Regenreitrock

Regenreitrock

Pferdefrau unterwegs“ Maren Brümmer hat mich mit ihrem YouTube Video „Regenschutz für Wanderreiter und Reiter – was funktioniert – was nicht? |Ausrüstung Wanderreiten“ auf die Idee gebracht, mir einen Regenreitrock zu nähen. Und da ich keine Anleitung hatte, habe ich selbst ein Design entworfen und zeige hier die Entstehung meines ersten Reitrocks.

Zunächst habe ich ganz viel YouTube geschaut, alle möglichen Reitrock-näh-Tutorials. Irgendwo hieß es: Taillenumfang geteilt durch 6,28 ergibt den Radius für das Loch in der Mitte. Bei mir hat das irgendwie hingehauen. 

Aus einem alten Bettlaken habe ich einen Prototyp erstellt. Das Schöne an alten Bettlaken ist, dass man einfach mal irgendwie zurechtschneiden, ausprobieren, wieder drannähen und sich Notizen direkt auf dem Stoff machen kann. 

Nach zwei Proberitten in ein altes Bettlaken gehüllt (ich glaube, die Waldspaziergänger fanden mein Outfit irgendwie merkwürdig) ging’s ans Stoff kaufen. 

Da ich den Stoff gerne anfassen wollte, bin ich ins größte Stoffgeschäft in der Umgebung gefahren. Dort gab es dann genau zwei wasserdichte Stoffe. Gut, dann fällt das Entscheiden leichter. 

Ich habe mich trotz 200g/qm für den gelben Stoff mit den kleinen Ankern entschieden. Der fühlt sich gut an und man muss nicht säumen, da nichts ausfranst. Der andere wäre deutlich leichter, aber auch flatteriger und schwieriger zu verarbeiten gewesen. 

Dummerweise war ich mit meiner kleinen Tochter im Stoffgeschäft, so dass ich, bevor es mit meinem Reitrock weiter ging, erstmal ein Einhorn-Kleid nähen musste… 

Beim Verarbeiten des schönen, gekauften Stoffes hatte ich vor lauter Aufregung einen kleinen Blackout. Die simpelsten Grundlagen des Nähens sind mir entfallen. So habe ich in einem Anfall von geistiger Umnachtung (war auch spät abends) den Schnitt vom Prototyp mit Kugelschreiber auf die Vorderseite vom Stoff übertragen. Jetzt sind teilweise Linien auf meinem Rock! Ich fasse es nicht. Auch bedurfte es zwei Gläser Rotweins, um die Schere in die Hand zu nehmen und zuzuschneiden. Dabei war der Stoff garnicht so teuer: bei 135 cm Breite habe ich 2 m gekauft, das macht 32,-€.

Außerdem war ich gründlich vorbereitet: auf einem kleinen Stoffstreifen habe ich das Nähen, die selbstklebenden Klettbänder und Sekundenkleber getestet. Sekundenkleber habe ich letztendlich nicht benutzt, wäre aber auch gegangen.

Schnittmuster Regenreitrock
Mein Stoff war 200 x 135 cm groß und weil der Rock nicht ganz rund, sondern irgendwie ellipsenartig ist, hat er genau gepasst.

Das Schnittmuster ist letztendlich recht simpel: es ist ein ganzer Tellerrock (also der gesamte Kreis) mit einem Loch in der Mitte. Die Seiten sind bei mir etwas länger, das kann man nach eigenem Belieben und der Größe des Stoffes variieren. Aus dem „Teller“ habe ich für das Vorderteil ein Stück herausgeschnitten, das ein bisschen größer ist als ein Viertel. Die beiden kleinen „Halbmonde“ kommen später um das Knie und werden mit Klett fixiert. Der Rechteckige Streifen wird als Bund angesetzt und ein breites Gummiband mit Verschluss hindurch gezogen. Das Gummiband habe ich im Bund hinten mit einer Naht fixiert, damit es nicht raus rutschen kann. 

Der „Latz“ wird an den Bund geklettet und sitzt damit etwas höher. Dadurch überlappt er den Rock an den Oberschenkeln und der Regen kann nicht zwischen Bein und Sattel laufen. Bei mir ist das Vordergepäck mit dem Latz gut abgedeckt. 

Fast alle Klettbänder sind geklebt, mal schauen, wie lange das hält. Wenn man sie aufnähen möchte, muss man Nahtversiegelungsband verwenden, damit die Naht wasserdicht ist. Wie das geht, konnte mir nicht mal die unfassbar nette und geduldige Fachverkäuferin im Geschäft erklären, deshalb habe ich das erstmal gelassen.

