Bei Ausritten wechsel ich gerne zwischen führen (am Anfang, am Ende, bei scharkem Gefälle, wenn mir kalt wird,…) und reiten. Leider hat Tammi die Angewohnheit, ab und zu stehen zu bleiben. Lange Zeit habe ich an der Hand versucht, sie durch Ziehen am Zügel zum Weitergehen zu bewegen. Dabei ist immer das Kopfstück verrutscht und ich habe eine Weile über die passende Ausrüstung Nachgedacht, um dieses Problem zu beheben: ein Halfter unter die Trense? Benutze ich dann einen Extra Strick zum Führen? Oder schnalle ich jedes mal den Zügel um?
Es hat echt lange Gedauert, bis ich endlich auf die einzig richtige Idee gekommen bin: ich ziehe einfach nicht mehr am Zügel! Was soll ich sagen: es ist meiner Ansicht nach definitiv die beste Lösung. Ich benötige keine unnütze zusätzliche Ausrüstung, stattdessen diszipliniere ich mich selbst, mir diese dämliche Angewohnheit, am Pferd herum zu zerren, abzugewöhnen. Und tatsächlich schaffe ich es mit meinem inneren Energielevel, meiner Stimme und Körpersprache mein Pony zum Weitergehen zu bewegen. Vorher war ich einfach zu bequem, um diesen viel besseren Weg zu gehen.
Schon immer habe ich davon geträumt, ohne Sattel zu reiten. Als Jugendliche durfte ich es nicht, jetzt mit dem ersten eigenen Pferd, möchte ich mir diesen Traum erfüllen. Nun ist es garnicht so einfach, mit Mitte 40 das Reiten ohne Sattel zu lernen. Besonders im Trab komme ich ins „Schleuden“ 😉
Kürzlich habe ich durch Zufall eine wirklich gute Hilfe für das Reiten ohne Sattel für mich entdeckt: ich habe eine Jodhpur-Reithose, die ich länger nicht getragen habe, weil die Stege kaputt waren. Ich habe neue Gummis eingenäht und versehentlich sind die recht kurz geraten, so dass ich beim Reiten einen deutlien Zug an den Fußsohlen spüre. Was soll ich sagen, dieser leichte Druck an den Fußsohlen hilft mir, ins Gleichgewicht zu kommen, das Traben ohne Sattel und Steigbügel fällt mir leichter.
Natürlich lernt man dss Reiten ohne Sattel nicht durch zu kurze Stege allein, aber wenn es hilft, ist es ein sehr einfacher Trick, um sich den Einstieg zu erleichtern 🙂
…Sankt Martin ritt durch Schnee und Wind Sein Ross, das trug ihn fort geschwind.
Wir sind nicht durch Schnee, sondern im dichten Nebel geritten und so richtig geschwind waren wir auch nicht, aber Tammi und ich durften auf dem Kindergartenumzug meiner Tochter Sankt Martin(a) und edles Ross spielen!!!
Mein Mann hat vor ein paar Jahren mit seiner Stute den Sankt Martin gespielt und ich fand das total aufregend und habe mir sehr gewünscht, das mit Tammi auch mal zu machen. Nach ein paar entsprechenden Andeutungen hat das Kita-Team mich dann tatsächlich gefragt, ob ich als Sankt Martin reiten will.
St. Martin ritt mit leichtem Mut Sein Mantel deckt ihn warm und gut.
Von leichtem Mut kann nicht die Rede sein, obwohl top vorbereitet, war ich sterbensaufgeregt und leicht genervt, als Tammis Rücklicht immer aus ging.
