Regenreitrock

Regenreitrock

Pferdefrau unterwegs“ Maren Brümmer hat mich mit ihrem YouTube Video „Regenschutz für Wanderreiter und Reiter – was funktioniert – was nicht? |Ausrüstung Wanderreiten“ auf die Idee gebracht, mir einen Regenreitrock zu nähen. Und da ich keine Anleitung hatte, habe ich selbst ein Design entworfen und zeige hier die Entstehung meines ersten Reitrocks.

Zunächst habe ich ganz viel YouTube geschaut, alle möglichen Reitrock-näh-Tutorials. Irgendwo hieß es: Taillenumfang geteilt durch 6,28 ergibt den Radius für das Loch in der Mitte. Bei mir hat das irgendwie hingehauen. 

Aus einem alten Bettlaken habe ich einen Prototyp erstellt. Das Schöne an alten Bettlaken ist, dass man einfach mal irgendwie zurechtschneiden, ausprobieren, wieder drannähen und sich Notizen direkt auf dem Stoff machen kann. 

Nach zwei Proberitten in ein altes Bettlaken gehüllt (ich glaube, die Waldspaziergänger fanden mein Outfit irgendwie merkwürdig) ging’s ans Stoff kaufen. 

Da ich den Stoff gerne anfassen wollte, bin ich ins größte Stoffgeschäft in der Umgebung gefahren. Dort gab es dann genau zwei wasserdichte Stoffe. Gut, dann fällt das Entscheiden leichter. 

Ich habe mich trotz 200g/qm für den gelben Stoff mit den kleinen Ankern entschieden. Der fühlt sich gut an und man muss nicht säumen, da nichts ausfranst. Der andere wäre deutlich leichter, aber auch flatteriger und schwieriger zu verarbeiten gewesen. 

Dummerweise war ich mit meiner kleinen Tochter im Stoffgeschäft, so dass ich, bevor es mit meinem Reitrock weiter ging, erstmal ein Einhorn-Kleid nähen musste… 

Beim Verarbeiten des schönen, gekauften Stoffes hatte ich vor lauter Aufregung einen kleinen Blackout. Die simpelsten Grundlagen des Nähens sind mir entfallen. So habe ich in einem Anfall von geistiger Umnachtung (war auch spät abends) den Schnitt vom Prototyp mit Kugelschreiber auf die Vorderseite vom Stoff übertragen. Jetzt sind teilweise Linien auf meinem Rock! Ich fasse es nicht. Auch bedurfte es zwei Gläser Rotweins, um die Schere in die Hand zu nehmen und zuzuschneiden. Dabei war der Stoff garnicht so teuer: bei 135 cm Breite habe ich 2 m gekauft, das macht 32,-€.

Außerdem war ich gründlich vorbereitet: auf einem kleinen Stoffstreifen habe ich das Nähen, die selbstklebenden Klettbänder und Sekundenkleber getestet. Sekundenkleber habe ich letztendlich nicht benutzt, wäre aber auch gegangen.

Schnittmuster Regenreitrock
Mein Stoff war 200 x 135 cm groß und weil der Rock nicht ganz rund, sondern irgendwie ellipsenartig ist, hat er genau gepasst.

Das Schnittmuster ist letztendlich recht simpel: es ist ein ganzer Tellerrock (also der gesamte Kreis) mit einem Loch in der Mitte. Die Seiten sind bei mir etwas länger, das kann man nach eigenem Belieben und der Größe des Stoffes variieren. Aus dem „Teller“ habe ich für das Vorderteil ein Stück herausgeschnitten, das ein bisschen größer ist als ein Viertel. Die beiden kleinen „Halbmonde“ kommen später um das Knie und werden mit Klett fixiert. Der Rechteckige Streifen wird als Bund angesetzt und ein breites Gummiband mit Verschluss hindurch gezogen. Das Gummiband habe ich im Bund hinten mit einer Naht fixiert, damit es nicht raus rutschen kann. 

Der „Latz“ wird an den Bund geklettet und sitzt damit etwas höher. Dadurch überlappt er den Rock an den Oberschenkeln und der Regen kann nicht zwischen Bein und Sattel laufen. Bei mir ist das Vordergepäck mit dem Latz gut abgedeckt. 

