Marc Lubetzki ist ja bereits Routinier in Bezug auf Online-Vermittlung seiner Inhalte und da durch das Corona-Virus derzeit keine Präsenzvorträge möglich sind, hat er am 18.4.2020 seinen Vortrag zum Thema „Die ideale Zusammenstellung von Hauspferdegruppen“ ins Netz verlegt. Das hatte für mich den Vorteil, dass ich daran teilnehmen konnte. Insgesamt waren etwa 70 Teilnehmer online.
Zunächst hat Marc die verschiedenen Herdengrößen vorgestellt. Zwei Pferde sind bereits eine Herde. Auch in der Natur gibt es Herden, die nur aus zwei Tieren bestehen. Häufig handelt es sich um einen jungen Hengst oder einen, der keine größere Herde möchte und eine Stute.
Eine häufig vorkommende Herdengröße ist 8-12 Pferde, diese Gruppen sind sehr stabil und es gibt in der Regel einen Althengst.
In großen Herden mit 35 bis 40 Tieren toleriert und braucht der Althengst andere Hengste zu seiner Unterstützung. Die Strukturen sind etwas lockerer, häufig bildet eine Gruppe älterer Pferde den konstanten Kern der Gruppe, während die „jungen Erwachsenen“ eher mal die Herde wechseln. Dieser Wechsel ist ein fließender Übergang, der sich über Tage und Wochen hinzieht und die „neue“ Herde ist auch nicht völlig fremd, sondern eine Herde aus dem Herdenverband.
Dann gibt es natürlich noch die Junggesellengruppen.
Im zweiten Teil haben Marc und seine Frau Eike die fünf Elemente aus der traditionellen chinesischen Medizin vorgestellt und anhand von Beispielen gezeigt, welche Eigenschaften und Merkmale der Pferde sich welchen Elementen zuordnen lassen. Alle gezeigten Videos wurden innerhalb der gleichen Herde aufgenommen und haben die Typen sehr schön illustriert.
Holz: ein Pferd im Holz-Typ ist sehr aktiv und kontaktfreudig. Ein typischer Holz-Hengst, wie er im Video gezeigt wurde, hat eine große Herde und ist sehr „tolerant“. Er spielt viel mit den Junghengsten.
Wichtiges Sinnesorgan: Augen
Feuer: Ein Feuer-Pferd ist aktiv, neugierig und mutig. Aber auch wankelmütig und hat eine kurze Aufmerksamkeitsspanne. Bei Stuten ist es häufig ein Tier, welches voraus geht und die Umgebung erkundet. Ein typischer Feuer-Hengst hat keine eigene Herde.
Wichtiges (Sinnes)Organ: Zunge
Erde: das Erde-Pony ist üppig: massiger Körper, runde Formen, viele Haare. Es ist gesellig, ruhig, energiesparend und leichtfuttrig. „Erde erdet“ und so ist das Erde-Pferd ein verbindendes Pferd, sowohl innerhalb der Gruppe als auch zwischen den Herden. Bei Überforderung, z. B. zu großer Herde, neigt es zum „büffeln“.
Wichtiges (Sinnes)Organ: Maul
Metall: das Element Metall steht für Beständigkeit und Eleganz. Hengste, die im Metall-Typ stehen, können große Herden führen. Da sie sehr gut einschätzbar sind, schließen sich andere Pferde ihnen gerne an. Sie sind eher unauffällig, haben einen langen Körper und sind schmal von der Statur.
Wichtiges (Sinnes)Organ: Nase
Wasser: ein Pferd im Wasser-Typ ist gerne für sich, ist vorsichtig und zurückhaltend. Oft sind sie die „Alarmanlage“ der Herde. Wasser-Pferde sind sehr geräuschempfindlich und wollen wenig körperliche Nähe.
Wichtiges (Sinnes)Organ: Ohren
Manche Typen ergänzen sich und passen somit gut zusammen. Zum Beispiel kann der Holz-Typ bei zu viel Belastung aus der Balance geraten und ein Wasser-Typ bringt Stabilität und Ruhe. Metall kann starr werden und der Feuer-Typ bricht die Starre auf.
Natürlich sind die Elemente eine Annäherung und jedes Pferd hat seinen ganz individuellen Charakter, in dem sich auch Elemente mischen können.
