Regenreitrock

Regenreitrock

Pferdefrau unterwegs“ Maren Brümmer hat mich mit ihrem YouTube Video „Regenschutz für Wanderreiter und Reiter – was funktioniert – was nicht? |Ausrüstung Wanderreiten“ auf die Idee gebracht, mir einen Regenreitrock zu nähen. Und da ich keine Anleitung hatte, habe ich selbst ein Design entworfen und zeige hier die Entstehung meines ersten Reitrocks.

Zunächst habe ich ganz viel YouTube geschaut, alle möglichen Reitrock-näh-Tutorials. Irgendwo hieß es: Taillenumfang geteilt durch 6,28 ergibt den Radius für das Loch in der Mitte. Bei mir hat das irgendwie hingehauen. 

Aus einem alten Bettlaken habe ich einen Prototyp erstellt. Das Schöne an alten Bettlaken ist, dass man einfach mal irgendwie zurechtschneiden, ausprobieren, wieder drannähen und sich Notizen direkt auf dem Stoff machen kann. 

Nach zwei Proberitten in ein altes Bettlaken gehüllt (ich glaube, die Waldspaziergänger fanden mein Outfit irgendwie merkwürdig) ging’s ans Stoff kaufen. 

Da ich den Stoff gerne anfassen wollte, bin ich ins größte Stoffgeschäft in der Umgebung gefahren. Dort gab es dann genau zwei wasserdichte Stoffe. Gut, dann fällt das Entscheiden leichter. 

Ich habe mich trotz 200g/qm für den gelben Stoff mit den kleinen Ankern entschieden. Der fühlt sich gut an und man muss nicht säumen, da nichts ausfranst. Der andere wäre deutlich leichter, aber auch flatteriger und schwieriger zu verarbeiten gewesen. 

Dummerweise war ich mit meiner kleinen Tochter im Stoffgeschäft, so dass ich, bevor es mit meinem Reitrock weiter ging, erstmal ein Einhorn-Kleid nähen musste… 

Beim Verarbeiten des schönen, gekauften Stoffes hatte ich vor lauter Aufregung einen kleinen Blackout. Die simpelsten Grundlagen des Nähens sind mir entfallen. So habe ich in einem Anfall von geistiger Umnachtung (war auch spät abends) den Schnitt vom Prototyp mit Kugelschreiber auf die Vorderseite vom Stoff übertragen. Jetzt sind teilweise Linien auf meinem Rock! Ich fasse es nicht. Auch bedurfte es zwei Gläser Rotweins, um die Schere in die Hand zu nehmen und zuzuschneiden. Dabei war der Stoff garnicht so teuer: bei 135 cm Breite habe ich 2 m gekauft, das macht 32,-€.

Außerdem war ich gründlich vorbereitet: auf einem kleinen Stoffstreifen habe ich das Nähen, die selbstklebenden Klettbänder und Sekundenkleber getestet. Sekundenkleber habe ich letztendlich nicht benutzt, wäre aber auch gegangen.

Schnittmuster Regenreitrock
Mein Stoff war 200 x 135 cm groß und weil der Rock nicht ganz rund, sondern irgendwie ellipsenartig ist, hat er genau gepasst.

Das Schnittmuster ist letztendlich recht simpel: es ist ein ganzer Tellerrock (also der gesamte Kreis) mit einem Loch in der Mitte. Die Seiten sind bei mir etwas länger, das kann man nach eigenem Belieben und der Größe des Stoffes variieren. Aus dem „Teller“ habe ich für das Vorderteil ein Stück herausgeschnitten, das ein bisschen größer ist als ein Viertel. Die beiden kleinen „Halbmonde“ kommen später um das Knie und werden mit Klett fixiert. Der Rechteckige Streifen wird als Bund angesetzt und ein breites Gummiband mit Verschluss hindurch gezogen. Das Gummiband habe ich im Bund hinten mit einer Naht fixiert, damit es nicht raus rutschen kann. 