Da die Kita nur 3,5 km vom Stall entfernt liegt und Tammi eh ein paar Kilos loswerden muss, wollte ich gerne mit ihr hin und zurück reiten. Einen Teil der Strecke musste ich im Straßenverkehr zurücklegen, deshalb habe ich mir von Equilumen dieses Stiefellicht gekauft. Auch Tammi sollte gut sichtbar sein: ein leuchtendes Vorderzeug habe ich schon seit längerem für sie und für das rote „Rücklicht“ habe ich auf den Schweiflatz der Reflexdecke eine kleine Tasche genäht. Dazu habe ich ein Mehrweg-Obst-Säckchen aus dem Supermarkt genommen, das hatten wir im Haus und es scheint genug Licht hindurch. In das Täschchen kam eines der rotes Lämpchen aus dem Stiefellicht-Set rein, funktioniert prima. Insgesamt bin ich mit dem Vorderzeug und Stiefellicht von Equilumen super zufrieden, nur das eine Lämpchen wollte an diesem Abend nicht so recht.
Doch meine gründliche Vorbereitung hat meine Laune wieder steigen lassen: ich war im Vorfeld bereits mehrfach zur Kita geritten. Reitend und bei Bedarf führend haben wir uns erst nur an einen Teil der Strecke und schließlich durch den Ort bis ganz zur Kita herangetastet. Hier kam mir die Tatsache, dass direkt am Außengelände der Kita eine von meinem Mann bewirtschaftete Heuwiese liegt, sehr entgegen. Da diese im Sommer zuletzt gemäht wurde, stand dort noch ordentlich Gras und da die Wiese von uns bewirtschaftet wird, wusste ich, dass dort gutes Gras wächst (kein Weidelgras, keine Giftpflanzen). So durfte Tammi bei jedem Trainingsritt 15 Minuten auf der Heuwiese grasen. Das ist für Tammi ein überzeugendes Argument, so dass sie sich, sobald das Ziel unseres Rittes klar wurde, sehr eigenmotiviert durch den Ort bewegt hat und auch Brücken und Baustellen konnten sie nicht mehr aufhalten 🙂 Zum Trainingsplan gehörte ein Ritt im Hellen, ein Ritt bei Dunkelheit und natürlich einer, wenn auf dem Kita-Außengelände alle Kinder toben.
Als Mantel hatte ich eine rote Fleecedecke mit einer großen Sicherheitsnadel an der Schulter zusammengesteckt. Sehr simpel und ja, sehr warm. Wenn dann noch Protektorenweste drunter und aufgeregt – schwitz…
Im Schnee saß, im Schnee saß Im Schnee, da saß ein armer Mann Hat Kleider nicht, hat Lumpen an „O, helft mir doch in meiner Not Sonst ist der bittere Frost mein Tod“
Ein armer Mann war nicht an der Kita und Schnee lag ja zum Glück auch nicht. Stattdessen stand meine liebe, tolle Reitbeteiligung an der Kita bereit. Sie hat Tammi während des Umzuges geführt. Das hat Tammi und mir viel Sicherheit gegeben und es war schön, dieses aufregende Erlebnis mit ihr zu teilen.
Sankt Martin, Sankt Martin Sankt Martin zog die Zügel an Sein Ross stand still beim armen Mann
Das Stillstehen sollte sich als größte Herausforderung erweisen. Da ich mein Pferd kenne, hatte ich darum gebeten, das Schauspiel mit Bettler, Mantel teilen, etc. wegzulassen. Tammi ist ein wirklich nettes Pony, aber wenn sie ein wenig aufgeregt ist und sinnlos rumstehen soll, kann sie sehr sauer werden. Leider hatte mir keiner gesagt, dass wir unterwegs fünfmal stehen bleiben, um uns zu sammeln und ein Martinslied zu singen. Glücklicherweise fiel mir recht schnell ein, dass Tammi sich meist beruhigt, sobald ich Lektionen abfrage (Schaukel, Schulterherein, Volte, Vor-, Hinterhandwendung, Traversale). Dummerweise haben meine Reitbeteiligung und ich nie vorher geübt, wie man das zu zweit (vom Boden und Sattel) macht. Es gab ein kleines Hilfen-Wirrwarr, das nächste Mal würde ich mir für diesen Fall eine kleine „Choreografie“ ausdenken und klare Absprachen treffen, wer denn nun die Hilfen gibt.