Es ist sinnvoll, sich mit dem halbfertigen Rock schon mal auf’s Pferd zu setzen und zu schauen, ob alles sitzt. Zum Beispiel habe ich die beiden langen Klettbänder am Latz zu Hause aufgeklebt, die beiden Klettbänder am Rock selbst aber direkt auf dem Pferd sitzend. So schließt der Klett in der sitzenden Position optimal.

Reitregenrock
Erster Proberitt (leider ohne Regen).

Nach diesem ersten Proberitt habe ich noch einige Veränderungen vorgenommen:

Den Ausschnitt von den beiden Halbmonden am Latz (das sieht man auf dem Bild ganz schön, dass der offen ist und meine Tasche rauslugt) habe ich zugenäht. Auf der Schnittmusterzeichnung ist das die kleine Wellenlinie. Das ergibt dann zwei „Tütchen“, das sieht merkwürdig aus, ist aber in der Praxis nicht schlecht:

Ich habe den Klettstreifen am Bein mit dem Besatz einer alten Reithose ummantelt. Hatte ich beim ersten Ritt noch Kratzer vom Klettband auf den Fendern, war das Problem mit dieser kleinen Veränderung gelöst:

Beim Absteigen ist der Latz abgegangen und irgendwie auf dem Sattel liegen geblieben. Das hat mich zum Einen sehr beruhigt, denn wenn man unfreiwillig absteigt (also vom Pferd stürzt) würde man zumindest mit dem Latz nicht am Pferd hängen bleiben. Zum Zweiten hat es mich auf die Idee gebracht, den Latz noch ein kleines bischen zu modifizieren, so dass man ihn als behelfsmäßigen Sattelregenschutz nutzen kann, wenn man das Pferd ein Stück führen möchte. Dazu habe ich mittig am Bund vom Latz ein Haargummi festgenäht. Damit kann man den Latz am Sattelhorn festmachen. Zusätzlich habe ich am Saum vom Latz ein Gummiband eingenäht, dieses lässt sich über das Cantle (Hinterzwiesel) streifen und gibt dem Latz hinten etwas Halt.

Das Haargummi ist auch sehr praktisch beim An- und Ausziehen vom Rock: Der Latz hängt sicher am Horn und kann nicht verloren gehen, solange man die Hände braucht, um den Rock anzuziehen.

Mit der richtigen Falttechnik wird aus dem Rock ein kompaktes Paket:

Reitregenrock Packmaß
Das fertige Rockpäckchen mit Gummiband drum wiegt 520 g.

Packmaß und Gewicht treffen nicht ganz meine Vorstellungen, der Rock wiegt 520 g und ist auch zusammengerollt noch recht groß. Für einen richtigen Wanderritt ist das zu schwer und zu groß, aber für Ausritte in den heimischen Gefilden absolut perfekt. Ich bin sehr glücklich mit meinem farbenfrohen Rock.

Einen Beutel, um den Rock zu verstauen und den ich auch an meinem Sattel befestigen kann, habe ich noch dazu genäht, aber den zeige ich im nächsten Beitrag…

Die Häkeltante

Die Häkeltante

Seit Jahren sinne ich darüber nach, wie ich etwas zu Trinken am Pferd mitnehmen kann. Eigentlich finde ich Fahrrad-Trinkflaschen super, weil man sehr gut einhändig daraus trinken kann. Aber sie sind rund und bewegen sich aus diesem Grund recht viel am Pferd. Und alle mir bekannten Flaschen-Taschen für vorne am Sattel stören mich beim Reiten.

Da ich selten länger als 2-3 Stunden reite, brauche ich nicht viel Wasser, aber im Sommer mal ein paar Schlucke wäre schon schön. Da ist mir diese Flasche als Werbegeschenk ins Haus geflattert und ich dachte: du bist meine neue Ausreit-Flasche!

Wiegt leer 37 g und hat 400 ml Fassungsvermögen.

Sie ist klein, leicht, flach und nimmt leer so gut wie keinen Platz weg. Mit zwei Karabinern hinten am Sattel befestigt ist das wirklich praktisch. Leider ist ziemlich schnell das untere Loch für den Karabiner ausgerissen 😦

Da ich total glücklich mit meinem Hufschuh-Häkelnetz bin, habe ich die Häkelnadel und den nächstbesten Wollrest hervorgekramt und die Flasche mit einem Netz umhäkelt, um die Karabiner am Netz zu befestigen.

Mit den Strings vom Sattel kann ich die Flasche zusätzlich fixieren, wenn sie zu doll hopst.

