Dieses Jahr habe ich mir einen seit 2012 gehegten Traum erfüllt: ich habe über den Reiseveranstalter ReNatour den Planwagen-Urlaub in den Vogesen gebucht.
Es war absolut großartig!!!
Die Anbieter vor Ort, Corinne und Thomas, kümmern sich nicht nur mit viel Leidenschaft und Herzblut um ihre Pferde, sie verfügen auch über viel Fachwissen und Kompetenz. Ihre Pferde sind gesund, freundlich und dem Menschen zugewandt. So hatten wir viel Freude mit ‚unserer‘ Stute „Calypso“. Ich habe es sehr genossen, sie eine Woche zu versorgen und zu verwöhnen und scheinbar hat auch sie es genossen, denn häufig kam sie uns auf der Weide bereits entgegen. Auch das Geschirr der Pferde ist fachgerecht angepasst und wird sorgfältig gepflegt, was es den Pferden überhaupt erst möglich macht, ihren ‚Job‘ gut zu machen. Und das machen sie: egal ob entgegenkommender Traktor auf enger Landstraße, überholende Autos oder tieffliegende Jets, Calypso hat die Nerven behalten.



Trotz 20 Jahre Pferdeerfahrung habe ich noch nie auf dem Kutschbock gesessen und fand das Fahren sehr anspruchsvoll. Es ist volle Konzentration gefordert und ich war froh, nach der ersten Etappe (2 Stunden bis zur Mittagspause) die Leinen an meinen Mann übergeben zu können. Das ein- und ausschirren ist uns dagegen sehr leicht gefallen und auch das ein- und ausspannen ging uns gut von der Hand. Bei beidem kam uns natürlich sehr zu Gute, dass wir routiniert zusammenarbeiten und beide viel Pferdeerfahrung haben. Die Pferde sind jedoch so ruhig und freundlich, dass auch Menschen mit weniger Erfahrung gut zurecht kommen. Beim Fahren selbst ist Erfahrungen mit Pferden garnicht so entscheidend, es braucht gute Nerven, einen aufmerksamen Blick auf Umgebung, Straße, Verkehr, Pferd und Wagen gleichzeitig, ein gutes Gefühl für die Bremse und wenn man regelmäßig Auto mit einem Anhänger fährt, hilft das enorm, die Kurven richtig anzufahren.


Die Anweisungen von Corinne und Thomas sind klar, eindeutig und gut zu befolgen. Wenn man sich daran hält, wird man viel Freude an der Tour haben. Wann immer es während der Tour ein Problem gab, waren sie erreichbar und sind sofort gekommen.

Sowohl die Stationen zur Übernachtung, als auch die Pausenplätze sind gut gewählt. Die Landschaft ist traumhaft und die Pferde können jeweils gut versorgt werden und die Nacht auf der Weide verbringen.






Wir waren mit dem Holzwagen unterwegs, meiner Ansicht nach der Beste der drei Wagentypen. Ich habe mich in unserem fahrenden Heim sehr wohl gefühlt. Lediglich große Menschen werden mit den Betten wenig Freude haben (bitte vorher unbedingt die Angaben zu den Abmessungen durchlesen). Es lohnt sich, am Abend ggf. den Wagen von Hand noch ein wenig zu rangieren, bis er ganz gerade steht. Wir haben das versäumt und gelegentlich eine unruhige Nacht verbracht, weil wir irgendwie schief lagen.






Zu Beginn der Tour haben wir eine Mappe mit den Wegbeschreibungen der Tagesetappen, sowie jeweils einer Karte erhalten. Beides so groß gedruckt, dass ich es problemlos ohne Brille (Altersweitsicht) lesen konnte. Für mich absolut genial, denn das Handy habe ich eine Woche lang kaum angefasst, was eine sehr entspannende Wirkung hatte und auch das Gefummel mit der Brille blieb mir erspart.

Neben den vielen Dingen, die Corinne und Thomas so klug geplant haben, gibt es natürlich auch Faktoren, die sich nicht beeinflussen lassen. Und da hatten wir unfassbar viel Glück: das Wetter war perfekt, weder zu warm noch zu kalt. Mit uns gemeinsam sind zwei weitere Familien auf die Tour gestartet und wir haben uns mit beiden Familien auf Anhieb sehr gut verstanden. Unsere 5-jährige Tochter hat sich sofort mit einem ebenfalls 5-jährigen Mädchen befreundet, sonst wäre die Tour für sie wohl recht langweilig geworden. So waren wir alle glücklich und zufrieden, haben gemeinsam gegessen und die Pausen und Abende genossen, geredet, gelacht, uns gegenseitig unterstützt und einfach viel Spaß gehabt!