Sankt Martin mit dem Schwerte Teilt den warmen Mantel unverweilt
Sankt Martin, Sankt Martin Sankt Martin gab den halben still Der Bettler rasch ihm danken will Sankt Martin aber ritt in Eil‘ Hinweg mit seinem Mantelteil
Tatsächlich haben auch wir uns in Eil‘ davon gemacht. Beim letzten Halt, bei dem Sankt Martin sich von den Kindern verabschieden sollte, kam ein unbedarfter Passant dunkel gekleidet aus entgegengesetzter Richtung an uns vorbei geschlichen. Da hat Tammi sich dann doch kurz erschreckt (nicht dramatisch, nur kurz den Kopf hoch gerissen), aber wir wollten ihre Nerven nicht überstrabazieren und sind (nach sehr kurzer Verabschiedung von den Kindern) zügig Richtung Heimatstall marschiert. Schade, dass der Passant unser kleines Infoplakat nicht kannte. Etwa eine Woche vor Sankt Martin hatte ich dieses Plakat gezeichnet:
Das Plakat wurde in allen Kindergartengruppen im Morgenkreis besprochen und ein Bild davon an die Eltern geschickt. Hat super geklappt, die Kinder wussten schon am Vortag (da war ich zur „Generalprobe“ mit Pferd an der Kita) alle die Regeln und haben sich gegenseitig ermahnt, sich daran zu halten. Mit meiner Einschätzung (eine geschlossene Gruppe lärmender und leuchtender Kinder ist weniger schlimm für Tammi, als eine schleichende Einzeperson) lag ich wohl richtig.
Nach dem kleinen Schreck war Tammis Kopf aber bereits nach 150 Metern laufen wieder in entspannter Haltung, meine Reitbeteiligung hat sie sicher nach Hause gebracht und ich habe die Äppelhaufen eingesammelt, die im Laufe des Nachmittags auf der Straße gelandet sind.
Es war schön, es war aufregend, es hat Spaß gemacht, mich mit Tammi systematisch vorzubereiten und zu spüren, wie wir gemeinsam an der Aufgabe gewachsen sind. Ich hätte mir nie vorstellen können, dass ich mal entspannt durch eine dunkle aber belebte Ortschaft reite. Was mir viel Sicherheit gegeben hat, war die Aufgabe in viele einzelne kleine Elemente zu zerteilen und diese erst einzeln zu erarbeiten und dann zum Gesamtereignis zusammenzusetzen: die Strecke, die Kinder, Lichter und Laternen,…
Trotzdem freue ich mich jetzt auf entspannte Ausritte im Wald, ohne Kinder, Lichter, Lieder…
Mein Pferd kann mir vertrauen, da bin ich ganz sicher. Habe ich nicht in den letzten Jahren immer wieder bewiesen, dass ich vertrauenswürdig bin? Täglich bekommt sie pünktlich ihr Futter, ich bemühe mich um für sie verständliche Kommunikation, höre ihr zu, zeige ihr, wenn ich sie verstanden habe. Achte auf tausend Kleinigkeiten, um ihr ein verlässlicher Partner zu sein. Dennoch kommt es vor, dass sie mir in fremdem Gelände nur zögerlich folgt. Dann bleibt sie stehen, guckt, gruselt sich, kommt zwei Schritte mit, guckt wieder… Insgeheim ärgere ich mich dann ein klein wenig darüber, auch wenn ich in der Situation selbst geduldig bleibe und ihr helfe, ihre Skepsis zu überwinden.