Der „Latz“ wird an den Bund geklettet und sitzt damit etwas höher. Dadurch überlappt er den Rock an den Oberschenkeln und der Regen kann nicht zwischen Bein und Sattel laufen. Bei mir ist das Vordergepäck mit dem Latz gut abgedeckt. 

Fast alle Klettbänder sind geklebt, mal schauen, wie lange das hält. Wenn man sie aufnähen möchte, muss man Nahtversiegelungsband verwenden, damit die Naht wasserdicht ist. Wie das geht, konnte mir nicht mal die unfassbar nette und geduldige Fachverkäuferin im Geschäft erklären, deshalb habe ich das erstmal gelassen.

Es ist sinnvoll, sich mit dem halbfertigen Rock schon mal auf’s Pferd zu setzen und zu schauen, ob alles sitzt. Zum Beispiel habe ich die beiden langen Klettbänder am Latz zu Hause aufgeklebt, die beiden Klettbänder am Rock selbst aber direkt auf dem Pferd sitzend. So schließt der Klett in der sitzenden Position optimal.

Reitregenrock
Erster Proberitt (leider ohne Regen).

Nach diesem ersten Proberitt habe ich noch einige Veränderungen vorgenommen:

Den Ausschnitt von den beiden Halbmonden am Latz (das sieht man auf dem Bild ganz schön, dass der offen ist und meine Tasche rauslugt) habe ich zugenäht. Auf der Schnittmusterzeichnung ist das die kleine Wellenlinie. Das ergibt dann zwei „Tütchen“, das sieht merkwürdig aus, ist aber in der Praxis nicht schlecht:

Ich habe den Klettstreifen am Bein mit dem Besatz einer alten Reithose ummantelt. Hatte ich beim ersten Ritt noch Kratzer vom Klettband auf den Fendern, war das Problem mit dieser kleinen Veränderung gelöst:

Beim Absteigen ist der Latz abgegangen und irgendwie auf dem Sattel liegen geblieben. Das hat mich zum Einen sehr beruhigt, denn wenn man unfreiwillig absteigt (also vom Pferd stürzt) würde man zumindest mit dem Latz nicht am Pferd hängen bleiben. Zum Zweiten hat es mich auf die Idee gebracht, den Latz noch ein kleines bischen zu modifizieren, so dass man ihn als behelfsmäßigen Sattelregenschutz nutzen kann, wenn man das Pferd ein Stück führen möchte. Dazu habe ich mittig am Bund vom Latz ein Haargummi festgenäht. Damit kann man den Latz am Sattelhorn festmachen. Zusätzlich habe ich am Saum vom Latz ein Gummiband eingenäht, dieses lässt sich über das Cantle (Hinterzwiesel) streifen und gibt dem Latz hinten etwas Halt.

Das Haargummi ist auch sehr praktisch beim An- und Ausziehen vom Rock: Der Latz hängt sicher am Horn und kann nicht verloren gehen, solange man die Hände braucht, um den Rock anzuziehen.

Mit der richtigen Falttechnik wird aus dem Rock ein kompaktes Paket:

Reitregenrock Packmaß
Das fertige Rockpäckchen mit Gummiband drum wiegt 520 g.

Packmaß und Gewicht treffen nicht ganz meine Vorstellungen, der Rock wiegt 520 g und ist auch zusammengerollt noch recht groß. Für einen richtigen Wanderritt ist das zu schwer und zu groß, aber für Ausritte in den heimischen Gefilden absolut perfekt. Ich bin sehr glücklich mit meinem farbenfrohen Rock.

Einen Beutel, um den Rock zu verstauen und den ich auch an meinem Sattel befestigen kann, habe ich noch dazu genäht, aber den zeige ich im nächsten Beitrag…

Am Zügel ziehen

Bei Ausritten wechsel ich gerne zwischen führen (am Anfang, am Ende, bei scharkem Gefälle, wenn mir kalt wird,…) und reiten. Leider hat Tammi die Angewohnheit, ab und zu stehen zu bleiben. Lange Zeit habe ich an der Hand versucht, sie durch Ziehen am Zügel zum Weitergehen zu bewegen. Dabei ist immer das Kopfstück verrutscht und ich habe eine Weile über die passende Ausrüstung Nachgedacht, um dieses Problem zu beheben: ein Halfter unter die Trense? Benutze ich dann einen Extra Strick zum Führen? Oder schnalle ich jedes mal den Zügel um?