Was soll ich sagen: klappt prima 🙂 Einziger Nachteil ist, dass man zwei Hände braucht, um die Flasche ab zu machen und daraus zu trinken. Aber da ich sowieso immer ein kleines Päuschen mache, ist mir das egal.

Jetzt ist der Sommer vorbei, die Flasche wartet auf ihren Einsatz im nächsten Sommer und ich kann mir Gedanken machen, wie ich meinen heiß geliebten Thermo-Teebecher am Pferd befestige. Der ist ja rund und die mir bekannten Flaschen-Taschen für vorne… Never ending Story 😉

Anglerweste de Luxe

Anglerweste de Luxe

Beim Reiten möchte ich zwei Dinge am Körper haben: Handy und Leckerlies. Im Sommer immer wieder Thema, weil man ja keine Jackentaschen hat. Bisher hatte ich eine Bauchtasche fürs Handy, aber irgendwie ist die doch immer so gerutscht, dass sie mich gestört hat.

Treue Begleiter in den vergangenen Sommern…

Und der Leckerliebeutel ist auch nicht optimal, weil sich immer mal was drunter verheddert oder er irgendwo rumbaumelt, wo ich ihn nicht brauchen kann.

Außerdem ist beides schon etwas abgenutzt, weshalb ich über eine neue Lösung meditiert habe.

Da ich beim Reiten immer eine Protektorenweste trage dachte ich mir: ob’s jetzt heiß oder sehr heiß unter der Weste ist, ist ja irgendwie auch egal. Also eine Anglerweste mit vielen Taschen drüber und gut.

Leider sind die auf dem Markt erhältlichen Modelle optisch nicht so der Kracher, so dass ich im örtlichen 2nd Hand Laden günstig eine Weste erstanden und aus einem übrig gebliebenen Nüsternschutz zwei Taschen darauf genäht habe.

Meine neue Weste…

Bis jetzt finde ich diese Lösung super, es stört mich nicht und ich habe Handy und Leckerlies schnell griffbereit. Damit beim Bücken die Leckerlies nicht raus purzeln, habe ich noch einen kleinen Rest von dem Netzstoff als Klappe rein genäht. Wenn ich rein fasse, wird diese nach unten gedrückt, aber umgekehrt sind die Leckerlies zu leicht, um den etwas steifen Stoff nach außen zu drücken. Klappt super 🙂

Ich hoffe, dass ich bei längeren Touren mit Routenplanung jetzt die Navitante besser höre, wenn sie mit mir redet, Handy ist ja näher zum Ohr. Das habe ich noch nicht ausprobiert.

Nordfalben Multizaum

Nordfalben Multizaum

Pflegeleicht und Farbenfroh: Biothane ist das perfekte Zaummaterial für Kinder. Ein Multizaum sollte es sein, damit Kind nur einmal ein Kopfstück anziehen muss und dann anbinden, führen und reiten kann. Zwar kann und will meine Tochter noch gar nicht reiten, aber es schadet nie, gut vorbereitet zu sein. So habe ich die Anleitung für den Multizaum von Nordfalben gekauft und habe beim Material meine 5-jährige Tochter alle Farben völlig frei wählen lassen, in der Hoffnung, dass sie dann auch Spaß am Benutzen hat. Der Plan ging nur zur Hälfte auf: zwar hat meine Tochter immernoch keine Lust zu reiten, aber ich selbst habe so einen Spass an dem bunten Teil, dass ich im Moment mit nichts anderem mehr reiten möchte.

Die Anleitung habe ich ein kleines bisschen abgewandelt und zeige euch hier wie mein Multizaum geworden ist. Dazu habe ich mir die passenden Bithanger gemacht.

Zum Abmessen habe ich wie in der Anleitung beschrieben die Maße genommen, aber zusätzlich mit einem Seil den Multizaum am Kopf geknotet. So konnte ich am Schreibtisch in aller Ruhe die einzelnen Längen noch mal nachprüfen.

Da Biothane ein sehr leichtes Material ist, sind die Schnallen im Verhältnis dazu recht schwer. Sitzt die Schnalle vom Genickstück auf der linken Seite, so hat man drei Schnallen links am Kopf (Kinnriemen, Genickriemen und Kehlriemen haben eine Schnalle/Karabiner) und der Zaum zieht nach links unten. Darum habe ich die Schnalle vom Genickstück einfach auf die rechte Seite des Zaums gemacht. Da ich den Zaum nur für ein Pferd nutze, muss ich diese Schnalle sowieso nicht besonders häufig öffnen und schließen.