Wir alle wünschen uns, dass unser Pferd uns vertraut und geben unser Bestes dafür. Trotzdem konnte ich neulich eine gute Lektion in Sachen Vertrauen lernen: Tammi und ich waren ausreiten und wie das bei uns üblich ist, macht Tammi Vorschläge zu Tempo und Richtung, die ich, wenn es passt, auch gerne annehme. Tammi war an dem Tag unternehmungslustig und gut drauf und hat einen etwas unwegsamen Weg vorgeschlagen, den wir auch geritten sind. Dabei kamen wir in für mich unbekanntes Gelände und plötzlich war es weg, mein Vertrauen. Ich wußte nicht mehr, wo ich bin und welche „Gefahren“ der Weg möglicherweise birgt. Ich wurde unsicher, zögerlich, bin stehen geblieben, hab geguckt, auf den Weg, auf die Navi-App,…
Tammi hingegen war ganz sicher, wo sie hin will und wie schnell sie gehen möchte. Geduldig, beharrlich und ruhig hat sie mich mitgenommen auf „ihren“ Weg. Letztendlich bin ich ihr gefolgt, teils reitend oder, an steilen Stellen, auch laufend. Für mich war es ein Wechselbad der Gefühle: ich hatte Angst, den Heimweg nicht zu finden (trotz Navi-App und vollem Akku), ich hatte Angst, wir könnten uns verletzen, ich war unsicher, wie ich mich verhalten soll. Ich habe mich gleichzeitig gefreut über ihre Motivation und Eigeninitiative. Und ein bisschen habe ich mich über mich selbst geärgert, weil ich gespürt habe, dass ich ihr gerade das Vertrauen verweigere, das ich von ihr erwarte.
In dieser Situation habe ich gemerkt, was wir eigentlich von unseren Pferden verlangen! Sie wissen auch nicht, wo der Weg (der Hänger, das Training) hinführt, wie lange es dauert und welche Gefahren es vielleicht birgt, ob und wann es wieder nach Hause geht.
Und hat Tammi mir nicht auch bereits hinlänglich bewiesen, dass sie vertrauenswürdig ist? Sie hat mich schon tausende von Kilometern getragen, ohne mich je wirklich in Schwierigkeiten zu bringen. Sie hat mir in vielen gemeinsam Stunden bewiesen, dass sie auch auf mich aufpasst.
Meine Überwindung und die Entscheidung, ihr letztendlich zu vertrauen, wurde reich belohnt! Wir kamen nach ein wenig klettern und ein paar Wegkreuzungen an eine uns bekannte lange Galoppstrecke. Dort ist sie locker-fröhlich angaloppiert, ein Hase kam aus dem Gebüsch gehoppelt und ist eine ganze Weile vor uns her gesprungen (das klingt kitschig, aber es war wirklich so), keine Menschenseele weit und breit. Ich kam mir vor wie im Märchen… Und nachdem sie genug vom Galoppieren hatte, hat Tammi beschlossen, ein kleines Picknick zu machen. Wie berauscht habe ich sie grasen lassen, selbst einen Müsliriegel geknabbert und konnte mein Glück kaum fassen.
So ist das manchmal mit dem Vertrauen: von den Andern hätten wir es gerne, aber selber Vertrauen schenken, das ist schwer!
Ich hatte es ja bereits angekündigt, jetzt habe ich es getan: ich hab’s Pony zum Joggen mitgenommen. Was soll ich sagen, ich bin fix und fertig aber glücklich 🙂
Warum man das unbedingt ausprobieren sollte?
Als guter Reiter und Pferdemensch sollte man das, was man von seinem Pferd erwartet, auch selbst können. Wir möchten ja alle nicht wie ein nasser Sack auf dem Ponyrücken hängen und auch nach zwei Stunden ausreiten noch mit schöner Körperspannung geschmeidig auf dem Pferd sitzen. Kondition (Kraft, Schnelligkeit, Ausdauer, Koordination und Beweglichkeit) brauchen Reiter und Pferd. Warum selbiges dann nicht auch gemeinsam trainieren?
