Longenkurs

Im Laufe der Jahre habe ich vier der wunderbaren Selbstlern-Kurse von Babette Teschen und Tania Konnerth erstanden und da ich ein „Auf-Papier-Leser“ bin, habe ich sie ausgedruckt und in Aktenordner abgeheftet. Und seitdem ärgere ich mich über die hässlichen Aktenordner neben den vielen prachtvollen Pferdebüchern in meinem Regal. Das sieht nicht schön aus und wird dem Inhalt auch nicht gerecht.

Am Liebsten würde ich mir die Kurse als Buch drucken lassen. Bei vier Stück wäre das aber ganz schön teuer. Dann hatte ich vor, mir schöne Ordner zu kaufen, aber die richtig schönen sind auch nicht gerade billig. Was bleibt dann, außer selber machen? Zum Glück sammle ich die Stoffe alter Bettlaken, Blusen, T-Shirts,… Damit habe ich jetzt den ersten Ordner beklebt und die Anderen kommen auch noch dran 🙂

Besser reiten ohne Reiten oder Horsemanship Through (Family)Life

Besser reiten ohne Reiten oder Horsemanship Through (Family)Life

Wenn Kinder und Pferde zur Familie gehören, dann wünscht man sich, dass alle gesund und fröhlich sind und das eigene Wohlbefinden sollte auch nicht zu kurz kommen. Ein Ziel, das nicht immer leicht zu erreichen ist. Hier meine Ideen zu diesem Thema:

Ich schaue mir gerne die YouTube Videos von Lisa Röckener an und eines fällt mir dabei besonders auf: Lisa lacht! So herzlich, ansteckend und freudig. Es gibt nur wenige Fotos von mir auf dem Pferd und auf denen schaue ich konzentriert und angespannt. Dabei würde ich behaupten, dass mein Pony mich wirklich glücklich macht. Meine Besser-Reiten-Übung Nummer eins heißt also „lächeln!“. Das Kind quengelt seit gefühlt Stunden? Lächeln! Die Milch brennt an, die kleine Tochter quatscht das Ohr blutig während der pubertierende Sohn Fragen grundsätzlich nur mit „Hm“ beantwortet? Lächeln! Den perfekten Zirkel üben und das Pony driftet über die äußere Schulter? Lächeln!

Neben seelischer ist auch körperliche Fitness unerlässlich für gutes Reiten. Mein persönliches Sportprogramm besteht aus der Yogaübung „Sonnengruß“ am Morgen. Da viele Yoga-Positionen lustige (Tier)Namen haben, lässt sich die kleine Tochter gelegentlich zum Mitmachen animieren. Selten schaffe ich mehr als 4 Wiederholungen, aber selbst das bringt schon was und dauert nur 2 Minuten. Im Yoga habe ich Übung und Erfahrung, völlig neu für mich ist der Bereich „Ausdauersport“. Muss aber sein, gegen Stress und für mehr Kondition! Also habe ich mit dem Joggen angefangen. Sobald ich etwas routinierter laufe, möchte ich entweder die kleine Tochter auf dem Laufrad mitnehmen oder das Pony nebenher traben lassen. Puh, das treibt mir schon beim Schreiben den Schweiß auf die Stirn 😉

Weniger anstrengend ist die „Peitschenübung“. Seit vielen Jahren longiere ich nach dem Longenkurs von Babette Teschen und Tania Konnerth. Dabei muss man die Peitsche sehr genau und dosiert einsetzen, Geschicklichkeit und Kraft sind gefragt. Beides muss ich nicht unbedingt am Pferd üben. Da wir glücklicherweise sehr viel Platz haben, habe ich ein Spiel mit meiner Tochter daraus gemacht: einige leere PET Wasserflaschen werden mit etwas Wasser befüllt (damit sie nicht gleich vom Wind umfallen) und auf unterschiedlichen Höhen aufgestellt. Dazu eignen sich Stufen, der Gartentisch, ein umgedrehter Eimer,… Meine Tochter bekommt einen Carrot-Stick mit einem kurzen Schlag, ich übe mit meiner Longierpeitsche und der schwächeren (in meinem Fall linken) Hand. Jetzt soll abwechselnd eine der Flaschen mit der Peitsche umgeschmissen werden, ohne dass sie quer über den ganzen Hof fliegt. Also mit Gefühl! Thekla hat Spaß und ich kann meine Longier-Fähigkeiten verbessern. Das Spiel eignet sich aber nur, wenn man wirklich viel Platz hat und das Kind das Prinzip des Abwechselns verstanden hat. Haut es wahllos mit der Peitsche um sich oder rennt in den Schlag meiner Peitsche, kann es schmerzhaft werden.

Wie meistert ihr die Herausforderungen einer Familie mit Zwei- und Vierbeinern? Ich freue mich auf mehr Ideen!

Frau Tamina und der Carrot-Stick

Bereits sehr früh in unserer gemeinsamen Zeit bemerkte ich, dass Tamina Angst vor dem Carrot-Stick hat. Vielmehr vor einer ganz bestimmten Bewegung des Stick mit der entsprechenden Flugbahn des Seilchens: von schräg hinten oben kommend.
Etwas ratlos beschloss ich, die Zeit für mich arbeiten zu lassen und den Stick zu nutzen, ohne dass dabei etwas für Tammi unangenehmes geschieht. Unbewusst habe ich in der folgenden Zeit wohl genau diese Bewegung vermieden und über die vielen anderen kleinen „Baustellen“ geriet das Thema offen gestanden in Vergessenheit.
Bis mich vor kurzem eine Freundin besuchte und eben diese Bewegung mit dem Stöckchen machte, ohne sich etwas dabei zu denken. Als Tammi mit schreckgeweiteten Augen rückwärts durch die halbe Reithalle floh wurde mir klar, dass wir an diesem Thema arbeiten müssen.
Meine Freundin kam gerade von einem Honza Bláha Kurs und bemühte sich, mir dessen Konzept zu vermitteln. Ich habe dann mal irgendwas gemacht was sich grob so beschreiben lässt: ich schwinge mit reichlich Abstand zum Pony den Carrot-Stick und höre damit auf, sobald Pony zu mir kommt. Frei nach dem Motto „Komm zu mir und alles wird gut“ – klingt doch nach einem plausiblen Konzept. Pony hat das auch ziemlich schnell verstanden.
Dass dieses Konzept so seine Tücken hat, bemerkte ich beim nächsten Longieren. Sobald ich das Stöckchen auch nur leicht erhob, drehte Frau Tamina sich zu mir und kam in die Mitte. Hatte ich ihr ja so beigebracht. Und da bei mir in der Mitte stehen sowieso ihre Lieblingsbeschäftigung ist, ist ihr das natürlich die liebere Variante, als weiter auf dem Zirkel zu marschieren. Schlaues Pony…
Ich brauchte eine Weile, um zu kapieren, was hier gerade schief läuft und warum. Wir beendeten diese Einheit recht schnell und beiderseitig frustriert.
Nach viel Nachdenken ziehe ich für mich daraus die Lehre, mir in Zukunft sehr genau zu überlegen, was ich tue, wie ich es tue und warum ich es tue. Ganz besonders dann, wenn es eine neue Idee ist. Denn oft liegt die Tücke im Detail und mit „irgendwas“ überzeugt man Pferd sicher nicht von seiner Führungskompetenz…
Und so sind wir weiter auf der Suche nach einem ausgewogenen Verhältnis zum Carrot-Stick.