In der Natur ist es die Aufgabe des Althengstes, die Herdenmitglieder harmonisch zusammenzustellen und auch die Größe der Herde wählt er so, dass es zu ihm passt und er seine Aufgabe in der Herde gut erfüllen kann. Für uns Menschen ist es schwierig, diese Aufgabe ebenso gut zu erfüllen, denn wenn wir Herden zusammenstellen, spielen auch andere Faktoren als Harmonie eine Rolle und wir sind auch nicht 24 Stunden am Tag in der Herde. Dennoch können wir versuchen, ein paar Faktoren zu berücksichtigen.
Was können wir daraus für unsere Hauspferdeherden lernen?
Konflikte innerhalb einer Herde gibt es in der Natur nicht. In unseren von Menschenhand zusammengestellten Herden sollten wir sicher stellen, dass kein Pferd permanent aus der Herde verjagt wird. Dann passt es nicht in die Herde und leidet darunter. Ebenso sollte es nicht regelmäßig vorkommen, dass Pferde nach einander ausschlagen. Marc hat in Bildern und Videos den Unterschied zwischen Spiel und Ernst gezeigt, das kann ich jetzt nicht so schön illustrieren. Wichtig ist, dass die typischen „Spielchen“ sich eher „vorne“ abspielen (Steigen, Wadenbeißen,…) und durch ein gemeinsames Laufspiel aufgeöst werden. Tritt ein Pferd regelmäßig hinten aus, meint es das nicht spielerisch. Das wäre dann ein Fall, in dem wir in die Herdenzusammensetzung eingreifen müssen.
Pferde fressen in der Natur weit auseinander und ruhen dicht zusammen. Lässt sich dies in der Haltung übernehmen, wäre es wünschenswert.
Hat man häufiger Wechsel in der Herde, z.B. weil man einen Pensionsstall betreibt, so wäre man mit großen Herden (ca 40 Pferde) näher am natürlichen Verhalten, allerdings sind entsprechend große Flächen und ein ausreichendes Futterangebot Voraussetzung. In solch großen Gruppen bilden die Pferde dann von selbst kleine harmonische Untergrüppchen. Hier kann man auch recht problemlos neue Pferde integrieren.
Bei kleineren Herden sollte das neue Pferd unbedingt zunächst getrennt von den Anderen stehen und die Möglichkeit bekommen, die Herde zu beobachten. Das tun Pferde in der Natur ebenfalls: wenn sie in eine andere Herde wechseln, so beobachten sie diese auch erst aus der Ferne.
Nach Marcs Beobachtungen dauert es ein Jahr, bis ein Pferd in seiner neuen Umgebung wirklich angekommen ist. Das deckt sich sehr genau mit meinen eigenen Beobachtungen.
Die Frage nach der idealen Zusammenstellung von Hauspferdegruppen lässt sich natürlich nicht pauschal beantworten, aber ein paar Hinweise haben wir schon bekommen und zwei Tipps hat Marc noch für uns: natürlicher sind gemischte Herden mit allen Altersstufen und Rasseunterschiede sind bei der Zusammenstellung weniger problematisch als schlecht sozialisierte Pferde.
Aus den ursprünglich geplanten 90 Minuten Videokonferenz sind vier Stunden geworden und Marc hat unermüdlich alle Fragen der Teilnehmer beantwortet. Das kann und will ich nicht alles wiedergeben, was ihr hier lesen durftet, ist meine persönliche, subjektive Zusammenfassung von den Dingen, die ich spannend fand und mir notiert habe.
Ganz viele tolle Artikel, Angebote und Infos von Marc Lubetzki findet ihr unter marc-lubetzki.de
Kursberichte
Tageskurs „Futterberatung“ mit Constanze Röhm
Am 5.5.2018 habe ich den Tageskurs „Futterberatung“ von Constanze Röhm besucht. Organisiert hat diesen spannenden Tag die Freestyle Horse Agility e. V. An dieser Stelle möchte ich ein dickes Dankeschön an die Freestyle Horse Agility e. V. aussprechen, dass der Kurs trotz der Schlammlawine, die den Hof ein paar Tage zuvor überrollt hatte, stattfinden konnte!!!
Leider hat es eine ganze Weile gedauert, meine 11 Seiten Mitschrift zu ordnen, aber jetzt habe ich es geschafft und möchte euch an meinen Erkenntnissen teilhaben lassen.