Ich bin kein Ausbilder und die Ausbildungsskala habe ich leider nie richtig verstanden, aber „Takt“ kommt da vor. Ich könnte mir vorstellen, dass es eine gute Sache ist, wenn das Pferd beim Joggen ohne „störenden“ Reiter und ohne die Schwierigkeiten des Kreises (beim Longieren) seinen Takt im Trab findet. Aber das ist wirklich nur eine Vermutung…
Was ich sicher weiß: Pferde, die sich mögen und viel Zeit miteinander verbringen, synchronisieren sich. Also immer schön synchron mittraben, vielleicht hat dein Pony dich dann noch mehr lieb 🙂
Und jetzt dürfen mich alle auslachen: ich glaube, die Dicke hat ihren Spaß dabei. Wir waren jetzt vier Mal zusammen joggen und sie hat das Prinzip verstanden. Normalerweise bleibt Tammi gerne bei jedem nicht vorhanden Anlass stehen, normalerweise trabt sie nicht gleichmäßig in einem Tempo. Heute kam sie bereitwillig mit, ist auf kleinste Hilfe angetrabt und kein einziges Mal stehen geblieben (außer vier Mal zum Äppeln natürlich). Und irgendwie habe ich so ein breites Grinsen in ihrem Gesicht gesehen, als sie fluffig die 25 Minuten durchgetrabt ist und ich röchelnd neben ihr her geschnauft bin. Ganz blöd ist Pony ja nicht, dass ich so etwa die vierfache Atemfrequenz von ihr hatte, ist ihr bestimmt aufgefallen. Das bringt die Beziehung auf eine ganz neue Art auf ein anderes Niveau.
Welche Voraussetzungen sollten erfüllt sein?
Zunächst sollten natürlich alle Beteiligten gesund und körperlich und mental in der Lage sein, eine Runde joggen zu gehen.
Das Pferd sollte sich am lockeren Strick in Schritt und Trab führen lassen.
In der Nähe des Stalls muss es einen Weg geben, der sich von Bodenbeschaffenheit und Steigung/Gefälle zum Joggen eignet.
Der Mensch sollte so fit sein, dass er sich ans Trabtempo vom Pferd anpassen kann. Ich bin erst mal ein paar Monate ohne Pony gejoggt und habe mir ein Paar gescheite Schuhe gekauft, bevor wir das erste Mal zusammen gestartet sind. Wird das Joggen zum Tauziehen, macht es beiden Beteiligten keinen Spaß! Mein Tipp: langsam anfangen, wenig erwarten und dran bleiben. Das erste Mal ist Scheiße gelaufen? Wunderbar, dann kann das zweite, dritte und vierte Mal ja nur besser werden.
Was braucht man dafür?
Nicht viel. Tammi trägt ein Knotenhalfter mit einem dünnen, langen Strick, der ohne Karabiner befestigt wird. Schließlich soll im Trab nicht ständig der Karabiner hin und her schwingen und ich möchte beim Laufen mit den Armen mitschwingen können, ohne dass Seil und Karabiner in Eigenschwingung versetzt werden. Ich habe sehr gute Erfahrungen mit einer 3,60m langen, ca 8mm dicken Feather Line von von der Seilerei Brockamp. Die ist dann auch schön leicht.
Der Hufschutz ist sehr individuell von Hufen und Bodenbeschaffenheit abhängig, das kann man dann beim Joggen wie beim Reiten handhaben.
Ich trage Handschuhe, was sich beim Führen von Pferden ja grundsätzlich empfiehlt und ein paar gute Joggingschuhe. Hier lohnt sich der Besuch eines Fachgeschäftes, zum Einen, um die eigenen Gelenke zu schonen und zum Anderen, um mit dem Pony mithalten zu können. Ich persönlich war erschrocken und erfreut gleichermaßen, wie viel fitter als ich meine Knutschkugel ist!!!