Es hat echt lange Gedauert, bis ich endlich auf die einzig richtige Idee gekommen bin: ich ziehe einfach nicht mehr am Zügel! Was soll ich sagen: es ist meiner Ansicht nach definitiv die beste Lösung. Ich benötige keine unnütze zusätzliche Ausrüstung, stattdessen diszipliniere ich mich selbst, mir diese dämliche Angewohnheit, am Pferd herum zu zerren, abzugewöhnen. Und tatsächlich schaffe ich es mit meinem inneren Energielevel, meiner Stimme und Körpersprache mein Pony zum Weitergehen zu bewegen. Vorher war ich einfach zu bequem, um diesen viel besseren Weg zu gehen.

Aktivpferdeweide

In meinen Notizen habe ich einen Entwurf von 2018 für diesen Beitrag gefunden und da er mir gefällt, kommt er, mit Verspätung und jahreszeitlich auch nicht passend, noch schnell auf meinen kleinen blog:

Auf dem Bild sieht man das Ergebnis unseres Aktivweidemorgens: Dirk und ich haben sehr aktiv Zäune gezogen und Eicheln gerecht. Dabei viele Kalorien verbraucht, uns ausgiebig bewegt und nix gefuttert 😉

Ursache dieses Spontaneinsatz war eine Kombination aus ungünstigen Umständen: ein sehr heißer Sommer mit sehr wenig Gras und ein sogenanntes „Eichelmastjahr“, in dem die Bäume besonders viele Eicheln produzieren. Eicheln sind nicht per se giftig für Pferde, wie so häufig macht auch hier die Dosis das Gift. D. h. ein paar sind nicht schlimm, große Mengen aber schädlich. Und wenn nur wenig Gras da ist, nimmt Pony gerne die reichlich vorhandenen Eicheln. So was kommt nicht oft vor, aber es kann passieren.

Die Artenvielfalt an und auf unseren Weiden, die es so schön hier macht und den Speiseplan unserer Pferde so abwechslungsreich, wurde in dieser Kombination zum Problem.

Leider führen solche Verkettungen ungünstiger Umstände oft zu ängstlichem Entfernen von allem, was schädlich sein könnte und in der Folge zu einem tristen Monokultur-Umfeld unserer Pferde. Das ist sehr schade, für den Artenreichtum, die Insekten- und Vogelwelt, das Klima, unsere Pferde und nicht zuletzt uns selbst. Ich zumindest schätze den Anblick unserer vielfältigen Weiden, den unterschiedlichen Baumbestand und das angenehme Mikroklima im Baumschatten sehr.

Hier also mein Aufruf an alle Reiter, Stallbetreiber und Menschen: mäht nicht alles weg, was mal irgendwie in Verruf geraten ist. Informiert euch sorgfältig (ich habe da leicht reden, ich muss ja bloß meinen Mann fragen), erhaltet Artenreichtum und wenn es sein muss, aktiviert lieber Freunde und Einsteller zum Spontaneinsatz, als gleich die ganze Eiche zu fällen…

Mittlerweile hatten wir mehrere trockene Jahre mit vielen Eicheln. Zwischenzeitlich konnte ich keine Eicheln mehr sehen, ich habe nachts davon geträumt. Trotzdem bin ich meiner Meinung von 2018 treu geblieben!
Zu schade zum Wegwerfen II – „Buff“

Zu schade zum Wegwerfen II – „Buff“

Im letzten Jahr habe ich das „Buff“ Halstuch schätzen gelernt. Das ist ein elastischer Stoffschlauch, den man als Halstuch, Mütze, Stirnband,… tragen kann. Es hält den Hals warm, ohne dass man Angst haben muss, dass sich das Pony beim Hufe Auskratzen mit dem Huf drin verheddert (bei voluminösen Schals und Loops durchaus ein Risiko). Man kann es beim Heu aufschütteln schnell mal als Staubschutz über Mund und Nase ziehen. Es ist sehr klein und leicht (Hauptkriterium für eigentlich alles, seit ich unbedingt Wanderreiten will).

