und einem schlechtem Gefühl im Bauch.
Das ist jetzt 6 Wochen her und damit rückt der nächste Hufschmiedtermin unaufhaltsam näher. Und ich bin mit meinem Latein am Ende. Ich kann Tammi beibringen, die Füße zu heben. Ich kann sie an den Platz, an dem beschlagen wird, gewöhnen, indem ich sie dort anbinde, putze und füttere. Ich kann ihr Vertrauen in mich stärken, indem ich mich wie ein zuverlässiger Partner verhalte. Aber wie um alles in der Welt erkläre ich ihr, dass ich verstanden habe, dass sie nicht mehr kann und will, sie aber leider trotzdem durchhalten muss???