Also, startet die Competition mit euren Fellnasen und habt Spaß (immer lächeln, auch wenn euch gerade die Lunge um die Ohren fliegt und die Oberschenkel brennen) 🙂
Eigentlich hatte ich heute einen perfekten Ausritt: Wetter perfekt (15 Grad und sonnig), Pony mega brav und lauffreudig ohne zu drängeln oder zu eilen, Schritt, Trab, Galopp mit lockerem Rücken, der Wald menschenleer, die Wege weder zu nass, noch zu trocken… Alles perfekt!
Ein guter Tag für einen Fitnesstest, dachte ich mir. Also Pulsmessgerät (Polar, älteres Modell) rausgekramt, Strecke im Kopf geplant, lange Galoppstrecke inklusive, nochmal nachgelesen, wie es geht (Constanze Röhm: „Purzel speckt ab“, S.99 ff), App zum Aufzeichnen der Strecke gestartet (All Trails) und los geht’s. Dann kam der Frust:
Auch mit sorgfältigem Anfeuchten von Pferd und Sensoren liefert das Pulsmessgerät erst mal keine Werte (Pony ist halt ein kleines Heizöfchen und schnell wieder trocken) und der Sensor, den man am Schulterblatt unter den Sattel schiebt, rutscht dauernd raus. Also schon mal kein Wert für den Ruhepuls. Die ersten Werte sind dann auch ziemlicher Quatsch (158 Schläge pro Minute im ruhigen Schritt auf ebener Strecke?!?), aber daran habe ich mich schon gewöhnt (ist ja nicht mein erster Versuch). Nach 30 Minuten ist Pony zart angeschwitzt, der Sensor sitzt, das Pulsmessgerät liefert einigermaßen plausible Werte. Ich versuche, ein Gefühl dafür zu bekommen, welchen Puls in welcher Gangart sie hat. Hier ergibt sich die nächste Hürde: meine Augen sind im letzten Jahr echt schlecht geworden, spätestens im Trab bräuchte ich eigentlich eine Lesebrille, um auf dem Pulsmesser noch überhaupt irgendwas zu erkennen, von Galopp will ich garnicht reden und die Uhr kann ich auch kaum lesen. Das wirft die Frage auf: investiere ich als nächstes in eine Gleitsichtbrille oder in ein Pulsmessgerät, das die Werte per Sprachausgabe mitteilt und überhaupt mit dem Smartphone kompatibel ist. Soweit ich es erkennen konnte, steigt der Puls in Schritt und Trab eher nach Steigung des Weges als nach Gangart: ebene Strecke oder bergab ca 60-70, leichte Steigung 90-100 Schläge pro Minute. Ob und wann der Puls sprunghaft ansteigt, kann ich beim besten Willen nicht erkennen.
Egal, für den Maximalpuls brauche ich eine ordentliche Galoppstrecke, ich habe auch schon eine gute Strecke im Kopf, leider finde ich sie heute nicht. Wir haben hier ein wunderbares Ausreitgelände, viel Wald, viel Bergauf/Bergab, aber halt nicht so arg viele lange Galoppstrecken. Die richtig guten sind alle ein Stückchen weg, also da, wo ich mich nicht so gut auskenne. Und heute habe ich wohl irgendwo die falsche Abzweigung genommen. Galoppieren tun wir trotzdem (wenn Tammi es schon so nett anbietet), allerdings auf einer Strecke, auf der ich sehr auf den Weg (Steine, herabhängende Äste, etc.) achten muss und nicht so richtig Stoff geben kann. Hier kommen wir auf ca 190 Umdrehungen. Nach mehreren kurzen Galopps (Galoppen, Galoppaden?) versuche ich Atemfrequenz, Puls und Uhr gleichzeitig im Auge zu behalten, wegen der Erholungsdauer und mir das Ergebnis irgendwie zu merken. Was soll ich sagen, hat nicht so geklappt.