Heute ist ein altes T-Shirt „Buff“ geworden. Es handelt sich um ein icebreaker 100% Merino T-Shirt, in einem sehr schönen dunklen Lila, das ich mal 2nd Hand gekauft und dann 7 Jahre begeistert getragen habe. Irgendwann waren Löcher drin, aber ich habe es nicht über’s Herz gebracht, den schönen Stoff wegzuwerfen – zum Glück.

Mit einem gut passendem „Buff“ Maß genommen und mit 5mm Nahtzugabe zugeschnitten.

Da mir Bequemlichkeit wichtiger ist als die Optik, habe ich eine flache Naht gesetzt, d.h. die beiden Stoffteile übereinander gelegt und mit einem breiten Stich genäht. Bei stark elastischen Stoffen kann es hilfreich sein, die obere Stofflage ungedehnt mit einem Tesastreifen zu bekleben. Dann wird der obere Stoff nicht vom Nähfuß in eine Dehnung geschoben. Möglichst nicht das Tesa mit einnähen, das bekommt man nur mir viel Gefuddel wieder raus.

Ich habe den Hexenstich gewählt (hier die 15), der allein schon wegen des Namens mein Liblingsstich ist.

So sieht die Naht dann aus. Dieser Stich ist in alle Richtungen dehnbar und der elastische Stoff wellt sich nicht.

Am kniffeligsten ist der Saum am oberen Ende. Unten hatte ich einfach den T-Shirt-Saum drin gelassen. Den Tesa-Streifen kann man problemlos mehrfach verwenden.

Fertig ist das neue Lieblingsteil 🙂

Zu schade zum Wegwerfen I – DIY-Stulpen aus Jackenärmeln

Zu schade zum Wegwerfen I – DIY-Stulpen aus Jackenärmeln

Ich gehöre zu den Menschen, die schnell frieren, und gerade am Knöchel habe ich es gerne warm. Darum sind Stulpen echt super, aber Strickstulpen im Stall sind einfach unpraktisch, weil Heu und Stroh und Matsch und Leinstreu drin hängen bleiben und sich erst im Auto oder der Wohnung wieder davon lösen.

Da hatte ich kürzlich eine alte Stalljacke in der Hand, die ich nicht mehr trage. Zum Wegwerfen fand ich sie aber zu schade, also habe kurzerhand die Ärmel abgeschnitten, oben umgeschlagen, zugenäht und ein Gummiband reingezogen.
Jetzt habe ich tolle, warme Stulpen aus gewachster Baumwolle, wattiert gefüttert und wenn ich Muße zum Nachwachsen habe sogar wasserdicht. Herrlich!

Die Häkeltante

Die Häkeltante

Seit Jahren sinne ich darüber nach, wie ich etwas zu Trinken am Pferd mitnehmen kann. Eigentlich finde ich Fahrrad-Trinkflaschen super, weil man sehr gut einhändig daraus trinken kann. Aber sie sind rund und bewegen sich aus diesem Grund recht viel am Pferd. Und alle mir bekannten Flaschen-Taschen für vorne am Sattel stören mich beim Reiten.

Da ich selten länger als 2-3 Stunden reite, brauche ich nicht viel Wasser, aber im Sommer mal ein paar Schlucke wäre schon schön. Da ist mir diese Flasche als Werbegeschenk ins Haus geflattert und ich dachte: du bist meine neue Ausreit-Flasche!

Wiegt leer 37 g und hat 400 ml Fassungsvermögen.

Sie ist klein, leicht, flach und nimmt leer so gut wie keinen Platz weg. Mit zwei Karabinern hinten am Sattel befestigt ist das wirklich praktisch. Leider ist ziemlich schnell das untere Loch für den Karabiner ausgerissen 😦

Da ich total glücklich mit meinem Hufschuh-Häkelnetz bin, habe ich die Häkelnadel und den nächstbesten Wollrest hervorgekramt und die Flasche mit einem Netz umhäkelt, um die Karabiner am Netz zu befestigen.