Fast alle Klettbänder sind geklebt, mal schauen, wie lange das hält. Wenn man sie aufnähen möchte, muss man Nahtversiegelungsband verwenden, damit die Naht wasserdicht ist. Wie das geht, konnte mir nicht mal die unfassbar nette und geduldige Fachverkäuferin im Geschäft erklären, deshalb habe ich das erstmal gelassen.

Es ist sinnvoll, sich mit dem halbfertigen Rock schon mal auf’s Pferd zu setzen und zu schauen, ob alles sitzt. Zum Beispiel habe ich die beiden langen Klettbänder am Latz zu Hause aufgeklebt, die beiden Klettbänder am Rock selbst aber direkt auf dem Pferd sitzend. So schließt der Klett in der sitzenden Position optimal.

Reitregenrock
Erster Proberitt (leider ohne Regen).

Nach diesem ersten Proberitt habe ich noch einige Veränderungen vorgenommen:

Den Ausschnitt von den beiden Halbmonden am Latz (das sieht man auf dem Bild ganz schön, dass der offen ist und meine Tasche rauslugt) habe ich zugenäht. Auf der Schnittmusterzeichnung ist das die kleine Wellenlinie. Das ergibt dann zwei „Tütchen“, das sieht merkwürdig aus, ist aber in der Praxis nicht schlecht:

Ich habe den Klettstreifen am Bein mit dem Besatz einer alten Reithose ummantelt. Hatte ich beim ersten Ritt noch Kratzer vom Klettband auf den Fendern, war das Problem mit dieser kleinen Veränderung gelöst:

Beim Absteigen ist der Latz abgegangen und irgendwie auf dem Sattel liegen geblieben. Das hat mich zum Einen sehr beruhigt, denn wenn man unfreiwillig absteigt (also vom Pferd stürzt) würde man zumindest mit dem Latz nicht am Pferd hängen bleiben. Zum Zweiten hat es mich auf die Idee gebracht, den Latz noch ein kleines bischen zu modifizieren, so dass man ihn als behelfsmäßigen Sattelregenschutz nutzen kann, wenn man das Pferd ein Stück führen möchte. Dazu habe ich mittig am Bund vom Latz ein Haargummi festgenäht. Damit kann man den Latz am Sattelhorn festmachen. Zusätzlich habe ich am Saum vom Latz ein Gummiband eingenäht, dieses lässt sich über das Cantle (Hinterzwiesel) streifen und gibt dem Latz hinten etwas Halt.

Das Haargummi ist auch sehr praktisch beim An- und Ausziehen vom Rock: Der Latz hängt sicher am Horn und kann nicht verloren gehen, solange man die Hände braucht, um den Rock anzuziehen.

Mit der richtigen Falttechnik wird aus dem Rock ein kompaktes Paket:

Reitregenrock Packmaß
Das fertige Rockpäckchen mit Gummiband drum wiegt 520 g.

Packmaß und Gewicht treffen nicht ganz meine Vorstellungen, der Rock wiegt 520 g und ist auch zusammengerollt noch recht groß. Für einen richtigen Wanderritt ist das zu schwer und zu groß, aber für Ausritte in den heimischen Gefilden absolut perfekt. Ich bin sehr glücklich mit meinem farbenfrohen Rock.

Einen Beutel, um den Rock zu verstauen und den ich auch an meinem Sattel befestigen kann, habe ich noch dazu genäht, aber den zeige ich im nächsten Beitrag…

Am Zügel ziehen

Bei Ausritten wechsel ich gerne zwischen führen (am Anfang, am Ende, bei scharkem Gefälle, wenn mir kalt wird,…) und reiten. Leider hat Tammi die Angewohnheit, ab und zu stehen zu bleiben. Lange Zeit habe ich an der Hand versucht, sie durch Ziehen am Zügel zum Weitergehen zu bewegen. Dabei ist immer das Kopfstück verrutscht und ich habe eine Weile über die passende Ausrüstung Nachgedacht, um dieses Problem zu beheben: ein Halfter unter die Trense? Benutze ich dann einen Extra Strick zum Führen? Oder schnalle ich jedes mal den Zügel um?