Zunächst mal eine sehr gute Nachricht: Deutsche Pferde waren noch nie so gesund! Und sie sind noch nie im Durchschnitt so alt geworden.
Um sein Pferd richtig zu füttern, sollte man sich über folgendes Gedanken machen:
Teil 1: Was habe ich für ein Pferd?
Möchte ich mein Pferd richtig ernähren, muss ich zunächst schauen, was ich für ein Pferd habe. Hierzu kann man sich dessen Herkunft anschauen. Es gibt eine Genstudie vom Pferd auf englisch (Jansen 2002), die laut Constanze sehr interessant ist. Ich habe sie nicht gelesen, was einfach mit Zeitmangel zu tun hat. Kurz notiert habe ich mir, dass Lusitano und PRE genetisch näher am Shetty als am Araber liegen, also leichtfuttrig sind.
Es gibt eine vereinfachte Einteilung der Pferde in vier Urtypen. Diese ist wissenschaftlich nicht ganz korrekt, aber recht anschaulich:
Das Tundrapferd lebte in riesigen Herden, es gab innerhalb dieser Herden keine lineare Rangfolge, sondern eher „Lobbygruppen“. Das Tundrapferd hatte wenig Interesse an Konflikten und verbrachte viel Zeit mit der Nahrungsaufnahme. Kein Gras sondern Buschwerk und Gehölz.
Das Nordpferd lebte im Wald in kleinen Herden. Das Nordpferd ist kein Flucht- sondern ein Tarntier. Und auch das Nordpferd fraß kein Gras sondern Buschwerk und Gehölz.
Das Steppenpferd ist dann endlich mal so, wie wir uns die Vorfahren unserer Pferde vorstellen: Grasfresser und Fluchttier.
Gänzlich unbekannt war mir das Ramskopfpferd. Dieses wanderte durch alle Regionen und war recht agressiv.
Unsere heutigen Pferderassen weisen jeweils Merkmale dieser Urtypen auf. So ist der Haflinger tendenziell ein Nordpferd. Das kann ich bestätigen, Tammi ist eindeutig ein Tarntier. Was sowohl an der Matschkruste, als auch am erstarrt stehen bleiben bei „Gefahr“ zu erkennen ist.
Für unsere Pferdefütterung bedeutet das erst mal: nicht alle Pferde sind auf Gras und Heu ausgelegt, einige sind eher Laub- und Gehölzfresser.
Weiß man nichts genaues über die Herkunft seines Pferdes, kann man auch aus ein paar simplen Merkmalen recht gut Rückschlüsse auf Fressverhalten und benötigtes Futter ziehen:
Kiefer: Pferde mit breiten Kiefer kauen effektiver, d. h. Sie verwerten ihr Futter besser.
Rumpf: Je runder der Rumpf, desto mehr passt rein, dazu komme ich später genauer.
Vorderbeine: Die Länge der Vorderbeine beeinflusst die Gangweise und damit den Futterbedarf. Viele kleine Trippelschritte verbrauchen mehr Energie als langbeiniges Schreiten.
Muskeln: viele Muskeln brauchen viel Eiweiß, Zink, Kupfer und Cobalt
Haare: viele Haare brauchen viel Eiweiß
Teil 2: Wie frisst mein Pferd?
Sättigungsgrenze
Die Studie, die zu dem Schluss kam, dass die Kauschlagmenge die Sättigung bestimmt, ist inzwischen widerlegt. Heute geht man von drei Faktoren aus, die bestimmen, wo die Sättigungsgrenze beim Pferd liegt.
Zum einen gibt es einen Dehnungsrezeptor im Darm. Dieser signalisiert, wann der Darm ausreichend gefüllt ist. Die Größe von Herz, Lunge, Milz und Leber richtet sich nach dem Stockmaß. D. h. ein Kaltblut mit 1,60 m Stockmaß hat ein gleich großes Herz,… wie ein Vollblut mit 1,60. Anders das Darminnenvolumen. Der Darm füllt sozusagen den restlichen Platz aus, dementsprechend hat ein rundrippiges Pferd bei gleicher Größe viel mehr Platz im Darm. Mehr Platz für Bakterien, mehr Platz für Verdauung, mehr Platz für Futter… Es passt mehr rein und das wird auch noch länger und besser verdaut. Bei schmalen Rippen verhält es sich entsprechend umgekehrt. Trotzdem sollte (auch beim rundrippigen Pferd) der Darm möglichst gleichmäßig gefüllt sein, da der Fermentierungsprozess wie in der Biogasanlage gleichförmig verlaufen muss.
