Eine positive Schmied-Erfahrung

Heute haben wir unter Idealbedingungen entspannt vier Eisen an Tammis Hufe bekommen.
Idealbedingungen heißt: Tammi war satt, zufrieden und müde nach der Nacht auf der Weide, alle Pferde waren im Stall, es war noch angenehm kühl und noch keine Bremsen und nur wenig Fliegen unterwegs. Ich bin mittlerweile entspannter und mein Mann war zum Aufhalten da. Außerdem konnten wir an gewohnten Putzplatz beschlagen, da der inzwischen gepflastert ist. Und natürlich gehört ein ausreichender Vorrat an Bananen zu den Idealbedingungen. Sehr empfehlen kann ich auch die TTouches an den Ohren, ich habe den Eindruck, das hilft wirklich.

Entspannt heißt, dass ich wirklich keine Anzeichen von Stress an Tammi bemerkt habe. Ich hatte zwar keinen Pulsmessgerät im Einsatz, aber ich bilde mir ein, mein Pony inzwischen so weit zu kennen, dass ich das korrekt beurteilen kann. Bei den letzten Schmied-Terminen, auch wenn Tammi brav war, war deutlich Stress erkennbar.

Wir haben eine positive Schmied-Erfahrung erreicht, ich hoffe, es folgen noch viele weitere!

Hufschmied – vierter Teil

Im neuen Zuhause konnte Tammi barhuf gehen und die Hufbearbeitung hat mein Mann gemacht. So hatte ich jederzeit die Kontrolle darüber, was wann warum wie lange gemacht wird. Trotzdem sind wir dran geblieben und haben geübt: Hufe auf den Hufbock stellen und möglichst lange oben lassen. Ausbalanciert auf drei Beinen stehen. Angebunden länger stehen am Beschlagsplatz. Balance- und Dehnungsübungen nach einem uralten Artikel von Linda Tellington-Jones. Das alles hoch frequentiert positiv verstärkt. 
Warum?

Weil ein Beschlag immer medizinisch notwendig werden kann und ich mich als Mensch in der Verantwortung sehe, mein Pferd auf diese Situation vorzubereiten. Ich finde es unfair, sowohl dem Pferd, wie auch dem Schmied gegenüber, wenn sie im „Notfall“ zusehen müssen, wie sie miteinander klar kommen. Eine Erfogsgeschichte wird das leider trotzdem nicht. 

Als ich schwanger wurde, habe ich beschlossen, Tammi für die Zeit der Schwangerschaft beschlagen zu lassen. Einfach damit ich sie bewegen kann, ohne mit dickem Bauch Hufschuhe dranfummeln zu müssen. 

Mein Mann ist sehr souverän und erfahren, so dass ich den eigentlichen Hufschmiedtermin ihm überlassen habe. Ich wollte Tammi nicht wieder mit meiner Unsicherheit verunsichern. Der erste Termin lief gut, der zweite so lala, beim dritten gingen zwei Halfter drauf. Also wieder zurück auf Start.

Ich habe unseren Schmied darum gebeten, dass beim nächsten Mal jeweils nur zwei Hufe beschlagen werden und wir zwei getrennte Termine für Vorder- und Hinterhufe machen. Begeistert war er nicht, aber ich habe mich durchgesetzt und bin froh darüber. In meinem Umfeld hörte ich mehrmals den Satz: wenn sie brav ist, können wir ja doch gleich alle vier Hufe machen. Lernpsychologisch totaler Käse. Wenn sie brav ist hören wir erst recht auf. Es ist nicht immer einfach, in so einer Situation seinen Standpunkt zu behalten, aber es lohnt sich.

Und noch ein paar Kleinigkeiten haben wir verändert: Tammi wurde nicht angebunden, sondern meine Reitbeteiligung und ich haben Tammi gehalten, am Kopf gekrault und (ganz wichtig) uns unterhalten. So kamen wir gar nicht erst in Stress. 

Ja, es war deutlich mehr Aufwand, auch finanziell. Ja, ich kam mir zeitweise albern vor, so einen Aufriss zu machen. Aber Tammi war bei beiden Terminen super brav. Und das, obwohl ich das Gefühl hatte, sie hat innerlich Stress.

Es ist immer gut, sich Hilfe zu holen und sich Ratschläge anzuhören, aber am Ende muss man sich doch selbst Gedanken machen und auf sein Pferd hören. Denn nicht dein Trainer, Stallbetreiber, Stallkollege, Lieblingsbuchautor, Reitlehrer, Schmied muss am nächsten Tag deinem Pferd in die Augen schauen und sagen: ich habe richtig für dich entschieden. Das musst du allein.

Hufschmied, dritter Teil

Wieder Hufschmied, diesmal mit dem guten Gefühl, die richtige Entscheidung getroffen zu haben: ich habe um Hilfe gebeten.

Tammis Züchter, die sie vom ersten Tag an kennen und schon hunderte von Pferden haben beschlagen lassen, waren da. Meine Aufgabe war es, quasi nicht da zu sein. Tammi bekam zusätzlich etwas Beruhigungsmittel und alles lief ruhig, entspannt und gelassen ab.

Ein schöner Erfolg. Mein Pony geht mit der Erfahrung, dass Schmied kein Stress sein muss, aus der Situation heraus.

Ich war dennoch ein paar Tage traurig. Weil deutlich geworden ist, wie unsicher und nervös ich in der Situation bin. Wie wenig ich mich selbst beruhigen kann. Weil ich meinem Pony bei den Malen zuvor nicht der Fels in der Brandung war, den sie gebraucht hätte (ich war leider eher der Sturm, der die Wellen erst hat anschwellen lassen).