Es hat echt lange Gedauert, bis ich endlich auf die einzig richtige Idee gekommen bin: ich ziehe einfach nicht mehr am Zügel! Was soll ich sagen: es ist meiner Ansicht nach definitiv die beste Lösung. Ich benötige keine unnütze zusätzliche Ausrüstung, stattdessen diszipliniere ich mich selbst, mir diese dämliche Angewohnheit, am Pferd herum zu zerren, abzugewöhnen. Und tatsächlich schaffe ich es mit meinem inneren Energielevel, meiner Stimme und Körpersprache mein Pony zum Weitergehen zu bewegen. Vorher war ich einfach zu bequem, um diesen viel besseren Weg zu gehen.

Die Häkeltante

Die Häkeltante

Seit Jahren sinne ich darüber nach, wie ich etwas zu Trinken am Pferd mitnehmen kann. Eigentlich finde ich Fahrrad-Trinkflaschen super, weil man sehr gut einhändig daraus trinken kann. Aber sie sind rund und bewegen sich aus diesem Grund recht viel am Pferd. Und alle mir bekannten Flaschen-Taschen für vorne am Sattel stören mich beim Reiten.

Da ich selten länger als 2-3 Stunden reite, brauche ich nicht viel Wasser, aber im Sommer mal ein paar Schlucke wäre schon schön. Da ist mir diese Flasche als Werbegeschenk ins Haus geflattert und ich dachte: du bist meine neue Ausreit-Flasche!

Wiegt leer 37 g und hat 400 ml Fassungsvermögen.

Sie ist klein, leicht, flach und nimmt leer so gut wie keinen Platz weg. Mit zwei Karabinern hinten am Sattel befestigt ist das wirklich praktisch. Leider ist ziemlich schnell das untere Loch für den Karabiner ausgerissen 😦

Da ich total glücklich mit meinem Hufschuh-Häkelnetz bin, habe ich die Häkelnadel und den nächstbesten Wollrest hervorgekramt und die Flasche mit einem Netz umhäkelt, um die Karabiner am Netz zu befestigen.

Mit den Strings vom Sattel kann ich die Flasche zusätzlich fixieren, wenn sie zu doll hopst.

Was soll ich sagen: klappt prima 🙂 Einziger Nachteil ist, dass man zwei Hände braucht, um die Flasche ab zu machen und daraus zu trinken. Aber da ich sowieso immer ein kleines Päuschen mache, ist mir das egal.

Jetzt ist der Sommer vorbei, die Flasche wartet auf ihren Einsatz im nächsten Sommer und ich kann mir Gedanken machen, wie ich meinen heiß geliebten Thermo-Teebecher am Pferd befestige. Der ist ja rund und die mir bekannten Flaschen-Taschen für vorne… Never ending Story 😉

Anglerweste de Luxe

Anglerweste de Luxe

Beim Reiten möchte ich zwei Dinge am Körper haben: Handy und Leckerlies. Im Sommer immer wieder Thema, weil man ja keine Jackentaschen hat. Bisher hatte ich eine Bauchtasche fürs Handy, aber irgendwie ist die doch immer so gerutscht, dass sie mich gestört hat.

Treue Begleiter in den vergangenen Sommern…

Und der Leckerliebeutel ist auch nicht optimal, weil sich immer mal was drunter verheddert oder er irgendwo rumbaumelt, wo ich ihn nicht brauchen kann.

Außerdem ist beides schon etwas abgenutzt, weshalb ich über eine neue Lösung meditiert habe.

Da ich beim Reiten immer eine Protektorenweste trage dachte ich mir: ob’s jetzt heiß oder sehr heiß unter der Weste ist, ist ja irgendwie auch egal. Also eine Anglerweste mit vielen Taschen drüber und gut.

Leider sind die auf dem Markt erhältlichen Modelle optisch nicht so der Kracher, so dass ich im örtlichen 2nd Hand Laden günstig eine Weste erstanden und aus einem übrig gebliebenen Nüsternschutz zwei Taschen darauf genäht habe.

Meine neue Weste…

Bis jetzt finde ich diese Lösung super, es stört mich nicht und ich habe Handy und Leckerlies schnell griffbereit. Damit beim Bücken die Leckerlies nicht raus purzeln, habe ich noch einen kleinen Rest von dem Netzstoff als Klappe rein genäht. Wenn ich rein fasse, wird diese nach unten gedrückt, aber umgekehrt sind die Leckerlies zu leicht, um den etwas steifen Stoff nach außen zu drücken. Klappt super 🙂

Ich hoffe, dass ich bei längeren Touren mit Routenplanung jetzt die Navitante besser höre, wenn sie mit mir redet, Handy ist ja näher zum Ohr. Das habe ich noch nicht ausprobiert.