Aber ich lasse mich nicht entmutigen und versuche, dran zu bleiben. Sollten daraus irgendwelche Erkenntnisse erwachsen, lasse ich euch gerne teilhaben…
Wenn Kinder und Pferde zur Familie gehören, dann wünscht man sich, dass alle gesund und fröhlich sind und das eigene Wohlbefinden sollte auch nicht zu kurz kommen. Ein Ziel, das nicht immer leicht zu erreichen ist. Hier meine Ideen zu diesem Thema:
Ich schaue mir gerne die YouTube Videos von Lisa Röckener an und eines fällt mir dabei besonders auf: Lisa lacht! So herzlich, ansteckend und freudig. Es gibt nur wenige Fotos von mir auf dem Pferd und auf denen schaue ich konzentriert und angespannt. Dabei würde ich behaupten, dass mein Pony mich wirklich glücklich macht. Meine Besser-Reiten-Übung Nummer eins heißt also „lächeln!“. Das Kind quengelt seit gefühlt Stunden? Lächeln! Die Milch brennt an, die kleine Tochter quatscht das Ohr blutig während der pubertierende Sohn Fragen grundsätzlich nur mit „Hm“ beantwortet? Lächeln! Den perfekten Zirkel üben und das Pony driftet über die äußere Schulter? Lächeln!
Neben seelischer ist auch körperliche Fitness unerlässlich für gutes Reiten. Mein persönliches Sportprogramm besteht aus der Yogaübung „Sonnengruß“ am Morgen. Da viele Yoga-Positionen lustige (Tier)Namen haben, lässt sich die kleine Tochter gelegentlich zum Mitmachen animieren. Selten schaffe ich mehr als 4 Wiederholungen, aber selbst das bringt schon was und dauert nur 2 Minuten. Im Yoga habe ich Übung und Erfahrung, völlig neu für mich ist der Bereich „Ausdauersport“. Muss aber sein, gegen Stress und für mehr Kondition! Also habe ich mit dem Joggen angefangen. Sobald ich etwas routinierter laufe, möchte ich entweder die kleine Tochter auf dem Laufrad mitnehmen oder das Pony nebenher traben lassen. Puh, das treibt mir schon beim Schreiben den Schweiß auf die Stirn 😉
Weniger anstrengend ist die „Peitschenübung“. Seit vielen Jahren longiere ich nach dem Longenkurs von Babette Teschen und Tania Konnerth. Dabei muss man die Peitsche sehr genau und dosiert einsetzen, Geschicklichkeit und Kraft sind gefragt. Beides muss ich nicht unbedingt am Pferd üben. Da wir glücklicherweise sehr viel Platz haben, habe ich ein Spiel mit meiner Tochter daraus gemacht: einige leere PET Wasserflaschen werden mit etwas Wasser befüllt (damit sie nicht gleich vom Wind umfallen) und auf unterschiedlichen Höhen aufgestellt. Dazu eignen sich Stufen, der Gartentisch, ein umgedrehter Eimer,… Meine Tochter bekommt einen Carrot-Stick mit einem kurzen Schlag, ich übe mit meiner Longierpeitsche und der schwächeren (in meinem Fall linken) Hand. Jetzt soll abwechselnd eine der Flaschen mit der Peitsche umgeschmissen werden, ohne dass sie quer über den ganzen Hof fliegt. Also mit Gefühl! Thekla hat Spaß und ich kann meine Longier-Fähigkeiten verbessern. Das Spiel eignet sich aber nur, wenn man wirklich viel Platz hat und das Kind das Prinzip des Abwechselns verstanden hat. Haut es wahllos mit der Peitsche um sich oder rennt in den Schlag meiner Peitsche, kann es schmerzhaft werden.
Wie meistert ihr die Herausforderungen einer Familie mit Zwei- und Vierbeinern? Ich freue mich auf mehr Ideen!
Da ich in Büchern und Zeitschriften immer mal wieder was über das Auftrainieren nach der Winterpause lese, gehe ich davon aus, dass mache Reiter-Pferd-Paare eine ebensolche machen. Dabei kann reiten im Winter so schön sein. Und ich rede hier nicht von sonnenbeschienen Schneelandschaften, sonden vom schmuddeligen, windzerzausten Matsch-Misch-Masch, das in unseren Breiten vorherrscht. Warum ich (auch) im Winter gerne reite?