Der zweite Faktor, der die Sättigungsgrenze bestimmt, ist der Blutzuckerspiegel. Sinkt der Blutzucker zu stark ab, reagieren Pferde (ähnlich wie Frauen) verhaltensauffällig…
Als drittes kommt der Temperaturrezeptor ins Spiel: bei Kälte brauchen Pferde mehr Futter. Das kann ich absolut bestätigen, wir füttern inzwischen an kühleren Tagen deutlich mehr Heu als an wärmeren, da sonst zu schnell alles weg ist oder eben Heu liegen bleibt.
Fresszyklus
Der individuelle Fresszyklus, also wann und wie lange ein Pferd frisst, wann es Pausen macht, ausruht und weiter frisst, ist genetisch festgelegt und ändert sich auch nicht, wenn wir Menschen in diesen Zyklus eingreifen. Das Pferd produziert Speichel und Magensäure entsprechend seinem eigenen Fresszyklus. Greifen wir durch Futterrationierung, feste Fütterungszeiten und ähnliches in diesen ein, wird zu viel Magensäure produziert und der Magen kann sich entzünden.
Jetzt weiß ich schon mal, dass mein Pferd eine Sättigungsgrenze und einen Fresszyklus hat, aber wie finde ich heraus, wieviel Rauhfutter mein Pferd effektiv braucht und wann? Wenn man die Möglichkeit dazu hat, kann man sein Pferd mindestens 6 Stunden lang mit sehr viel Heu (vorher abwiegen) separat stellen und beobachten. In den 6 Stunden dokumentiert man den Fresszyklus, danach wiegt man das übrig gebliebene Heu. Das rechnet man auf 14 Stunden hoch und weiß zumindest schon mal, wann und wie viel das Pferd frisst, wenn es kann wie es möchte.
Teil 3: Und was und wie fütter ich jetzt?
Wirklich schön, das alles zu wissen, aber was fange ich mit dem Wissen an? Leider hat alles was jetzt kommt ziemlich viel mit selbst denken und rechnen zu tun. Nachdem ich weiß, wie viel Rauhfutter mein Pferd frisst, lasse ich mir die Heuanalysewerte meines Stallbetreibers geben (leider muss ich das selbst machen).
Danach rechne ich aus, wieviel mein Pferd wovon braucht, stelle dem gegenüber, wieviel in der gefütterten Rauhfuttermenge drin ist und ergänze den Rest mit Kraftfutter. Oder, wenn zum Beispiel mehr Energie im Rauhfutter drin ist, als mein Pferd braucht, ersetzt ich einen Teil Gras/Heu durch kalorienärmeres Rauhfutter (z.B. Stroh und Gehölze). Ganz einfach…
Bedarf ermitteln
Hier muss ich auf Literatur verweisen: in „Purzel speckt ab!“ von Constanze Röhm wird es genau erklärt, ich kann‘s nicht. Ich habe mir im Kurs lediglich Tammis Bedarf notiert:
Energiebedarf ca 40-65 MJ ME
Eiweißbedarf ca 355 g dünndarmverdauliches Eiweiß
+ 10% für viele Haare und noch mal + 10% für viele Muskeln,
macht zusammen 425g
Bedarf an Mengen- und Spurenelementen: Die Grundwerte finden sich in der gängigen Literatur oder im o. g. Buch (das nebenbei bemerkt auch sehr unterhaltsam zu lesen und als Nachschlagewerk extrem hilfreich ist). Diese Grundwerte passe ich noch entsprechend der Eigenheiten meines Pferdes (viele Haare, viele Muskeln,…) an.
Um es nicht zu einfach werden zu lassen, noch ein paar Dinge, die es zu bedenken gilt:
Vitamine sind nicht lagerfähig, d.h. gegen Ende des Winters und vor Beginn der Weidesaison enthält das Heu weniger Vitamine. Mit Beginn der Weidesaison kommen frische Vitamine über’s Gras rein, auch wenn parallel noch Heu aus der Vorjahresernte gefüttert wird.
Ein Pferd kann 2g Stärke pro 1kg Körpergewicht verwerten, wenn es auf zwei Mahlzeiten verteilt wird. Mehr füttern bringt nix.