Mit den Strings vom Sattel kann ich die Flasche zusätzlich fixieren, wenn sie zu doll hopst.

Was soll ich sagen: klappt prima 🙂 Einziger Nachteil ist, dass man zwei Hände braucht, um die Flasche ab zu machen und daraus zu trinken. Aber da ich sowieso immer ein kleines Päuschen mache, ist mir das egal.

Jetzt ist der Sommer vorbei, die Flasche wartet auf ihren Einsatz im nächsten Sommer und ich kann mir Gedanken machen, wie ich meinen heiß geliebten Thermo-Teebecher am Pferd befestige. Der ist ja rund und die mir bekannten Flaschen-Taschen für vorne… Never ending Story 😉

Tschüss, Rumpelkammer

Endlich Ordnung in der „Rumpelkammer“

Jahrelang haben wir uns über das Dreck-Eck, in das alles rein flog, was gerade im Weg war, geärgert. Nach mehreren Anläufen und der aus den sozialen Medien geklauten Idee mit der Palette, herrscht endlich Ordnung. Das Wichtigste: der Boden ist frei und kann sauber gehalten werden. Ich bin total glücklich 🙂

Fachbeauftragte für Mäusepopulation

Fachbeauftragte für Mäusepopulation

Darf ich unsere neuen Mitarbeiter vorstellen: Mizio und Jack, Fachbeauftragte für Mäusepopulation. Die Beiden haben im Mai 2022 ihre Arbeit am Hof aufgenommen und sich dazu noch klammheimlich in mein Herz geschlichen.

Mizio – scheu und ekstatisch
Jack – besonnen und freundlich
Roulottes Fontenois

Roulottes Fontenois

Dieses Jahr habe ich mir einen seit 2012 gehegten Traum erfüllt: ich habe über den Reiseveranstalter ReNatour den Planwagen-Urlaub in den Vogesen gebucht.

Es war absolut großartig!!!

Die Anbieter vor Ort, Corinne und Thomas, kümmern sich nicht nur mit viel Leidenschaft und Herzblut um ihre Pferde, sie verfügen auch über viel Fachwissen und Kompetenz. Ihre Pferde sind gesund, freundlich und dem Menschen zugewandt. So hatten wir viel Freude mit ‚unserer‘ Stute „Calypso“. Ich habe es sehr genossen, sie eine Woche zu versorgen und zu verwöhnen und scheinbar hat auch sie es genossen, denn häufig kam sie uns auf der Weide bereits entgegen. Auch das Geschirr der Pferde ist fachgerecht angepasst und wird sorgfältig gepflegt, was es den Pferden überhaupt erst möglich macht, ihren ‚Job‘ gut zu machen. Und das machen sie: egal ob entgegenkommender Traktor auf enger Landstraße, überholende Autos oder tieffliegende Jets, Calypso hat die Nerven behalten.

Am Ankunftstag wird das Putzen und Einschirren der Pferde geübt.
Danach durften die Pferde zurück auf die Weide und wir haben die erste Nacht in ‚unserer‘ Roulotte auf dem Gelände des Centre Touristique verbracht.
Unser kuscheliges fahrendes Zuhause.

Trotz 20 Jahre Pferdeerfahrung habe ich noch nie auf dem Kutschbock gesessen und fand das Fahren sehr anspruchsvoll. Es ist volle Konzentration gefordert und ich war froh, nach der ersten Etappe (2 Stunden bis zur Mittagspause) die Leinen an meinen Mann übergeben zu können. Das ein- und ausschirren ist uns dagegen sehr leicht gefallen und auch das ein- und ausspannen ging uns gut von der Hand. Bei beidem kam uns natürlich sehr zu Gute, dass wir routiniert zusammenarbeiten und beide viel Pferdeerfahrung haben. Die Pferde sind jedoch so ruhig und freundlich, dass auch Menschen mit weniger Erfahrung gut zurecht kommen. Beim Fahren selbst ist Erfahrungen mit Pferden garnicht so entscheidend, es braucht gute Nerven, einen aufmerksamen Blick auf Umgebung, Straße, Verkehr, Pferd und Wagen gleichzeitig, ein gutes Gefühl für die Bremse und wenn man regelmäßig Auto mit einem Anhänger fährt, hilft das enorm, die Kurven richtig anzufahren.