Ebenfalls aus Gewichtsgründen habe ich mich als Gebiss für das Beris Bit aus Kunststoff entschieden. So hat das Gebiss selbst wenig Gewicht und mein Pferd ist mit diesem Gebiss sehr zufrieden. Sie mag keine gebrochenen Bits, ist aber vom Ausbildungsstand noch nicht weit genug für eine Stange, so dass die biegsame Kunststoffstange ein guter Kompromiss ist.

Da, wenn ich die Zügel mal deutlich annehmen musste, der Genickriemen nach hinten gerutscht ist, habe ich aus einem schmalen Streifen Biothane einen Stirnriemen ergänzt.

Kinn- und Genickriemen haben einen selbstgehäkelten Schoner aus Merino-Filzwolle bekommen. Beim Kinnriemen-Schoner habe ich in der Mitte einen Schlitz für den Anbindering gelassen.

Rückblickend würde ich noch eine kleine Veränderung vornehmen. Mir fehlt der kleine diagonale Riemen, den Sidepulls häufig aufweisen, damit der Nasenriemen nicht nach unten rutscht.

Dieser kleine Riemen ist gemeint.

Man sieht es auf diesem Bild, dass er runter rutscht und eigentlich zu tief kommt:

Da würde ich ein kurzes Stück Paracord an dem PP-Seil-Kern festnähen. Das würde beim Umflechten dann raus schauen und man könnte es durch ein kleines Loch am Backenriemen ziehen und mit einem Knoten fixieren.

So in etwa stelle ich mir das vor…

Hätte, hätte, Fahrradkette, vielleicht fällt mir (oder einer/m meiner Leser*innen) noch eine andere Lösung ein.

Die Zügel habe ich aus den gleichen Paracord-Schnüren geflochten, wie die Umflechtung des Sidepulls. Die Anleitung für die Flechtzügel stammt aus dem Buch „Ausrüstung selbst gemacht“ von Andrea Adrian. Ich bin mit dem look und feel der Zügel super zufrieden! Sie liegen toll in der Hand, sind weich, aber nicht schlabberig, einfach genial. Hier kann ich wirklich Paracord statt PP-Schnur empfehlen! Ich werde für meinen Mann nochmal neu flechten müssen, der hat die Flechtzügel nämlich aus PP-Schnur, das liegt nicht ganz so schön in der Hand.

Flechtzügel

Flechtzügel

In diesem Herbst und Winter haben uns im Stall die Nagetiere geplagt wie noch nie und auch die schönen Fettleder-Zügel, die ich meinem Mann gemacht hatte, wurden angenagt 😦

Aber da mein Mann den ganzen Sommer über Bonnis Mähnenkanm intensiv mit Kokosfett einreibt (hilft ganz gut gegen Sommerekzem), konnte er sie im Sommer sowieso nicht benutzen. Zügel, die durch die Hand flutschen wie Schmierseife, sind nicht so praktisch :-/

Also habe ich improvisiert und mich ans schon lange geplante „Zügel aus PP-Seil flechten“ gemacht…

Die gespleißten Zügelenden aus Fettleder konnte ich retten, diese habe ich abgeschnitten und mit einer Buchschraube einen D-Ring daran befestigt (Buchschrauben und D-Ringe bekommt man z.B. bei Lennie-Equipment).

Außerdem habe ich 24 m PP -Seil bei Panacord.eu bestellt. Daraus habe ich 6 Stücke á 4 m geschnitten und die Enden mit dem Feuerzeug abgeflammt. Je 3 Schnüre habe ich bis zur Hälfte durch einen der D-Ringe gezogen, so dass ich zum Flechten nun an jedem Zügelende 6 Schnüre á 2 m hatte.

Diese habe ich nun wie in dem Buch „Ausrüstung selbst gemacht“ von Andrea Adrian (ISBN 978-3-275-01766-9 S.50 ff) geflochten. Nur eben mit 6, nicht mit 8 Schnüren.

Da mein Mann gerne geschlossene Zügel möchte, kam nun die Herausforderung, beide Flechtenden miteinander zu verbinden. Zuerst wollte ich die Enden zu einer Quaste zusammefassen, das war mir aber zu schwer und wuchtig.

Ich saß also vorm Fernseher und habe so vor mich hin gefuddelt, dachte mir, einspleißen wäre doch nett und irgendwann sah es so aus, wie es jetzt aussieht. Meinem Mann und mir gefällt’s, stabil ist es auch, aber – sorry – ich kann beim besten Willen nicht erklären, wie ich das gemacht habe.