Reiten ohne Sattel

Schon immer habe ich davon geträumt, ohne Sattel zu reiten. Als Jugendliche durfte ich es nicht, jetzt mit dem ersten eigenen Pferd, möchte ich mir diesen Traum erfüllen. Nun ist es garnicht so einfach, mit Mitte 40 das Reiten ohne Sattel zu lernen. Besonders im Trab komme ich ins „Schleuden“ 😉

Kürzlich habe ich durch Zufall eine wirklich gute Hilfe für das Reiten ohne Sattel für mich entdeckt: ich habe eine Jodhpur-Reithose, die ich länger nicht getragen habe, weil die Stege kaputt waren. Ich habe neue Gummis eingenäht und versehentlich sind die recht kurz geraten, so dass ich beim Reiten einen deutlien Zug an den Fußsohlen spüre. Was soll ich sagen, dieser leichte Druck an den Fußsohlen hilft mir, ins Gleichgewicht zu kommen, das Traben ohne Sattel und Steigbügel fällt mir leichter.

Natürlich lernt man dss Reiten ohne Sattel nicht durch zu kurze Stege allein, aber wenn es hilft, ist es ein sehr einfacher Trick, um sich den Einstieg zu erleichtern 🙂

Unser erster Wanderritt

Unser erster Wanderritt

Viele Jahre habe ich davon geträumt, jetzt hat es endlich geklappt: Dirk, Bonni, Tammi und ich haben unseren ersten Wanderritt gemacht!

Und es war so schön, wie ich es mir vorgestellt hatte! Am liebsten würde ich gleich wieder losreiten…

Tag 1

Gestartet sind wir bei uns am Stall. Am ersten Tag sind wir ins Fischbachtal zur Tannenhof-Ranch geritten. Die Route habe ich in Komoot geplant und mit der Wanderreitkarte abgeglichen. Eine riesen Hilfe war dabei die tolle Anleitung von „Pferdefrau unterwegs„. Auch die Packliste als Excel Datei ist großartig! Beides hat mir die Vorbereitung erheblich erleichtert und dafür gesorgt, dass wir gut vorbereitet waren und unsere Tour unbeschwert genießen konnten.

Eine entspannte Mittagspause haben wir bei „Wolter’s Auszeit“ eingelegt. Ich hatte vorher angerufen und uns schon mal angekündigt, so dass wir wussten, dass Pferde mitgebracht werden dürfen.

Gemütliche Pause für Pferd…
…und Reiter.

Die größte „Herausforderung“ auf der ersten Etappe war eine Furt durch ein Bächlein. Ich musste zwar voran gehen, aber dann ist Tammi brav gefolgt und auch Bonni hat ihre Skepsis überwunden.

Die reißenden Fluten 😉
So schön, dass man’s kaum glauben kann (ich habe nur ein winziges bisschen nachbearbeitet)

Auf der Tannehof-Ranch haben wir uns sehr wohl gefühlt. Wir wurden freundlich empfangen und es war alles da, was wir brauchten. Zwei Boxen waren üppig mit Stroh und Heu ausgestattet und unsere Ponys haben gesoffen, gefuttert und sich zum Schlafen abgelegt. Das Heu war von sehr schöner Qualität und wir durften es für unsere beiden Hustenponys anfeuchten. Auch die Reithalle durften Tammi und Bonni zum Wälzen nutzen.

Reithalle mit Ausblick!

Dirk und ich hatten ein schönes, sauberes Zimmer mit Bad und im Hof gibt es eine kleine Schaukel-Bank, auf der wir, nachdem die Ponys versorgt und zufrieden waren, glücklich vor uns hin geschaukelt haben. Bis auch uns der Hunger gepackt hat und wir im Restaurant Dhillon sehr lecker indisch essen waren.

Gute Nacht ihr Zwei!

Sehr praktisch: auf den mobilen Sattelböcken von der Tannenhof-Ranch konnten wir unsere Ausrüstung sauber und sicher verstauen.


