Der Fitnesstest

Eigentlich hatte ich heute einen perfekten Ausritt: Wetter perfekt (15 Grad und sonnig), Pony mega brav und lauffreudig ohne zu drängeln oder zu eilen, Schritt, Trab, Galopp mit lockerem Rücken, der Wald menschenleer, die Wege weder zu nass, noch zu trocken… Alles perfekt!

Ein guter Tag für einen Fitnesstest, dachte ich mir. Also Pulsmessgerät (Polar, älteres Modell) rausgekramt, Strecke im Kopf geplant, lange Galoppstrecke inklusive, nochmal nachgelesen, wie es geht (Constanze Röhm: „Purzel speckt ab“, S.99 ff), App zum Aufzeichnen der Strecke gestartet (All Trails) und los geht’s. Dann kam der Frust:

Auch mit sorgfältigem Anfeuchten von Pferd und Sensoren liefert das Pulsmessgerät erst mal keine Werte (Pony ist halt ein kleines Heizöfchen und schnell wieder trocken) und der Sensor, den man am Schulterblatt unter den Sattel schiebt, rutscht dauernd raus. Also schon mal kein Wert für den Ruhepuls. Die ersten Werte sind dann auch ziemlicher Quatsch (158 Schläge pro Minute im ruhigen Schritt auf ebener Strecke?!?), aber daran habe ich mich schon gewöhnt (ist ja nicht mein erster Versuch). Nach 30 Minuten ist Pony zart angeschwitzt, der Sensor sitzt, das Pulsmessgerät liefert einigermaßen plausible Werte. Ich versuche, ein Gefühl dafür zu bekommen, welchen Puls in welcher Gangart sie hat. Hier ergibt sich die nächste Hürde: meine Augen sind im letzten Jahr echt schlecht geworden, spätestens im Trab bräuchte ich eigentlich eine Lesebrille, um auf dem Pulsmesser noch überhaupt irgendwas zu erkennen, von Galopp will ich garnicht reden und die Uhr kann ich auch kaum lesen. Das wirft die Frage auf: investiere ich als nächstes in eine Gleitsichtbrille oder in ein Pulsmessgerät, das die Werte per Sprachausgabe mitteilt und überhaupt mit dem Smartphone kompatibel ist. Soweit ich es erkennen konnte, steigt der Puls in Schritt und Trab eher nach Steigung des Weges als nach Gangart: ebene Strecke oder bergab ca 60-70, leichte Steigung 90-100 Schläge pro Minute. Ob und wann der Puls sprunghaft ansteigt, kann ich beim besten Willen nicht erkennen. 

Egal, für den Maximalpuls brauche ich eine ordentliche Galoppstrecke, ich habe auch schon eine gute Strecke im Kopf, leider finde ich sie heute nicht. Wir haben hier ein wunderbares Ausreitgelände, viel Wald, viel Bergauf/Bergab, aber halt nicht so arg viele lange Galoppstrecken. Die richtig guten sind alle ein Stückchen weg, also da, wo ich mich nicht so gut auskenne. Und heute habe ich wohl irgendwo die falsche Abzweigung genommen. Galoppieren tun wir trotzdem (wenn Tammi es schon so nett anbietet), allerdings auf einer Strecke, auf der ich sehr auf den Weg (Steine, herabhängende Äste, etc.) achten muss und nicht so richtig Stoff geben kann. Hier kommen wir auf ca 190 Umdrehungen. Nach mehreren kurzen Galopps (Galoppen, Galoppaden?) versuche ich Atemfrequenz, Puls und Uhr gleichzeitig im Auge zu behalten, wegen der Erholungsdauer und mir das Ergebnis irgendwie zu merken. Was soll ich sagen, hat nicht so geklappt. 

Aber ich lasse mich nicht entmutigen und versuche, dran zu bleiben. Sollten daraus irgendwelche Erkenntnisse erwachsen, lasse ich euch gerne teilhaben…

Pferd und Technik

Tammi ist auf Diät. Eigentlich permanent. Ich gebe gefühlt deutlich mehr Geld für Fressverhinderungsmaßnahmen aus, als für Futter. Meine neuste Anschaffung dient jedoch nicht der Begrenzung der Futteraufnahme, sondern der aktiven Fettverbrennung durch Bewegung: Tammi hat jetzt ein Pulsmessgerät. Damit wir effektiv im idealen Fettverbrennungs-Pulsbereich arbeiten können. 

Spätestens als ich mit ihr Equikinetik mit Timer und Pulsmesser gemacht habe, habe ich mich gefragt: wo bleibt da die Beziehung, das Miteinander, die schönen gemeinsamen Momente? Da muss man schon aufpassen, dass man vor lauter Geräte-gucken das Pferd nicht aus dem Blick verliert.

Trotzdem bin ich froh über die Anschaffung. Schöne gemeinsame Momente können wir nur haben, wenn wir beide gesund sind. Und das Pulsmessgerät spornt mich dazu an, doch hier und da zu traben, wo ich sonst im Schritt entlag gebummelt wäre. Oder eben ein fleißigeres Tempo zu fordern. Außerdem macht es Spaß, mehr über sein Pony zu lernen: wann muss sie sich tatsächlich wie sehr anstrengenden? Wo liegt der Ruhepuls (das konnte ich mir vorher nie merken)? Ich denke auch, dass ich es mal beim Schmied anlegen werde, um zu sehen, wie sehr sie sich innerlich aufregt und wie viel davon ihr anzumerken ist.

Fazit: Wenn man an einen Pulsmesser kommt, ohne dass es ein großes Loch in die Pony-Kasse reißt, ist es eine durchaus lohnende Anschaffung.

27.6.2019

Reiten 2.0

Pulmesser links, Armbanduhr rechts vom Sattelhorn, so habe ich alles im Blick und die Hände frei für die Zügel 😃