Die überstehenden Enden habe ich so abgeschnitten, dass noch ca 1 cm Seil raus geschaut hat. Danach habe ich das Ende mit dem Feuerzeug abgeflammt und, solange es noch heiß war, fest in das Geflecht gedrückt. Um mir dabei nicht die Finger zu verbrennen, hatte ich Spontex Grip Extreme Handwerkerhandschuhe an. Wenn man die Enden gut andrückt, sollte es halten und auch keine Spitzen und Kanten bilden. Zur Sicherheit habe ich jedes Ende noch mit ein paar Stichen mit Nähgarn vernäht, aber ich glaube, das wäre garnicht unbedingt nötig gewesen.

Das war also meine kleine Zügel-Rettungs-Bastelei.

Bonni mit ihren neuen Zügeln.

Kleiner Teaser: für mein nächstes Projekt habe ich noch mehr Schnüre und außerdem BioThane bestellt und ich habe meine 4-jährige Tochter die Farben für alle Materialien aussuchen lassen. Das wird BUNT!!!

Sankt Martin, Sankt Martin…

Sankt Martin, Sankt Martin…

…Sankt Martin ritt durch Schnee und Wind
Sein Ross, das trug ihn fort geschwind.

Wir sind nicht durch Schnee, sondern im dichten Nebel geritten und so richtig geschwind waren wir auch nicht, aber Tammi und ich durften auf dem Kindergartenumzug meiner Tochter Sankt Martin(a) und edles Ross spielen!!!

Mein Mann hat vor ein paar Jahren mit seiner Stute den Sankt Martin gespielt und ich fand das total aufregend und habe mir sehr gewünscht, das mit Tammi auch mal zu machen. Nach ein paar entsprechenden Andeutungen hat das Kita-Team mich dann tatsächlich gefragt, ob ich als Sankt Martin reiten will.

St. Martin ritt mit leichtem Mut
Sein Mantel deckt ihn warm und gut.

Von leichtem Mut kann nicht die Rede sein, obwohl top vorbereitet, war ich sterbensaufgeregt und leicht genervt, als Tammis Rücklicht immer aus ging.

Da die Kita nur 3,5 km vom Stall entfernt liegt und Tammi eh ein paar Kilos loswerden muss, wollte ich gerne mit ihr hin und zurück reiten. Einen Teil der Strecke musste ich im Straßenverkehr zurücklegen, deshalb habe ich mir von Equilumen dieses Stiefellicht gekauft. Auch Tammi sollte gut sichtbar sein: ein leuchtendes Vorderzeug habe ich schon seit längerem für sie und für das rote „Rücklicht“ habe ich auf den Schweiflatz der Reflexdecke eine kleine Tasche genäht. Dazu habe ich ein Mehrweg-Obst-Säckchen aus dem Supermarkt genommen, das hatten wir im Haus und es scheint genug Licht hindurch. In das Täschchen kam eines der rotes Lämpchen aus dem Stiefellicht-Set rein, funktioniert prima. Insgesamt bin ich mit dem Vorderzeug und Stiefellicht von Equilumen super zufrieden, nur das eine Lämpchen wollte an diesem Abend nicht so recht.

Doch meine gründliche Vorbereitung hat meine Laune wieder steigen lassen: ich war im Vorfeld bereits mehrfach zur Kita geritten. Reitend und bei Bedarf führend haben wir uns erst nur an einen Teil der Strecke und schließlich durch den Ort bis ganz zur Kita herangetastet. Hier kam mir die Tatsache, dass direkt am Außengelände der Kita eine von meinem Mann bewirtschaftete Heuwiese liegt, sehr entgegen. Da diese im Sommer zuletzt gemäht wurde, stand dort noch ordentlich Gras und da die Wiese von uns bewirtschaftet wird, wusste ich, dass dort gutes Gras wächst (kein Weidelgras, keine Giftpflanzen). So durfte Tammi bei jedem Trainingsritt 15 Minuten auf der Heuwiese grasen. Das ist für Tammi ein überzeugendes Argument, so dass sie sich, sobald das Ziel unseres Rittes klar wurde, sehr eigenmotiviert durch den Ort bewegt hat und auch Brücken und Baustellen konnten sie nicht mehr aufhalten 🙂 Zum Trainingsplan gehörte ein Ritt im Hellen, ein Ritt bei Dunkelheit und natürlich einer, wenn auf dem Kita-Außengelände alle Kinder toben.