Tag 2

Nachdem wir die Ponys mit Kraftfutter, Heu und Wasser versorgt hatten, gab es für uns Frühstück. Petrus war wild entschlossen zu prüfen, ob meine Packliste für alle Wetterlagen das Passende bereit hält: nach dem sonnigen Tag gestern war Regen angekündigt, so dass die Fliegendecken in die Packtaschen mussten und das Regenzeug obenauf. Hat alles gepasst und die Ponys waren beim Satteln und Packen vorbildlich!

Wege und Landschaft waren wunderschön und Tammi und Bonni sind gut vorwärts gelaufen.

Für die Mittagspause hatte ich den Landgasthof „Zum schönen Wiesengrunde“ ausgewählt. Eine gute Wahl, die Inhaberin hat sich wirklich außergewöhnlich viel Mühe gemacht: einige Tage im Voraus hat sie beim Landwirt nachgefragt, ob wir die Pferde auf seiner Wiese grasen lassen dürfen (durften wir nicht, die Wiese stand kurz vor der Heuernte, da hätte ich auch niemanden drauf gelassen). Also haben wir die Ponys ein paar Kilometer vorher sich satt futtern lassen (an einer garantiert nicht bewirtschafteten Waldlichtung) und haben sie am Landgasthof auf dem Parkplatz geparkt.

Zwei Schmucker bitte!

Bier gab’s keins für Bonni und Tammi, dafür Wasser aus dem Putzeimer (mein Falteimer hatte nicht mehr ins Gepäck gepasst). Den Eimer musste ich dreimal auffüllen lassen, was das Personal geduldig getan hat und selbst das Essen wurde uns auf dem Parkplatz serviert.

Der Pfannkuchen mit Gemüse und Schafskäse sieht nicht nur toll aus, sondern schmeckt auch herrlich!

Nachdem die Damen eingesehen hatten, dass es weder Bier noch Futter gibt und auch sonst nix interessantes passiert, haben sie sich ausgeruht und gedöst (wie sich das für ein richtiges Wanderreitpferd gehört).

Etwa 3 Kilometer vor unserem Ziel zog ein Gewitter auf und der angekündigte Regen fiel erst tropfenweise, dann als richtiger Regen und zum Schluss in einer Art Sturzflut vom Himmel. Irgendwann zwischen Regen und Sturzflut hätten wir laut Routenplanung vom Waldrand auf’s offene Feld abbiegen müssen. Und genau in diesem Moment sehe ich aus dem Augenwinkel eine Schutzhütte. Wir haben zu viert gerade so rein gepasst und waren verdammt froh, das Unwetter vom sicheren Unterstand aus vorüberziehen zu sehen.

In Ober-Ostern durften Tammi und Bonni die Nacht auf der Wiese neben den Schafen verbringen und wir haben es uns bei Freunden gemütlich gemacht. Am nächsten Tag ging es mit dem Hänger nach Hause.

Was mich besonders froh macht: beide Pferde sind in guter Verfassung am Ziel angekommen. Keine Anzeichen von Stress, Erschöpfung, Druck- oder Scheuerstellen. Offensichtlich hat die sehr lange Vorbereitungszeit auch ihr Gutes.

Wunderschön und viel zu kurz war unser erster Wanderritt. Wenn ich vorher immer das vage Gefühl hatte, dass das mein absoluter Traum sein könnte, so weiß ich es jetzt mit Gewissheit! Ich brenne jetzt schon darauf, die Packtaschen auf’s Pony zu schnallen und auf die nächste Tour zu starten.

Weitere Details und Fotos gibt’s gerne auf Anfrage.

Warnhinweis: Wanderreiten kann süchtig machen!!! 🙂

Campo-Tuch II

Campo-Tuch II

Endlich fertig, mein zweites Campo-Tuch! Ich freue mich und bin stolz.
Im Januar hatte ich ja bereits eine kleine Anleitung und Bilder von meinem ersten Tuch aus Wollfilz veröffentlicht. Das zweite Tuch ist aus einer leichten Baumwolle, hat ebenfalls zwei Taschen und Reflektorpaspel und ist nach dem gleichen Schnitt genäht. Die Baumwolle ließ sich deutlich besser verarbeiten als der Wollfilz, aber an den Fransen bin ich fast verzweifelt. Mal eben den Schussfaden (Querfaden) aus dem Stoff heraus ziehen, das war dann doch mühseliger als gedacht. Und die Fernsehabende, an denen man sowas machen kann, waren auch deutlich seltener als gedacht. 

