Aktivpferdeweide

In meinen Notizen habe ich einen Entwurf von 2018 für diesen Beitrag gefunden und da er mir gefällt, kommt er, mit Verspätung und jahreszeitlich auch nicht passend, noch schnell auf meinen kleinen blog:

Auf dem Bild sieht man das Ergebnis unseres Aktivweidemorgens: Dirk und ich haben sehr aktiv Zäune gezogen und Eicheln gerecht. Dabei viele Kalorien verbraucht, uns ausgiebig bewegt und nix gefuttert 😉

Ursache dieses Spontaneinsatz war eine Kombination aus ungünstigen Umständen: ein sehr heißer Sommer mit sehr wenig Gras und ein sogenanntes „Eichelmastjahr“, in dem die Bäume besonders viele Eicheln produzieren. Eicheln sind nicht per se giftig für Pferde, wie so häufig macht auch hier die Dosis das Gift. D. h. ein paar sind nicht schlimm, große Mengen aber schädlich. Und wenn nur wenig Gras da ist, nimmt Pony gerne die reichlich vorhandenen Eicheln. So was kommt nicht oft vor, aber es kann passieren.

Die Artenvielfalt an und auf unseren Weiden, die es so schön hier macht und den Speiseplan unserer Pferde so abwechslungsreich, wurde in dieser Kombination zum Problem.

Leider führen solche Verkettungen ungünstiger Umstände oft zu ängstlichem Entfernen von allem, was schädlich sein könnte und in der Folge zu einem tristen Monokultur-Umfeld unserer Pferde. Das ist sehr schade, für den Artenreichtum, die Insekten- und Vogelwelt, das Klima, unsere Pferde und nicht zuletzt uns selbst. Ich zumindest schätze den Anblick unserer vielfältigen Weiden, den unterschiedlichen Baumbestand und das angenehme Mikroklima im Baumschatten sehr.

Hier also mein Aufruf an alle Reiter, Stallbetreiber und Menschen: mäht nicht alles weg, was mal irgendwie in Verruf geraten ist. Informiert euch sorgfältig (ich habe da leicht reden, ich muss ja bloß meinen Mann fragen), erhaltet Artenreichtum und wenn es sein muss, aktiviert lieber Freunde und Einsteller zum Spontaneinsatz, als gleich die ganze Eiche zu fällen…

Mittlerweile hatten wir mehrere trockene Jahre mit vielen Eicheln. Zwischenzeitlich konnte ich keine Eicheln mehr sehen, ich habe nachts davon geträumt. Trotzdem bin ich meiner Meinung von 2018 treu geblieben!
Wir bauen um…

Wir bauen um…

…zum gefühlt 3572ten Mal, seit ich meinen Mann kenne. Aus dem Offenstall werden Paddockboxen. Warum eigentlich? Ist Offenstall nicht die ideale Haltungsform?

Ja, Offen- und Laufstallhaltung ist super, wenn:
1. Die Pferde sich gut kennen und verstehen, die Rangordnung einigermaßen geklärt und stabil ist.
2. Die Pferde einer Offen-/Laufstallgruppe zumindest ähnliche Bedürfnisse haben. Das betrifft Futterart und -menge, Wärme-/Kälteempfinden und Bewegungsbedürfnis.
3. Wenn man sehr, sehr viel Platz hat und genug Pferde, um Bedarfsgruppen (Diätgruppe, Allergikergruppe, Quatschkopfgruppe,…) zusammenzustellen.
4. Die Pferdebesitzer ähnliche Vorstellungen z.B. von Sauberkeit, Fütterung und dem Umgang mit Pferden haben.

Wir betreiben einen Pensionsstall, so viel Mühe wir uns auch geben, es bleiben nicht alle für immer. D.h. wir haben Wechsel in der Herde, die Rangordnung muss immer wieder neu diskutiert werden.

Wir haben hier eine bunte Mischung der beliebtesten Freizeitpferderassen, groß, klein, dick, dünn, gesund, kränklich, schüchtern, verspielt, von allem etwas.

Und es sind 17 an der Zahl. Mit den Bedarfsgruppen wird es schwierig, wenn man Herden mit mehr als 2-3 Pferden zusammenstellen möchte.

Deshalb haben wir Paddockboxen. Unsere Pferde sind jeden Tag 8-14 Stunden draußen auf der Weide. Dort haben sie Licht, Luft, Artgenossen zum Spielen und die Möglichkeit, sich zu bewegen.

Die Zeit in der Box gibt uns die Möglichkeit zu individuell bedarfsgerechter Fütterung mit Kraft- und Rauhfutter und ggf. Medikamenten. Kranke Pferde können auch mal ‚drin bleiben‘. Und wir haben jedes Pferd 3x am Tag im Blick und merken schnell, wenn was nicht stimmt.

Die Pferde nutzen die Zeit in der Box um ungestört und unabhängig von Rangordnungskonflikten zu ruhen und zu fressen.

Es ist ein Kompromiss, aber ich finde, es ist ein guter Kompromiss für alle Beteiligten. Unsere Pferde wirken zufrieden und ausgeglichen, unsere Einsteller meistens auch und damit sind auch wir zufrieden 😀

Nur fürchte ich, dass wir nie aufhören werden zu bauen. Als nächstes ist das seit zwei Jahren fast fertige Solarium dran und bis das fertig ist, haben wir bestimmt noch hundert neue Ideen…

Nachtrag vom 8.10.2018: hier noch ein Artikel zum Thema von Dr. Tanja Romanazzi, der mir aus der Seele spricht Tanja Romanazzi Offenstallkonzepte: Ist mein Pferd für den Offenstall geeignet?