Ich habe als Jugendliche leidenschaftlich Fantasy-Romane und -Comics gelesen und stelle mir beim Reiten im grau-braunen Winterwald einfach vor, ich wäre auf der langen Suche/Flucht nach/vor… Irgendwas phantastisches halt und Pony ist mein einziger, wahrer Freund, meine mich wärmende, treue Begleiterin.
Ich kann den wunderschönen Reitrock tragen, den mein Mann mir geschenkt hat. Der hält nicht nur traumhaft warm, ich fühle mich auch noch verzauberter auf meinem elfenzarten Pony.
Wir leben umgeben von Laubmischwäldern und Laubbäume verlieren bekanntlich im Winter ihre Blätter. Das hat den Vorteil, dass man viel mehr sehen kann. Man kann in fremde Gärten lunzen, man sieht die Pfade der Wildtiere, große Raubvögel gleiten zwischen den kahlen Stämmen, Rehe und Wildschweine kreuzen unseren Weg…
Es gibt absolut keine Insekten, die uns stechen, beißen oder sonstwie behelligen wollen!
Tammi ist deutlich frischer und flotter unterwegs als im Sommer, aber nicht so spinnert im Hirn, wie im Frühjahr.
Meine Erwartungen sind niedriger: da ich bei Bäh-Bäh-Wetter nicht mit einem Wahnsinns-Ritt rechne, freue ich mich umso mehr, wenn’s trotzdem toll wird.
Wenn’s zu dolle stürmt, geht’s auf den Reitplatz (zum Glück haben wir einen ganzjährig bereitbaren), das kommt der Gymnastizierung zugute. Bei Traumwetter Volten und Zirkel üben? Ein Wunder der Disziplin, das ich selten vollbringe 😉
Ich hoffe, ich konnte paar Lichtblicke ins Wintergrau zaubern und wünsche traumhafte Ritte, bei welchem Wetter auch immer…
Tammi ist auf Diät. Eigentlich permanent. Ich gebe gefühlt deutlich mehr Geld für Fressverhinderungsmaßnahmen aus, als für Futter. Meine neuste Anschaffung dient jedoch nicht der Begrenzung der Futteraufnahme, sondern der aktiven Fettverbrennung durch Bewegung: Tammi hat jetzt ein Pulsmessgerät. Damit wir effektiv im idealen Fettverbrennungs-Pulsbereich arbeiten können.
Spätestens als ich mit ihr Equikinetik mit Timer und Pulsmesser gemacht habe, habe ich mich gefragt: wo bleibt da die Beziehung, das Miteinander, die schönen gemeinsamen Momente? Da muss man schon aufpassen, dass man vor lauter Geräte-gucken das Pferd nicht aus dem Blick verliert.
Trotzdem bin ich froh über die Anschaffung. Schöne gemeinsame Momente können wir nur haben, wenn wir beide gesund sind. Und das Pulsmessgerät spornt mich dazu an, doch hier und da zu traben, wo ich sonst im Schritt entlag gebummelt wäre. Oder eben ein fleißigeres Tempo zu fordern. Außerdem macht es Spaß, mehr über sein Pony zu lernen: wann muss sie sich tatsächlich wie sehr anstrengenden? Wo liegt der Ruhepuls (das konnte ich mir vorher nie merken)? Ich denke auch, dass ich es mal beim Schmied anlegen werde, um zu sehen, wie sehr sie sich innerlich aufregt und wie viel davon ihr anzumerken ist.
Fazit: Wenn man an einen Pulsmesser kommt, ohne dass es ein großes Loch in die Pony-Kasse reißt, ist es eine durchaus lohnende Anschaffung.
27.6.2019
Reiten 2.0
Pulmesser links, Armbanduhr rechts vom Sattelhorn, so habe ich alles im Blick und die Hände frei für die Zügel 😃