Falls jemand ernsthaft ein Tuch mit Fransen auf diese Weise herstellen möchte, hier meine Fransen-Tipps:

Werkzeug: Stoffschere, Pinzette und Läusekamm
Es kann losgehen…



1. Den Stoff in etwa 1,5 cm breite „Fransen“ schneiden. 


2. An der oberen Kante eine stabile Naht setzen (das habe ich im zweiten Schritt gemacht, um nicht versehentlich in meine Naht zu schneiden).


3. An der Franse die Kettfäden (Längsfäden) seitlich herausziehen, bis die Querfäden ein paar Millimeter herausschauen
4. Am oberen Ende einige Querfäden mit der Pinzette herausziehen. Lässt man diesen Schritt aus, wird der Übergang vom Stoff zu den Fransen nicht schön.


5. Die Längsfäden seitlich herausziehen, bis nur noch 2-3 Längsfäden übrig sind und man die Querfäden locker herauszupfen kann.
6. Die fertigen Fransen mit einem Läusekamm auskämmen.


Das Ganze etwa 60x wiederholen, nach Belieben noch zu Strähnen knoten und schon hat man hübsche Fransen am Campo-Tuch. Es gibt aber auch fertige Fransenbänder zum annähen im Fachhandel zu kaufen 😉 

Fertig 🙂

Ich freue mich auf den ersten Proberitt!

Die Sache mit dem Vertrauen

Mein Pferd kann mir vertrauen, da bin ich ganz sicher. Habe ich nicht in den letzten Jahren immer wieder bewiesen, dass ich vertrauenswürdig bin? Täglich bekommt sie pünktlich ihr Futter, ich bemühe mich um für sie verständliche Kommunikation, höre ihr zu, zeige ihr, wenn ich sie verstanden habe. Achte auf tausend Kleinigkeiten, um ihr ein verlässlicher Partner zu sein.
Dennoch kommt es vor, dass sie mir in fremdem Gelände nur zögerlich folgt. Dann bleibt sie stehen, guckt, gruselt sich, kommt zwei Schritte mit, guckt wieder… Insgeheim ärgere ich mich dann ein klein wenig darüber, auch wenn ich in der Situation selbst geduldig bleibe und ihr helfe, ihre Skepsis zu überwinden.

Wir alle wünschen uns, dass unser Pferd uns vertraut und geben unser Bestes dafür. Trotzdem konnte ich neulich eine gute Lektion in Sachen Vertrauen lernen: Tammi und ich waren ausreiten und wie das bei uns  üblich ist, macht Tammi Vorschläge zu Tempo und Richtung, die ich, wenn es passt, auch gerne annehme. Tammi war an dem Tag unternehmungslustig und gut drauf und hat einen etwas unwegsamen Weg vorgeschlagen, den wir auch geritten sind. Dabei kamen wir in für mich unbekanntes Gelände und plötzlich war es weg, mein Vertrauen. Ich wußte nicht mehr, wo ich bin und welche „Gefahren“ der Weg möglicherweise birgt. Ich wurde unsicher, zögerlich, bin stehen geblieben, hab geguckt, auf den Weg, auf die Navi-App,…

Tammi hingegen war ganz sicher, wo sie hin will und wie schnell sie gehen möchte. Geduldig, beharrlich und ruhig hat sie mich mitgenommen auf „ihren“ Weg. Letztendlich bin ich ihr gefolgt, teils reitend oder, an steilen Stellen, auch laufend. Für mich war es ein Wechselbad der Gefühle: ich hatte Angst, den Heimweg nicht zu finden (trotz Navi-App und vollem Akku), ich hatte Angst, wir könnten uns verletzen, ich war unsicher, wie ich mich verhalten soll. Ich habe mich gleichzeitig gefreut über ihre Motivation und Eigeninitiative. Und ein bisschen habe ich mich über mich selbst geärgert, weil ich gespürt habe, dass ich ihr gerade das Vertrauen verweigere, das ich von ihr erwarte.