Als Mantel hatte ich eine rote Fleecedecke mit einer großen Sicherheitsnadel an der Schulter zusammengesteckt. Sehr simpel und ja, sehr warm. Wenn dann noch Protektorenweste drunter und aufgeregt – schwitz…

Im Schnee saß, im Schnee saß
Im Schnee, da saß ein armer Mann
Hat Kleider nicht, hat Lumpen an
„O, helft mir doch in meiner Not
Sonst ist der bittere Frost mein Tod“

Ein armer Mann war nicht an der Kita und Schnee lag ja zum Glück auch nicht. Stattdessen stand meine liebe, tolle Reitbeteiligung an der Kita bereit. Sie hat Tammi während des Umzuges geführt. Das hat Tammi und mir viel Sicherheit gegeben und es war schön, dieses aufregende Erlebnis mit ihr zu teilen.

Sankt Martin, Sankt Martin
Sankt Martin zog die Zügel an
Sein Ross stand still beim armen Mann

Das Stillstehen sollte sich als größte Herausforderung erweisen. Da ich mein Pferd kenne, hatte ich darum gebeten, das Schauspiel mit Bettler, Mantel teilen, etc. wegzulassen. Tammi ist ein wirklich nettes Pony, aber wenn sie ein wenig aufgeregt ist und sinnlos rumstehen soll, kann sie sehr sauer werden. Leider hatte mir keiner gesagt, dass wir unterwegs fünfmal stehen bleiben, um uns zu sammeln und ein Martinslied zu singen. Glücklicherweise fiel mir recht schnell ein, dass Tammi sich meist beruhigt, sobald ich Lektionen abfrage (Schaukel, Schulterherein, Volte, Vor-, Hinterhandwendung, Traversale). Dummerweise haben meine Reitbeteiligung und ich nie vorher geübt, wie man das zu zweit (vom Boden und Sattel) macht. Es gab ein kleines Hilfen-Wirrwarr, das nächste Mal würde ich mir für diesen Fall eine kleine „Choreografie“ ausdenken und klare Absprachen treffen, wer denn nun die Hilfen gibt.

Sankt Martin mit dem Schwerte Teilt
den warmen Mantel unverweilt

Sankt Martin, Sankt Martin
Sankt Martin gab den halben still
Der Bettler rasch ihm danken will
Sankt Martin aber ritt in Eil‘
Hinweg mit seinem Mantelteil

Tatsächlich haben auch wir uns in Eil‘ davon gemacht. Beim letzten Halt, bei dem Sankt Martin sich von den Kindern verabschieden sollte, kam ein unbedarfter Passant dunkel gekleidet aus entgegengesetzter Richtung an uns vorbei geschlichen. Da hat Tammi sich dann doch kurz erschreckt (nicht dramatisch, nur kurz den Kopf hoch gerissen), aber wir wollten ihre Nerven nicht überstrabazieren und sind (nach sehr kurzer Verabschiedung von den Kindern) zügig Richtung Heimatstall marschiert. Schade, dass der Passant unser kleines Infoplakat nicht kannte. Etwa eine Woche vor Sankt Martin hatte ich dieses Plakat gezeichnet:

Das Plakat wurde in allen Kindergartengruppen im Morgenkreis besprochen und ein Bild davon an die Eltern geschickt. Hat super geklappt, die Kinder wussten schon am Vortag (da war ich zur „Generalprobe“ mit Pferd an der Kita) alle die Regeln und haben sich gegenseitig ermahnt, sich daran zu halten. Mit meiner Einschätzung (eine geschlossene Gruppe lärmender und leuchtender Kinder ist weniger schlimm für Tammi, als eine schleichende Einzeperson) lag ich wohl richtig.

Nach dem kleinen Schreck war Tammis Kopf aber bereits nach 150 Metern laufen wieder in entspannter Haltung, meine Reitbeteiligung hat sie sicher nach Hause gebracht und ich habe die Äppelhaufen eingesammelt, die im Laufe des Nachmittags auf der Straße gelandet sind.

Es war schön, es war aufregend, es hat Spaß gemacht, mich mit Tammi systematisch vorzubereiten und zu spüren, wie wir gemeinsam an der Aufgabe gewachsen sind. Ich hätte mir nie vorstellen können, dass ich mal entspannt durch eine dunkle aber belebte Ortschaft reite. Was mir viel Sicherheit gegeben hat, war die Aufgabe in viele einzelne kleine Elemente zu zerteilen und diese erst einzeln zu erarbeiten und dann zum Gesamtereignis zusammenzusetzen: die Strecke, die Kinder, Lichter und Laternen,…

Trotzdem freue ich mich jetzt auf entspannte Ausritte im Wald, ohne Kinder, Lichter, Lieder…