Das erste Stück wurden wir von Thomas begleitet und haben die wichtigsten Dinge gezeigt und erklärt bekommen.
Das Wichtigste beim Roulotte fahren: das gefühlvolle Bremsen.

Die Anweisungen von Corinne und Thomas sind klar, eindeutig und gut zu befolgen. Wenn man sich daran hält, wird man viel Freude an der Tour haben. Wann immer es während der Tour ein Problem gab, waren sie erreichbar und sind sofort gekommen.

Immer den „Roulez nature“ Schildern nach.

Sowohl die Stationen zur Übernachtung, als auch die Pausenplätze sind gut gewählt. Die Landschaft ist traumhaft und die Pferde können jeweils gut versorgt werden und die Nacht auf der Weide verbringen.

An allen Stationen waren die Pferde bestens untergebracht.
An jeder Station steht Futter bereit und die Geschirre können sicher verstaut werden.
Mittagspausen wie im Märchen.
Morgennebel.
Abendstimmung.

Wir waren mit dem Holzwagen unterwegs, meiner Ansicht nach der Beste der drei Wagentypen. Ich habe mich in unserem fahrenden Heim sehr wohl gefühlt. Lediglich große Menschen werden mit den Betten wenig Freude haben (bitte vorher unbedingt die Angaben zu den Abmessungen durchlesen). Es lohnt sich, am Abend ggf. den Wagen von Hand noch ein wenig zu rangieren, bis er ganz gerade steht. Wir haben das versäumt und gelegentlich eine unruhige Nacht verbracht, weil wir irgendwie schief lagen.

la Vagabonde
Drei Wagen sind schon ein Dorf. Oder ein Zirkus. Oder eine Karawane…
Wann gibt’s Kaffee?
Kaffee ist gleich fertig!
Nichts für große Menschen: die Betten in der Roulotte.

Zu Beginn der Tour haben wir eine Mappe mit den Wegbeschreibungen der Tagesetappen, sowie jeweils einer Karte erhalten. Beides so groß gedruckt, dass ich es problemlos ohne Brille (Altersweitsicht) lesen konnte. Für mich absolut genial, denn das Handy habe ich eine Woche lang kaum angefasst, was eine sehr entspannende Wirkung hatte und auch das Gefummel mit der Brille blieb mir erspart.

Mein Spitzenteam: Kutscher und Kartenleserin

Neben den vielen Dingen, die Corinne und Thomas so klug geplant haben, gibt es natürlich auch Faktoren, die sich nicht beeinflussen lassen. Und da hatten wir unfassbar viel Glück: das Wetter war perfekt, weder zu warm noch zu kalt. Mit uns gemeinsam sind zwei weitere Familien auf die Tour gestartet und wir haben uns mit beiden Familien auf Anhieb sehr gut verstanden. Unsere 5-jährige Tochter hat sich sofort mit einem ebenfalls 5-jährigen Mädchen befreundet, sonst wäre die Tour für sie wohl recht langweilig geworden. So waren wir alle glücklich und zufrieden, haben gemeinsam gegessen und die Pausen und Abende genossen, geredet, gelacht, uns gegenseitig unterstützt und einfach viel Spaß gehabt!