In dieser Situation habe ich gemerkt, was wir eigentlich von unseren Pferden verlangen! Sie wissen auch nicht, wo der Weg (der Hänger, das Training) hinführt, wie lange es dauert und welche Gefahren es vielleicht birgt, ob und wann es wieder nach Hause geht.

Und hat Tammi mir nicht auch bereits hinlänglich bewiesen, dass sie vertrauenswürdig ist? Sie hat mich schon tausende von Kilometern getragen, ohne mich je wirklich in Schwierigkeiten zu bringen. Sie hat mir in vielen gemeinsam Stunden bewiesen, dass sie auch auf mich aufpasst.

Meine Überwindung und die Entscheidung, ihr letztendlich zu vertrauen, wurde reich belohnt! Wir kamen nach ein wenig klettern und ein paar Wegkreuzungen an eine uns bekannte lange Galoppstrecke. Dort ist sie locker-fröhlich angaloppiert, ein Hase kam aus dem Gebüsch gehoppelt und ist eine ganze Weile vor uns her gesprungen (das klingt kitschig, aber es war wirklich so), keine Menschenseele weit und breit. Ich kam mir vor wie im Märchen… Und nachdem sie genug vom Galoppieren hatte, hat Tammi beschlossen, ein kleines Picknick zu machen. Wie berauscht habe ich sie grasen lassen, selbst einen Müsliriegel geknabbert und konnte mein Glück kaum fassen.

So ist das manchmal mit dem Vertrauen: von den Andern hätten wir es gerne, aber selber Vertrauen schenken, das ist schwer!

Campo-Tuch

Campo-Tuch

Auf der Suche nach einer schönen Schabracke für meinen Mann und seine PRE-Stute bin ich im Internet zufällig auf das „Campo-Tuch“ gestoßen. Man findet es auf Websiten für iberisches Reitzubehör, leider konnte ich nicht mehr Informationen dazu finden, als die in den eher kurzen Beschreibungstexten. Das Campo-Tuch kommt aus Spanien und ist eine Art Schal, der vorne am Sattel befestigt wird. Traditionell dient es als Zierde der spanischen Pferde und um Initialen oder Brandzeichen zur Schau zu tragen. Manche Tücher haben zwei Taschen, in denen Kleinigkeiten verstaut werden können und bei Kälte wärmt das Campo-Tuch die Knie des Reiters. Mehrere Campo-Tücher aus Baumwollstoff nebeneinander gelegt, bilden ein Tischtuch beim stilvollen Picknick. Schön und multifunktional – genau mein Ding! Und da die Vorweihnachtszeit die Zeit des Bastelns und Gestaltens ist, war klar: so ein Tuch nähe ich meinem Mann zu Weihnachten! Nicht mit seinen Initialen, sonder mit unserem Mordach-Logo. Und da mein Mann gerne mal vergisst, vor dem Reiten sein Pferd mit Reflektoren auszustatten, wollte ich gerne Reflektorpaspel verarbeiten. Sozusagen als eingebautes Sicherheitsfeature.

Im Stoffgeschäft konnte ich mich nicht zwischen einer leichten Baumwolle und Wollfilz entscheiden, also habe ich beides mitgenommen und besticken lassen. Leider ist nur ein Tuch fertig geworden, nämlich das aus Wollfilz, meine Variante für den deutschen Winter:

Die Maße habe ich mir bei den zum Verkauf angebotenen Tüchern abgeguckt und dann eine Zeichnung angefertigt:

Folgendes Material habe ich verwendet:

  • 2 m Wollfilz (80% Wolle, 20% Polyester)
  • 50 cm Pilotennylon für die Taschen
  • 4 m Reflektorpaspel (Reflexbiesenband)
  • 2 m Fallschirmschnur mit 4mm Durchmesser
  • 1,20 m Webborte, ca 4 cm breit

Mein fertiges Tuch ist etwa 23cm breit und ca 170cm lang plus 12cm Fransen. Die Länge richtet sich nach der Größe des Pferdes und der Beinlänge des Reiters. Das Tuch sollte etwas über den Füßen enden, damit man sich nicht darin verheddert. Dementsprechend habe ich aus dem Wollfilz zwei Stoffstreifen plus Beschnitt ausgeschnitten. Bei mir waren das 194 x 25cm.