Campo-Tuch II

Campo-Tuch II

Endlich fertig, mein zweites Campo-Tuch! Ich freue mich und bin stolz.
Im Januar hatte ich ja bereits eine kleine Anleitung und Bilder von meinem ersten Tuch aus Wollfilz veröffentlicht. Das zweite Tuch ist aus einer leichten Baumwolle, hat ebenfalls zwei Taschen und Reflektorpaspel und ist nach dem gleichen Schnitt genäht. Die Baumwolle ließ sich deutlich besser verarbeiten als der Wollfilz, aber an den Fransen bin ich fast verzweifelt. Mal eben den Schussfaden (Querfaden) aus dem Stoff heraus ziehen, das war dann doch mühseliger als gedacht. Und die Fernsehabende, an denen man sowas machen kann, waren auch deutlich seltener als gedacht. 

Falls jemand ernsthaft ein Tuch mit Fransen auf diese Weise herstellen möchte, hier meine Fransen-Tipps:

Werkzeug: Stoffschere, Pinzette und Läusekamm
Es kann losgehen…



1. Den Stoff in etwa 1,5 cm breite „Fransen“ schneiden. 


2. An der oberen Kante eine stabile Naht setzen (das habe ich im zweiten Schritt gemacht, um nicht versehentlich in meine Naht zu schneiden).


3. An der Franse die Kettfäden (Längsfäden) seitlich herausziehen, bis die Querfäden ein paar Millimeter herausschauen
4. Am oberen Ende einige Querfäden mit der Pinzette herausziehen. Lässt man diesen Schritt aus, wird der Übergang vom Stoff zu den Fransen nicht schön.


5. Die Längsfäden seitlich herausziehen, bis nur noch 2-3 Längsfäden übrig sind und man die Querfäden locker herauszupfen kann.
6. Die fertigen Fransen mit einem Läusekamm auskämmen.


Das Ganze etwa 60x wiederholen, nach Belieben noch zu Strähnen knoten und schon hat man hübsche Fransen am Campo-Tuch. Es gibt aber auch fertige Fransenbänder zum annähen im Fachhandel zu kaufen 😉 

Fertig 🙂

Ich freue mich auf den ersten Proberitt!

Matinee zu Ross

Es ist vollbracht – oder ich kann es nicht mehr sehen: ich habe so viel an den Zeichnungen auf dem Papier und der Komposition im Photoshop gearbeitet, dass ich tatsächlich das Gefühl habe, nichts mehr zu sehen. Darum habe ich beschlossen, dass sie fertig ist, die „Matinee zu Ross“!

Matinee bedeutet übrigens „künstlerische Veranstaltung am Vormittag“, ich musste es auch googeln. Da mein Mann immer am Sonntagvormittag reitet, was natürlich immer ein schöner, mit seinem Campo-Tuch fast schon künstlerischer Anblick ist, fand ich diesen Titel für meine Herrenkollektion sehr passend.

Für die Damen gibt es die Kollektion „Schwarzwälder Rose“. Jetzt wäre nur noch zu klären, ob das Geschlecht des Pferdes zum Reiter, zur Kollektion oder zu keinem von beidem passen muss. Mit dieser weltbewegenden Frage verabschiede ich mich und wünsche eine wundervolle Zeit.

Schwarzwälder Rose

Schwarzwälder Rose

Letzten Sommer waren Mann, Kind und ich ein paar Tage in Starnberg und sind beim Stadtbummel zufällig in einer kleinen „Gössl“ Boutique gelandet. Mein Mann hat sich dort ein wunderschönes Leinenhemd gekauft (in dem er ganz großartig aussieht, das er nur viel zu selten trägt) und ich habe mir das „Gwandhaus Journal“ mitgenommen. Ich mag ja Tracht sehr gerne, egal ob bayerisch oder mittelamerikanisch, und habe viel darin geblättert.

Genau wie die Tracht hat auch die Reiterei eine lange Tradition und es hat für mich einen besonderen Reiz, beides immer wieder neu zusammen zu bringen. In diesem Fall die detailreichen, wunderschönen Designs von „Gössl“ mit dem klassischen Prunkhalfter der Kaltblüter und Haflinger.

In meinem Kopf keimten Ideen, die wuchsen und letztendlich raus wollten. Da ich für die Umsetzung so mancher Idee weder Zeit, noch Geld, noch Bedarf habe, wird das Zeichnen zum Ventil und der Blog zum Catwalk.