Ein absolutes Highlight: die Zeit bei Renate auf ihrem traumhaft gelegenen Hof. Alles strahlt Renates Wärme und Herzlichkeit aus.
Zu Gast bei den Ziegen.
Zu jeder Mittagspause haben wir den Pferden Wasser angeboten.
Und für uns gab es Antipasti mit Knäckebrot oder Nudeln mit Pesto.
Gemeinsam abhängen in der Mittagspause.
Gemeinsam abhängen in der Mittagspause 🙂

Noch ein kleiner Hinweis: Obwohl die Pferde freundlich und ruhig sind, sind es sehr große lebendige Wesen und kein Kinderspielzeug. Kinder können mit ihnen nicht so viel ‚machen‘, wie sie es sich bei Buchung der Reise vermutlich erträumen. Denn wenn die sanften Riesen mit ihren tellergroßen Hufen und knapp 1 Tonne Gewicht auf einem Kinderfuß stehen, ist die Reise vorbei (ich hatte bequeme Stahlkappenschuhe dabei, was durchaus empfehlenswert ist. Für Kinder unbedingt feste Wanderschuhe einpacken.). Und auch das netteste Kaltblut möchte beim geführt werden gerne ein paar Grashalme naschen, was ein Kind mit seinen ca. 25 kg kaum verhindern kann. Trotzdem würde ich die Reise für Familien mit (am Besten mehreren) Kindern absolut empfehlen. Überall gab es für die Kinder spannendes zu entdecken: die Kleinen haben mit Schnecken gespielt, die größeren haben Pferd gespielt, Flüsse laden zum Baden ein, Esel können gestreichelt werden und ja, unter Aufsicht eines Erwachsenen können die Pferde natürlich gefüttert, gebürstet und geschmust werden!

Gespenster in Heu?!?
Oder waren es doch kleine Hexen?
Zu Gast bei den Eseln.
Eine Nacht haben wir auf einem Sportplatz verbracht. Das ist auf jeden Fall eine außergewöhnliche Location! Die zwei Mädchen sammeln gerade im Schein der Taschenlampe Grünzeug für eine ihrer vielen Schneckenfarmen, die sie währen der Tour gebaut haben.
Auf dem Milchhof durften wir beim Melken zuschauen.

Für mich persönlich war es spannend herauszufinden, wie ich mit einem fremden Pferd in fremder Umgebung zurecht komme. Zwar habe ich am Stall regelmäßig neue Pferde, die ich in der ersten Woche zur Weide führe und auch sonst etwas genauer im Blick habe. Aber zu Hause bin ich diejenige, die den ‚Plan‘ hat und kann dem neuen Pferd die Sicherheit vermitteln, dass ich weiß, wie es bei uns läuft. In Frankreich auf dem Kutschbock habe ich keinen Plan. Kann ich einem Pferd trotzdem genug Sicherheit vermitteln, so dass es mir vertraut?

Calypso hat es mir leicht gemacht: sie war offen, zugewandt und meiner Tammi vom Typ sehr ähnlich (Thekla hat sie ein paar Mal versehentlich „Tammi“ genannt). So hatte ich von Anfang an das Gefühl, dass wir eine gute Basis finden.

Bildschön, wie gemalt! „Unsere“ Calypso.
Calypso macht lustige Gesichter für die Kamera.
Man beachte die Oberlippe, so süß!

Am ersten Tag war Calypso ein wenig scheu beim Einsprühen mit dem Fliegenspray. Auch beim Einspannen hat sie kurz gezögert. In unserer ersten Mittagspause war sie recht angespannt, bis die anderen beiden Pferde da waren (wir sind immer mit etwa 30 Minuten Vorsprung vor den beiden anderen Wagen gefahren). Alles nicht dramatisch, wenn man nicht so genau wie ich darauf achtet, wäre es einem kaum aufgefallen.

In den folgenden Tagen habe ich genau auf diese Punkte geachtet: eingesprüht wurde nur, solange sie es gut akzeptiert hat. In der Mittagspause habe ich sie grasen lassen, bis die Anderen da waren und dabei immer mal ein wenig Fliegenspray gesprüht. Beim Einspannen habe ich sehr darauf geachtet, dass alle Stangen, Gurte und Ketten schnell und sanft angelegt wurden.

Schon am dritten Tag war sie in der Mittagspause auch ohne Grasen sofort entspannt, einsprühen war am Ende der Reise überhaupt kein Thema mehr und sie hat sich butterweich einspannen lassen.