Milchprodukte kann ein Pferd nicht verwerten!!!
Maximal 2-4g Gehölze pro kg Körpermasse füttern, macht etwa 1,5 kg pro Tag.
Muss man von Heu auf Gras umrechnen (auch das noch) gilt folgende Faustregel: Trockenmasse von Gras = 15%
Füttert man Heu aus zu engmaschigen Heunetzen, braucht das Pferd sehr viel länger, um seine Sättigungsgrenze zu erreichen. Um satt zu werden, nutzt das Pferd dann seine Schlafzeit zum Fressen und es kann zu Übermüdungserkrankungen kommen.
Bei Kotwasser/Durchfall hat das Pferd einen erhöhten Nährstoffbedarf (in der Bedarfsrechnung berücksichtigen), da normalerweise am Ende des Dünndarms die zur Verdauung benötigen Nährstoffe wieder zurück gewonnen und wiederverwertet werden. Das funktioniert bei Durchfall/Kotwasser eben nicht.
Ich hätte dann noch Infos, die es etwas einfacher machen (na endlich):
Luzerne enthält viel Eiweiß und wenig Kalorien, geeignet für haarige Pummelchen.
Mineralfutter von regionalen Herstellern ist auf die lokalen Böden und das darauf wachsende Heu abgestimmt. Damit könnte man ohne viel Rechnerei richtig liegen.
Teil 4: Magen-Darm-Erkrankungen frühzeitig erkennen
Den Teil, wie man eine Magen-/Darmerkrankung frühzeitig erkennt, fasse ich kurz. Ich möchte jeden dringend bitten, einen Tierarzt zu fragen, wenn sich das Pferd auffällig verhält, ein Blogbeitrag kann keine Diagnostik leisten!
Mögliche Erkennungszeichen für Magen-Darm-Erkrankungen sind:
- Axthieb
- Taktfehler
- Eingezogener Bauch
- Schmerzgesicht
- Kopf-Arm-Muskel angespannt
- Unspezifische Lungenprobleme
- Schmerzen beim Gurten
- Pferd versucht die linke Seite „kurz“ zu halten
Jedes dieser Anzeichen kann aber auch andere Ursachen haben, also bitte wirklich genau hinschauen und im Zweifel eine Fachfrau / einen Fachmann fragen..
Nette Nebeninfos
In der Anweidezeit das Pferd möglichst viel bewegen. Kotwasser im Frühling beim Anweiden ist normal. Futter ggf. anpassen (siehe oben). Eine häufige Ursache von Kotwasser ist Bewegungsmangel. Ist es nach zwei Stunden reiten besser, kann man mal in diese Richtung denken.
Wasserspeicherkapazität: rundruppige Pferde können im Darm Wasser speichern. Deshalb sehen sie nach der Weide oft so aufgebläht aus. Ist aber nur Wasser. Schmalrippige Pferde können das nicht. Selbstverständlich sollte allen Pferden immer frisches Wasser zur Verfügung stehen, aber bei den schmalrippigen ist das noch mal wichtiger.
Pferde dürfen schwitzen. Es ist weder ungesund, noch besonders belastend oder sonstwas, sondern schlicht und ergreifend normal. Aber warum schwitzen manche Pferde mehr als andere? Das liegt daran, dass manche Pferderassen eine Unterhautfettschicht haben. Diese ist genetisch vorbestimmt und sehr wichtig zum warm halten der Muskeln und sollte nicht wegtrainiert oder -diätet werden! Der Aufbau der Haut ist bei diesen Rassen (z.B. Norweger): Fell, darunter Fett, darunter Muskeln und Adern. Bei Pferden ohne Unterhautfettschicht ist der Aufbau: Fell, Adern und Muskeln. Liegen die Adern direkt unterm Fell, lässt sich der Körper allein schon durch starkes Durchbluten dieser Adern gut kühlen. Unsere Unterhautfettschichtpummelchen müssen stattdessen halt schwitzen. Scheren sollte man trotzdem so wenig wie möglich. Das Schwitzen schüttet Hormone aus und regt damit den Fellwechsel an. Geschorenen Pferden fehlt dieser „Schwitzimpuls“ und der Fellwechsel dauert länger.
Manche Rassen treiben es mit dem warm halten noch weiter. Sie können im Winter ihre Haut um 1 mm verdicken. Das nennt man Epidermisverdickung. Im Frühjahr schuppt das auf ein mal ab. Auch wenn dieses Thema ganze Foren und Mittel dagegen ganze Regale im Pferdefachmarkt füllen: man kann und muss nichts dagegen tun, es ist normal.