Ich präsentiere: die Kollektion „Schwarzwälder Rose“, inspiriert von der Ausgabe No31 – 2020 des „Gwandhaus Journal“

In kürze folgt noch ein Modell für den Herrn. Leider sind die Zeichnungen noch nicht fertig, hier ein erster Vorgeschmack:

Campo-Tuch

Campo-Tuch

Auf der Suche nach einer schönen Schabracke für meinen Mann und seine PRE-Stute bin ich im Internet zufällig auf das „Campo-Tuch“ gestoßen. Man findet es auf Websiten für iberisches Reitzubehör, leider konnte ich nicht mehr Informationen dazu finden, als die in den eher kurzen Beschreibungstexten. Das Campo-Tuch kommt aus Spanien und ist eine Art Schal, der vorne am Sattel befestigt wird. Traditionell dient es als Zierde der spanischen Pferde und um Initialen oder Brandzeichen zur Schau zu tragen. Manche Tücher haben zwei Taschen, in denen Kleinigkeiten verstaut werden können und bei Kälte wärmt das Campo-Tuch die Knie des Reiters. Mehrere Campo-Tücher aus Baumwollstoff nebeneinander gelegt, bilden ein Tischtuch beim stilvollen Picknick. Schön und multifunktional – genau mein Ding! Und da die Vorweihnachtszeit die Zeit des Bastelns und Gestaltens ist, war klar: so ein Tuch nähe ich meinem Mann zu Weihnachten! Nicht mit seinen Initialen, sonder mit unserem Mordach-Logo. Und da mein Mann gerne mal vergisst, vor dem Reiten sein Pferd mit Reflektoren auszustatten, wollte ich gerne Reflektorpaspel verarbeiten. Sozusagen als eingebautes Sicherheitsfeature.

Im Stoffgeschäft konnte ich mich nicht zwischen einer leichten Baumwolle und Wollfilz entscheiden, also habe ich beides mitgenommen und besticken lassen. Leider ist nur ein Tuch fertig geworden, nämlich das aus Wollfilz, meine Variante für den deutschen Winter:

Die Maße habe ich mir bei den zum Verkauf angebotenen Tüchern abgeguckt und dann eine Zeichnung angefertigt:

Folgendes Material habe ich verwendet:

  • 2 m Wollfilz (80% Wolle, 20% Polyester)
  • 50 cm Pilotennylon für die Taschen
  • 4 m Reflektorpaspel (Reflexbiesenband)
  • 2 m Fallschirmschnur mit 4mm Durchmesser
  • 1,20 m Webborte, ca 4 cm breit

Mein fertiges Tuch ist etwa 23cm breit und ca 170cm lang plus 12cm Fransen. Die Länge richtet sich nach der Größe des Pferdes und der Beinlänge des Reiters. Das Tuch sollte etwas über den Füßen enden, damit man sich nicht darin verheddert. Dementsprechend habe ich aus dem Wollfilz zwei Stoffstreifen plus Beschnitt ausgeschnitten. Bei mir waren das 194 x 25cm.

Das Logo habe ich bei ABCD-Stickerei in Mühltal sticken lassen, da ich das mit meiner Nähmaschine nicht kann und das Stickbild von Hand einfach nicht so schön wird.

Aus dem Pilotennylon habe ich für die Taschen 4 Rechtecke von 38 x 22cm zugeschnitten. Und dann kam bei mir leider ein Denkfehler: natürlich muss man ERST in Wollfilz und Pilotennylon den Taschenschlitz schneiden und beides zusammen einfassen und DANACH das zweite Rechteck der Tasche annähen (anders als auf meiner Skizze notiert).

Jetzt die beiden Wollfilzstreifen an den langen Seiten rechts auf rechts zusammennähen und (falls gewünscht) die Reflektorpaspel und die Befestigungsbänder mit einnähen. Wer Lederriemen vorne am Sattel hat, kann sich die Bänder zum Festbinden natürlich sparen. Das Ganze wenden. Ich habe noch eine Naht an den lagen Seiten von rechts gesetzt, damit die Kante schön flach wird und die Reflektorpaspel nicht im Wollfilz verschwindet.

Zum Schluss habe ich noch die Borte an den beiden Enden aufgenäht und den Schal damit auch geschlossen. Beim Wollfilz kann man die Fransen einfach aus dem Stoff schneiden. Bei gewebter Baumwolle würde ich vermutlich die Querfäden raus fuddeln und aus den Längsfäden Fransen abbinden oder knoten.

Für meinen Mann habe ich dazu eine einfache schwarze Schabracke mit der gleichen Borte und ebenfalls einer Reflektorpaspel verziert. So sieht beides zusammen dann am Pferd aus:

Den ersten Proberitt hat mein Mann schon absolviert und ich freue mich darauf, das „Sommer-Campo-Tuch“ aus dem Baumwollstoff zu nähen 🙂