Ich wünsche mir mehr Vertrauen. Mehr Vertrauen im mich und mein Bauchgefühl. Mehr Vertrauen in mein Pony, das mir offen und zugewandt entgegentritt. Mehr Vertrauen, dass zwischen uns eine wertvolle Partnerschaft wächst.

Ich bin dankbar, dass es Menschen gibt, die für uns da sind. Menschen, die nicht auf mich herabschauen, weil ich Schwäche zeige, sondern uns helfen, aus der Situation zu lernen und sie später allein bewältigen zu können. Danke!

Und dann kam der Schmied…

Was macht man mit einem so jungen Pferd? Sehr viele sehr kleine Schritte! Wir lassen uns mit allem viel Zeit, es drängt uns keiner und wir haben noch viele gemeinsame Jahre vor uns. Tammi darf sich an ihre neue Umgebung, ihre neuen Freundinnen und ihre neuen Menschen gewöhnen. Ich arbeite kurz, konzentriert und spielerisch mit ihr. Zerlege Stress und Aufgaben in viele kleine Teile, die wir einzeln angehen und dann wieder zusammenfügen. So sammeln wir viele kleine Erfolgserlebnisse und schaffen eine positive Grundstimmung. Die Idee geht auf und schon bald schenkt Tammi mir die ersten Königinnenmomente.

Und dann kam der Schmied…

Ihre weidegewöhnten Barhufe kamen nicht mit dem Betonuntergrund unter der Heuraufe zurecht. Ich merkte es zu spät, sie ging klamm, musste auf einem kleinen Extrasandpaddock stehen und letztendlich beschlagen werden. Die Woche auf dem Extrapaddock nutzte ich, um ihre Beine in alle nur erdenklichen Richtungen zu heben und zu ziehen und mit Hufratzer und vielem mehr gegen ihr Hufe zu klopfen und zu hämmern. Das alles mit vielen Pausen, viel kuscheln und viel loben und zuletzt auch recht problemlos. Dass Hufe heben nicht gerade Tammis Lieblingsübung ist, möchte ich an dieser Stelle nicht verschweigen, aber wir hatten passable Fortschritte gemacht. Der Tag des Hufschmieds war da, Tammis Laune miserabel und ich furchtbar aufgeregt und angespannt. Der Schmied leider auch. „Ich habe keine Angst, ein junges Pferd zu beschlagen“ warf er sich in die Brust und unter viel Schimpfen, Schreien und einigen ziemlich kräftigen Knuffen in Tammis Bauch waren nach ca 45 Minuten vier Eisen drauf. Ich fühlte mich grauenvoll und unsere Beziehung hat ihre ersten Schrammen.

Mittlerweile ist die tägliche Hufpflege dank eines kleinen Tricks völlig unproblematisch: wenn sie wegzieht oder hampelt bleibt der Huf oben, erst wenn sie sich entspannt, dann aber sofort, wird abgesetzt. Und auch die Eigenheit, mit den Hinterbeinen beim Absetzten genervt zu kicken, haben wir so gelöst: das Bein muss dann leider noch mal aufgenommen und „anständig“, d. h. selbstständig und langsam abgesetzt werden. Das Pony ist schlau, schon nach kurzer Zeit hat sie gemerkt, dass es viel schneller geht, wenn sie mitmacht.

Zweite Runde

Einigermaßen optimistisch ging es also in die zweite Runde: mit einem neuen Schmied, der als besonders geduldig gilt und auch immer eine kompetente Hilfe dabei hat. Zunächst war auch alles in Ordnung, Tammi besah sich neugierig die „fahrende Werkstatt“ und die zwei neuen Menschen, hob brav alle vier Füße und ich fing schon an, erleichtert aufzuatmen. Da kam der Faktor Zeit ins Spiel: nach einer Weile war mein Pony der Ansicht, dass es jetzt genug ist und begann wieder, die Hufe weg zu ziehen. Der Schmied arbeitete ruhig und ohne großes Schimpfen weiter mit ihr. Noch eine Weile später sagte uns das Pony, dass es nun wirklich genug ist und begann wieder zu kicken. Mir wurde mulmig und ich betete innständig, der Schmied möge sich beeilen. Das tat er nicht und mein Pony beschloss, da sie ja offensichtlich nicht verstanden wurde, noch deutlicher zu werden und trat beherzt nach dem hinter ihr vorbeigehenden Schmied. Es war ein eindeutiges: der soll weg, mir reichts. Dass an dieser Stelle dem gutmütigsten Schmied der Geduldsfaden reißt, ist nicht verwunderlich. Es gab eine kurze, sehr deutliche Zurechtweisung. Nun lagen bei allen Beteiligten die Nerven blank, dennoch kam auch dieser Termin irgendwie zu einem Ende. Nach 1 1/2 Stunden mit vier Eisen an den Füßen und einem schlechtem Gefühl im Bauch.

Das ist jetzt 6 Wochen her und damit rückt der nächste Hufschmiedtermin unaufhaltsam näher. Und ich bin mit meinem Latein am Ende. Ich kann Tammi beibringen, die Füße zu heben. Ich kann sie an den Platz, an dem beschlagen wird, gewöhnen, indem ich sie dort anbinde, putze und füttere. Ich kann ihr Vertrauen in mich stärken, indem ich mich wie ein zuverlässiger Partner verhalte. Aber wie um alles in der Welt erkläre ich ihr, dass ich verstanden habe, dass sie nicht mehr kann und will, sie aber leider trotzdem durchhalten muss???