Noch ein kleiner Hinweis: Obwohl die Pferde freundlich und ruhig sind, sind es sehr große lebendige Wesen und kein Kinderspielzeug. Kinder können mit ihnen nicht so viel ‚machen‘, wie sie es sich bei Buchung der Reise vermutlich erträumen. Denn wenn die sanften Riesen mit ihren tellergroßen Hufen und knapp 1 Tonne Gewicht auf einem Kinderfuß stehen, ist die Reise vorbei (ich hatte bequeme Stahlkappenschuhe dabei, was durchaus empfehlenswert ist. Für Kinder unbedingt feste Wanderschuhe einpacken.). Und auch das netteste Kaltblut möchte beim geführt werden gerne ein paar Grashalme naschen, was ein Kind mit seinen ca. 25 kg kaum verhindern kann. Trotzdem würde ich die Reise für Familien mit (am Besten mehreren) Kindern absolut empfehlen. Überall gab es für die Kinder spannendes zu entdecken: die Kleinen haben mit Schnecken gespielt, die größeren haben Pferd gespielt, Flüsse laden zum Baden ein, Esel können gestreichelt werden und ja, unter Aufsicht eines Erwachsenen können die Pferde natürlich gefüttert, gebürstet und geschmust werden!





Für mich persönlich war es spannend herauszufinden, wie ich mit einem fremden Pferd in fremder Umgebung zurecht komme. Zwar habe ich am Stall regelmäßig neue Pferde, die ich in der ersten Woche zur Weide führe und auch sonst etwas genauer im Blick habe. Aber zu Hause bin ich diejenige, die den ‚Plan‘ hat und kann dem neuen Pferd die Sicherheit vermitteln, dass ich weiß, wie es bei uns läuft. In Frankreich auf dem Kutschbock habe ich keinen Plan. Kann ich einem Pferd trotzdem genug Sicherheit vermitteln, so dass es mir vertraut?



Calypso hat es mir leicht gemacht: sie war offen, zugewandt und meiner Tammi vom Typ sehr ähnlich (Thekla hat sie ein paar Mal versehentlich „Tammi“ genannt). So hatte ich von Anfang an das Gefühl, dass wir eine gute Basis finden.



Am ersten Tag war Calypso ein wenig scheu beim Einsprühen mit dem Fliegenspray. Auch beim Einspannen hat sie kurz gezögert. In unserer ersten Mittagspause war sie recht angespannt, bis die anderen beiden Pferde da waren (wir sind immer mit etwa 30 Minuten Vorsprung vor den beiden anderen Wagen gefahren). Alles nicht dramatisch, wenn man nicht so genau wie ich darauf achtet, wäre es einem kaum aufgefallen.
In den folgenden Tagen habe ich genau auf diese Punkte geachtet: eingesprüht wurde nur, solange sie es gut akzeptiert hat. In der Mittagspause habe ich sie grasen lassen, bis die Anderen da waren und dabei immer mal ein wenig Fliegenspray gesprüht. Beim Einspannen habe ich sehr darauf geachtet, dass alle Stangen, Gurte und Ketten schnell und sanft angelegt wurden.
Schon am dritten Tag war sie in der Mittagspause auch ohne Grasen sofort entspannt, einsprühen war am Ende der Reise überhaupt kein Thema mehr und sie hat sich butterweich einspannen lassen.
Mein schönstes Erlebnis mit Calypso: am dritten Tag in der Mittagspause gab es eine recht tiefe ‚Anbindestange‘. Da Calypso noch ungeduldig auf ihre Artgenossen gewartet hat, ist sie mehrmals mit dem Vordebein über den Strick geraten. Ich bin natürlich hin und habe den Strick wieder gerichtet. Etwa eine Stunde später waren alle Pferde da und haben gedöst, wir Menschen waren auch fertig mit Essen, da schielt Calypso zu mir rüber, senkt den Kopf, hebt das Bein, zack über’n Strick… Ich also hin, Strick gerichtet. Das haben wir 3x gemacht, dann bin ich bei ihr geblieben, sie hat ihren Kopf dicht vor meinen Bauch gehalten (dann sind nämlich nicht so viele Fliegen in ihrem Gesicht) und ist sofort eingeschlafen. Das war irgendwie sehr süß und sehr berührend.
Natürlich habe ich in den nächsten Tagen darauf geachtet, dass die ‚Erziehung‘ von mir nicht weiter etabliert wird (hoch genug anbinden und für Fliegenschutz sorgen), denn wer will schon ein Pferd, dass sich dauernd im Strick verheddert.
Ich habe es sehr genossen, mich eine Woche lang nur um ein Pferd zu kümmern und nicht die Verantwortung zu tragen. Das war sehr befreiend! Außerdem hat es mir gut gefallen, ein Ziel zu haben. Jeden Tag war eine Etappe gemeinsam zu bewältigen. Am Ziel gab es für Pferd und Mensch Entspannung und das gute Gefühl, es geschafft zu haben.


Zurück zu Hause kam meine Tammi mir ganz schmal und klein vor und ein wenig vermisse ich den ruhigen Rhythmus aus füttern, putzen, einspannen, fahren, Pause, tränken, wieder einspannen, nochmal fahren, Pferd versorgen und die geselligen Abende… Doch viel Zeit für Wehmut bleibt mir nicht, hier warten neue Herausforderungen von denen ich beim nächsten Mal berichte.