Mein schönstes Erlebnis mit Calypso: am dritten Tag in der Mittagspause gab es eine recht tiefe ‚Anbindestange‘. Da Calypso noch ungeduldig auf ihre Artgenossen gewartet hat, ist sie mehrmals mit dem Vordebein über den Strick geraten. Ich bin natürlich hin und habe den Strick wieder gerichtet. Etwa eine Stunde später waren alle Pferde da und haben gedöst, wir Menschen waren auch fertig mit Essen, da schielt Calypso zu mir rüber, senkt den Kopf, hebt das Bein, zack über’n Strick… Ich also hin, Strick gerichtet. Das haben wir 3x gemacht, dann bin ich bei ihr geblieben, sie hat ihren Kopf dicht vor meinen Bauch gehalten (dann sind nämlich nicht so viele Fliegen in ihrem Gesicht) und ist sofort eingeschlafen. Das war irgendwie sehr süß und sehr berührend.

Natürlich habe ich in den nächsten Tagen darauf geachtet, dass die ‚Erziehung‘ von mir nicht weiter etabliert wird (hoch genug anbinden und für Fliegenschutz sorgen), denn wer will schon ein Pferd, dass sich dauernd im Strick verheddert.

Ich habe es sehr genossen, mich eine Woche lang nur um ein Pferd zu kümmern und nicht die Verantwortung zu tragen. Das war sehr befreiend! Außerdem hat es mir gut gefallen, ein Ziel zu haben. Jeden Tag war eine Etappe gemeinsam zu bewältigen. Am Ziel gab es für Pferd und Mensch Entspannung und das gute Gefühl, es geschafft zu haben.

Zurück im Centre Touristique.
Calypso ist wieder zu Hause. Hier genießen die Pferde ein paar Tage Pause, bevor es auf die nächste Tour geht. Danke, Calypso, für die tolle Zeit!

Zurück zu Hause kam meine Tammi mir ganz schmal und klein vor und ein wenig vermisse ich den ruhigen Rhythmus aus füttern, putzen, einspannen, fahren, Pause, tränken, wieder einspannen, nochmal fahren, Pferd versorgen und die geselligen Abende… Doch viel Zeit für Wehmut bleibt mir nicht, hier warten neue Herausforderungen von denen ich beim nächsten Mal berichte.

Anglerweste de Luxe

Anglerweste de Luxe

Beim Reiten möchte ich zwei Dinge am Körper haben: Handy und Leckerlies. Im Sommer immer wieder Thema, weil man ja keine Jackentaschen hat. Bisher hatte ich eine Bauchtasche fürs Handy, aber irgendwie ist die doch immer so gerutscht, dass sie mich gestört hat.

Treue Begleiter in den vergangenen Sommern…

Und der Leckerliebeutel ist auch nicht optimal, weil sich immer mal was drunter verheddert oder er irgendwo rumbaumelt, wo ich ihn nicht brauchen kann.

Außerdem ist beides schon etwas abgenutzt, weshalb ich über eine neue Lösung meditiert habe.

Da ich beim Reiten immer eine Protektorenweste trage dachte ich mir: ob’s jetzt heiß oder sehr heiß unter der Weste ist, ist ja irgendwie auch egal. Also eine Anglerweste mit vielen Taschen drüber und gut.

Leider sind die auf dem Markt erhältlichen Modelle optisch nicht so der Kracher, so dass ich im örtlichen 2nd Hand Laden günstig eine Weste erstanden und aus einem übrig gebliebenen Nüsternschutz zwei Taschen darauf genäht habe.

Meine neue Weste…

Bis jetzt finde ich diese Lösung super, es stört mich nicht und ich habe Handy und Leckerlies schnell griffbereit. Damit beim Bücken die Leckerlies nicht raus purzeln, habe ich noch einen kleinen Rest von dem Netzstoff als Klappe rein genäht. Wenn ich rein fasse, wird diese nach unten gedrückt, aber umgekehrt sind die Leckerlies zu leicht, um den etwas steifen Stoff nach außen zu drücken. Klappt super 🙂

Ich hoffe, dass ich bei längeren Touren mit Routenplanung jetzt die Navitante besser höre, wenn sie mit mir redet, Handy ist ja näher zum Ohr. Das habe ich noch nicht ausprobiert.