Das Logo habe ich bei ABCD-Stickerei in Mühltal sticken lassen, da ich das mit meiner Nähmaschine nicht kann und das Stickbild von Hand einfach nicht so schön wird.

Aus dem Pilotennylon habe ich für die Taschen 4 Rechtecke von 38 x 22cm zugeschnitten. Und dann kam bei mir leider ein Denkfehler: natürlich muss man ERST in Wollfilz und Pilotennylon den Taschenschlitz schneiden und beides zusammen einfassen und DANACH das zweite Rechteck der Tasche annähen (anders als auf meiner Skizze notiert).

Jetzt die beiden Wollfilzstreifen an den langen Seiten rechts auf rechts zusammennähen und (falls gewünscht) die Reflektorpaspel und die Befestigungsbänder mit einnähen. Wer Lederriemen vorne am Sattel hat, kann sich die Bänder zum Festbinden natürlich sparen. Das Ganze wenden. Ich habe noch eine Naht an den lagen Seiten von rechts gesetzt, damit die Kante schön flach wird und die Reflektorpaspel nicht im Wollfilz verschwindet.

Zum Schluss habe ich noch die Borte an den beiden Enden aufgenäht und den Schal damit auch geschlossen. Beim Wollfilz kann man die Fransen einfach aus dem Stoff schneiden. Bei gewebter Baumwolle würde ich vermutlich die Querfäden raus fuddeln und aus den Längsfäden Fransen abbinden oder knoten.

Für meinen Mann habe ich dazu eine einfache schwarze Schabracke mit der gleichen Borte und ebenfalls einer Reflektorpaspel verziert. So sieht beides zusammen dann am Pferd aus:

Den ersten Proberitt hat mein Mann schon absolviert und ich freue mich darauf, das „Sommer-Campo-Tuch“ aus dem Baumwollstoff zu nähen 🙂

Winterritt

Da ich in Büchern und Zeitschriften immer mal wieder was über das Auftrainieren nach der Winterpause lese, gehe ich davon aus, dass mache Reiter-Pferd-Paare eine ebensolche machen. Dabei kann reiten im Winter so schön sein. Und ich rede hier nicht von sonnenbeschienen Schneelandschaften, sonden vom schmuddeligen, windzerzausten Matsch-Misch-Masch, das in unseren Breiten vorherrscht. Warum ich (auch) im Winter gerne reite?

  • Ich habe als Jugendliche leidenschaftlich Fantasy-Romane und -Comics gelesen und stelle mir beim Reiten im grau-braunen Winterwald einfach vor, ich wäre auf der langen Suche/Flucht nach/vor… Irgendwas phantastisches halt und Pony ist mein einziger, wahrer Freund, meine mich wärmende, treue Begleiterin.
  • Ich kann den wunderschönen Reitrock tragen, den mein Mann mir geschenkt hat. Der hält nicht nur traumhaft warm, ich fühle mich auch noch verzauberter auf meinem elfenzarten Pony.
  • Wir leben umgeben von Laubmischwäldern und Laubbäume verlieren bekanntlich im Winter ihre Blätter. Das hat den Vorteil, dass man viel mehr sehen kann. Man kann in fremde Gärten lunzen, man sieht die Pfade der Wildtiere, große Raubvögel gleiten zwischen den kahlen Stämmen, Rehe und Wildschweine kreuzen unseren Weg…
  • Es gibt absolut keine Insekten, die uns stechen, beißen oder sonstwie behelligen wollen!
  • Tammi ist deutlich frischer und flotter unterwegs als im Sommer, aber nicht so spinnert im Hirn, wie im Frühjahr.
  • Meine Erwartungen sind niedriger: da ich bei Bäh-Bäh-Wetter nicht mit einem Wahnsinns-Ritt rechne, freue ich mich umso mehr, wenn’s trotzdem toll wird.
  • Wenn’s zu dolle stürmt, geht’s auf den Reitplatz (zum Glück haben wir einen ganzjährig bereitbaren), das kommt der Gymnastizierung zugute. Bei Traumwetter Volten und Zirkel üben? Ein Wunder der Disziplin, das ich selten vollbringe 😉

Ich hoffe, ich konnte paar Lichtblicke ins Wintergrau zaubern und wünsche traumhafte Ritte, bei welchem Wetter auch immer…