Fragerunde
Die Chance, Constanze ein paar Fragen zu stellen, habe ich gerne genutzt.
Meine erste Frage bezog sich auf den Fitnesstest („Purzel speckt ab“ S.104ff): Wie dokumentiere ich die Pulswerte während des Reitens? Mit der Diktiergerät-Funktion vom Handy.
Dann wollte ich gerne wissen, wie ich eine Heuanalyse mache, wenn das Heu von verschiedenen Wiesen/Lieferanten kommt? Die Lösung ist eine Mischprobe. Man nehme Proben von verschiedenen Ballen, aus verschiedenen Schichten (das kann man mit einem Ampferstecher aus den Ballen raus holen, ist ein ziemlicher Kraftakt, hab ich schon gemacht). Wichtig ist, dass die Ballen abgelagert sind. Im ersten Jahr testet man auf alles, im zweiten ohne Spurenelemente (die bleiben ähnlich) und im dritten nur noch auf ME (Energie) und bvXP (dünndarmverdauliches Rohprotein).
Auf die Frage, wie wir Stroh ins Futtermanagement integrieren können, haben wir leider keine realisierbare Lösung gefunden, aber das ist ja auch sehr spezifisch und hätte im Rahmen des Kurses zu weit geführt.
Mein persönliches Fazit
Es war ein sehr schöner, spannender aber auch anstrengender Tag. Wer Constanzes Bücher kennt, weiß, dass sie unglaublich spannend und witzig schreiben kann und „live“ ist es nicht anders. Gleichzeitig ist der Anteil an fundierten Informationen sehr hoch und man möchte sich das natürlich alles gerne merken! Mein Kopf hat gequalmt und ich bin müde aber zufrieden nach Hause gewankt.
Da Wissen allein das Pony nicht satt macht, hier meine persönliche To Do Liste aus dem Kurs:
- Eine Heuanalyse machen lassen.
- Herausfinden, wie viel mein Pony frisst.
- Mit den Ergebnissen der Analyse das Mineralfutter auswählen.
- Sehr wahrscheinlich Eiweiß (Luzerne) zufüttern.
Ich habe natürlich nur das mitgeschrieben, was für mich interessant und relevant ist. Es ist also nur ein kleiner Ausschnitt aus dem Kurstag und ich würde auch nicht ausschließen, dass ich was falsch verstanden oder wiedergegeben habe. Trotzdem hoffe ich, dass es interessant zu lesen war. In diesem Sinne: frohes Rationsberechnen 😉
Holleuffers Gebisstechnik
Am Wochenende habe ich den Lehrgang „Gebisstechnik“ von Karl-Friedrich Holleuffer und seiner Frau Inge von Holleuffer besucht und es gab ein paar Aha-Momente und auch spannendes, das sich zu merken lohnt.
Zunächst hat mich sehr überrascht, dass auch bei der Wassertrense Druck im Genick entsteht, wenn man am Zügel zieht. Physikalisch erklären kann ich das nicht, habe es aber am Modell selbst deutlich gespürt.
In weiteren Fühl-Experimenten sind wir davon ausgegangen, dass unsere Handfläche ähnlich fühlt, wie beim Pferd Zunge und Laden. Auch die Breite ist in etwa vergleichbar. So haben wir mit unterschiedlichen Gebissen identischen Zug auf unsere flache Handfläche gebracht. Deutlich am unangenehmsten war dabei das doppelt gebrochene Gebiss!
Ebenfalls überrascht hat mich, dass Mischmetalle wie z. B. Aurigan im Verdacht stehen, die Selbstheilungsprozesse im Zahn des Pferdes zu behindern und es Vermutungen gibt, dass auch Probleme im Dünndarm von diesen Mischmetallen kommen können.
Werden an einem Gebissstück Edelmetalle und Nicht-Edelmetalle kombiniert, entsteht ein Elektronenfluss, was dem Pferd unangenehm sein kann.
So macht schon das Material einen großen Unterschied. Die Auswahl an Formen ist schier unendlich und schon kleine Veränderungen verändern die Wirkung. Z. B. übt das Baucher-Gebiss mit seinem kleinen Oberbaum nahezu keinen Druck auf das Genick aus.
Auch das Pferdemaul verändert sich, so stehen beim jungen Pferd die Schneidezähne steiler, zwischen Ober- und Unterkiefer ist mehr Platz. Im laufe des Lebens stehen die Zähne immer weiter vor, es bleibt weniger Platz für das Gebissstück.
Haltung und Fütterung beeinflussen die Zunge: viel Rauhfutter kräftigt die Zunge, da sie ein Muskel ist, wird sie dadurch dicker und kann das Gebiss besser abpolstern, es kommt weniger Druck auf die Laden.
Kein Pferdekopf ist exakt symmetrisch und es gibt Wassertrensen, deren zwei Teile nicht nur unterschiedlich lang, sondern auch unterschiedlich dick sind. Man muss sie dann nur seinem Pferd „richtigrum“ ins Maul legen. Herr von Holleuffer empfiehlt, die Chance zu nutzen, wenn der Pferdezahnarzt das Pferd sedieren muss, sich das Maul seines Pferdes mal von innen zeigen zu lassen. Ggf. kann man sogar verschiedene Gebisse rein legen und schauen, ob sie gut im Maul liegen.
Schön bebildert hat Herr Holleuffer die Muskelkette von der Zunge zum Kreuzdarmbein gezeigt. Verspannungen in der Zunge führen zu Taktfehlern in der Hinterhand.
Jetzt geht‘s weg vom eigentlichen Gebissstück und hin zum Reithalfter und hier gab es eine echte Überraschung für mich: der Nasenriemen (nicht das Sperrhalfter!), in meiner Gedankenwelt gaaaanz böse, ist gar nicht so böse. Richtig verschnallt verteilt der Nasenriemen den Druck am Kopf und stabilisiert den Unterkiefer. Der Unterkiefer und die Kaumuskulatur müssen ohne Nasenriemen allein gegen das Gebiss „gegenhalten“. D.h. wenn ich in der Grundausbildung mit leichter Anlehnung reite, kommt dieser Zug allein beim Unterkiefer an, ich stelle mir das recht anstrengend vor. Mit Nasenriemen kann das Pferd den Kiefer leicht öffnen und die Zügelkräfte verteilen sich am Kopf.
Mit dem Nasenriemen lässt sich sogar die Kopfhaltung beeinflussen! Ist er unterschiedlich breit, verteilt sich auch der Druck unterschiedlich. Ein Nasenriemen, der auf dem Nasenrücken schmal ist und am Unterkiefer breit und weich gepolstert, gibt mehr Druck auf den Nasenrücken und zäumt bei. Umgekehrt (hinten schmal und vorne weich und breit) ist er für Pferde geeignet, die zum einrollen neigen.
Wie stark der Unterkiefer das gesamte Gleichgewicht beeinflusst, haben wir wieder im Selbstversuch ergründet: entspannt hinstellen, Augen schließen und dann Unterkiefer vor, zur Seite, nach hinten schieben. Der ganze Körper folgt dieser kleinen Bewegung. Spannend.
Dem Gipfel der Tierquälerei, dem Hannoveranischen Reithalfter, kann Herr Holleuffer einige gute Eigenschaften nachweisen: richtig verschnallt (!) und überall gleich breit ist es sehr angenehm für das Pferd. Der Druck wird ohne Hebel gleichmäßig verteilt und bei jungen Pferden kommt es nicht an evtl. neu wachsende und schmerzende Backenzähne. Zum Glück ist meine Maus schon 10 Jahre alt und die Backenzähne alle da. Ich weiß nicht, ob ich mich mit einem Hannoveranischen anfreunden könnte…
Auch eine nette Anregung: Kopfstück und Gebiss immer mal wechseln, wir tragen ja auch nicht jeden Tag die gleichen Schuhe.
Interessante Randnotizen: Beim Reiten produziert und schluckt das Pferd weniger Speichel als beim Fressen (irgendwie logisch). Das führt dazu, dass beim Reiten die Magensäure steigt. Eine Pause mit grasen spätestens alle 2 Stunden fördert also nicht nur die Motivation vom Pony ungemein, sondern ist auch noch gesund 🙂
In diesem Sinne mache ich jetzt auch eine Pause (aber nicht mit grasen, sondern mit schlafen). Wenn es mich noch mal packt, liefere ich die restlichen spannenden Fakten aus meinem Kurstag nach…